
bewohnte. Es glich der Werkstatt eines Alchyinisten; in der Th at
liebte der alte Herr, — der durch einen Gehirnschlag gelähmt
sich etwas schwerfällig bewegte, -— die ärztlichen und Naturwissenschaften,
uud besass allerlei gute Instrumente, die mit Goldgötzen,
chinesischen Vasen, europäischem Porcelan, Krügen und Flaschen
jed e r Grösse und räthselhalten Inhalts bunt durcheinander standen.
In der Trach t zeichnete sich der königliche Prinz ebenso wenig vor
seiner Umgebung aus, als der Minister. Prinz K h r o m a - L u a k galt
als trefflicher Charakter und aufrichtiger Gönner der Fremden, mit
welchen er durch starke Betheiligung am Handel in stetem Verkehr
stand. Mit dem ersten Minister oder P h r a - K a l a h um hatte er 1855
den Widerstand aller anderen Grossen gegen die Freigebung des
Handelsverkehrs gebrochen und fuhr fort, deren Rechte mit Wärme
zu schützen. Herrn Pieschel bat er dringend, alle Wünsche mit
Vertrauen zu äussern; für Erfüllung wolle er sorgen. — Eben so
freundlich empfing denselben der erste Minister oder P h k a - K a la h um
T sa u P h v a S r i S u r iw o n s e S am a n t Bofts B is u d e M a h a P uRu s R a -
t r id o m S a m u t r a , der grade von einem Ausflug nach Singapore und
Penang zurückkehrte. Der vornehmsten Familie des Landes entstammt,
der Sohn des Ministers, der, bei des letzten Königs Tode
dessen Söhnen entgegentretend, mit kräftiger Hand den rechtmässigen
Erben auf den Thron setzte und jede Verschwörung im Keime
erstickte, war P h r a - K a l a h um durch Geburt und Tradition zum
Lenker des Staates berufen, den er rasch in die Bahn des Fortschrittes
zu treiben suchte. E r galt für den einflussreichsten Mann
des Landes und soll eben so eifrig nach Reformen im Inneren, als
nach Erweiterung der auswärtigen Beziehungen gestrebt haben.
Die Beseitigung der im despotischen System begründeten Missbräuche,
unter denen das Volk siechte, mochte unmöglich sein. Von der
Wahrhaftigkeit seiner Wünsche auch nach dieser Richtung erhielten
Sir John Bowring und andere Fremden den günstigsten Eindruck,
während viele ihm wohl den freien Blick und Verstandesbegabung,
nicht aber den redlichen Willen zuschrieben, das Volk zu heben.
Als Herr Pieschel den K a l a h u m besuchte, wurde in der
Vorhalle von dessen Palast eben Gericht gehalten: der Richter, ein
alter hagerer Mann, thronte auf erhöhtem Sitz, während die P a rtheien,
Anwälte und Gerichtsdiener ehrerbietig am Boden kauerten.
Als der K a l a h um zum Empfang seines Gastes heraustrat, warf sich
auch der Richter nieder und berührte mit dem Antlitz den Staub.
Die Wohnräume waren mit europäischem Luxus eingerichtet: am
Fussboden kostbare englische Teppiche, an den Wänden grosse
Spiegel, — ein Geschenk der Stadt Hamburg, — auf Tischen und
Consolen prächtige Stutzuhren, Lampen, Candelaber und Vasen. —
Ehe Herr Pieschel aufbrach, führte ihn der K a l a h um z u seiner Gemahlin,
die im Garten war. In einer Halle lag eine Schaar dienender
Mädchen vor dem Ruhebett hingestreckt, von welchem Ihre
Excellenz eben aufstand; neugierig blitzten die grossen kohlschwarzen
Augen den Fremden entgegen. In der Tracht unterscheiden
die Frauen sich nur dadurch von den Männern, dass sie statt der
Jacke einen Shawl um Brust und Schultern schlagen; selbst die
Haartracht ist dieselbe bis auf zwei kurze Büschel, welche die
Frauen an den Schläfen stehn lassen.
Capitän Jachmann und die Officiere der Thetis hatten am
26. November die Eh re , von Seiner Majestät dem Ersten König
P i ir a - B a t S o m d e t s P h r a P a r a m e n d r M a h a M o n k u t P h r a K om K l a u
T sa u Yu H u a in einer Privataudienz empfangen zu werden. Am
9. December kehrten sie auf die Fregatte zurück.
In B a n k o k erregte damals das Auftreten des kaiserlich französischen
Consuls Comte de Castelnau grosse Unruhe. Dieser hatte —
nach Mittheilungen des Prinzen K h r o m a - L u a n — am 8. November
eine Note an den P h r a - K l a n gerichtet, welche zu peinlichen E rörterungen
über die Stellung des S iam tributpflichtigen Reiches
K am b o ja führte. Die Erfüllung der französischen Forderungen hätte
den König von S ia m tief gedemüthigt und seine angestammte Oberhoheit
über K am b o ja beeinträchtigt; Prinz K h r o m a - L u a n und die
Minister sprachen darüber mit Bitterkeit und leisteten zähen Widerstand.
— Anfang December kam nun die Nachricht nach B a n k o k ,
dass französische Streitkräfte die an der Küste von K am b o ja gelegene
Insel P u l o K o n d o r e besetzt hätten, welche früher der englischostindischen
Compagnie gehörte, nach Vertreibung ihrer schwachen
Garnison durch die Eingebornen von derselben aber aufgegeben war.
Für Frankreich war die Insel; welche den directen Weg von S iam
nach China beherrscht, bei der Hafenlosigkeit der cochinchinesischen
Küste strategisch von grösser Wichtigkeit. — Die Nachricht von
diesem Schritt erregte in S iam doppelt peinliches Aufsehn, weil sie
mit einem Vertragsbruch von französischer Seite zusammentraf: am
9. December erschien nämlich in B a n k o k der von der französischen
Regierung gecharterte und als Kriegsschiff ausgerüstete Dampfer