
T s a n - t s u '- p u wurde nun von Li und Gordon eingeschlossen,
leistete aber tapferen Widerstand, bis der F u - t a e allen Ueber-
läufern — ausser dem in der Festung commandirenden Hu - w a n .—
vollen Pardon versprach. Da kamen Deserteure zu Tausenden.
Am 11. Mai wurde die Stadt erstürmt. Von der Garnison — noch
20,000 Mann — Mess der F u - t a e 1500 Mann aus K u a n - t u n und
K u a n - s i , die als Räuber und Marodeure galten, mit dem H u- w a n
hinrichten.
Um diese. Zeit gelangte eine Note der englischen Regierung
nach S h a n g - h a e , in welcher die Beurlaubung von Linienofficieren
zum Dienst gegen die T a e - p i n verboten wurde; ihre Aufgabe war
aber gelöst. K i n - t a n und H a k - y a n ergaben sich gleich nach dem
Fall von T s a n - t s u ; Klan- n a h war fast ganz von Rebelleu gesäubert
[und S h a n g - h a e vollkommen gesichert. N a n - k i n musste,
vom Generalissimus T s e n - k w o - t s u n belagert, in Kurzem fallen;
der Bewältigung von W u - t s u , am Süd-Ufer des TAi-HO-Sees,
war Li mit 39,000 europäischen Gewehren, schwerem Geschütz
und reichlicher Munition vollkommen gewachsen. Das. waren die
einzigen noch von den T a e - p i n besetzten Plätze. Unter diesen
Umständen musste auch die chinesische Regierung die Auflösung
der Siegreichen Heerschaar wünschen, welche Gordon Ende Mai
1864 in K i n - s a n bewirkte. Die hohe Achtung der kaiserlichen Behörden
bewies die ungesäumte Gewährung der grossen Summen,
welche er zu Belohnung seiner Officiere und Soldaten forderte;
letztere wurden in ihre Heimath, die Officiere nach S h a n g - h a e
entlassen, bis auf einige, welche in der kaiserlichen Artillerie
Dienste nahmen. — Die Siegreiche Schaar unter einem unbewährten
Commandeur fortbestehen zu lassen, schien sowohl den Fremden
als den Chinesen bedenklich, da man immer noch fürchten musste,
dieselbe zu den T a e - p i n übertreten zu sehen, was zu neuen Schwierigkeiten
geführt hätte.
Major Gordon, dessen Uneigennützigkeit sich bewährte, erhielt
von der chinesischen Regierung mit einem sehr schmeichelhaften
Schreiben den höchsten militärischen Rang eines T i - tu,
den ihm zu Ehren creirten Orden des Sternes, ein Banner und die
gelbseidene Jacke, als Zeichen der höchsten kaiserlichen Gunst.
Ueber die letzten Tage des Tae- p i n -Reiches geben die Aufzeichnungen
des T s u n - w a ñ oder Treuen Königs, der an Gesinnung
weit über allen seinen Genossen stand, denkwürdige Aufschlüsse.
Der Stempel der Wahrhaftigkeit ist ihnen aufgeprägt; das brave,
bis zum Tode treue Gemüth redet aus jed e r Zeile.
Der T s u n - w a ñ commandirte den Feldzug, welcher im März
1864 die T a e - p iñ bis W a i - s u führte, zog sich, als T s a n - t s u unhaltbar
schien, auf N a n - e in zurück, das die Kaiserlichen unter
T s e k - k w o - t s u n eng eingeschlossen hatten, und gelangte glücklich
in die Stadt. Dort fehlte es schon am Nöthigsten. Der T i e n - w a ñ ,
welchen der Treue König zur Flucht zu bereden suchte, erwiedert.e
alle Berichte über die Operationen des Feindes mit erhabenen Sentenzen
über Himmel und Erde. »Ich habe die Befehle des S a n - t i
und Jesus erhalten, auf die Erde herabzusteigen und das Reich
zu lenken. Ich bin der alleinige Herr von zehntausend Völkern;
was sollte ich fürchten? Du wirst durchaus nicht um Rath gefragt
und die Regierung bedarf deiner Aufsicht nicht. Thue was
dir beliebt, ob du gehen oder bleiben magst in der Hauptstadt.
Mit eiserner Hand halte ich das Reich, die Berge und Ströme, und
wenn du mir nicht beistehst, so werden es andere. Du sagst, es
seien keine Soldaten da; aber meine Truppen sind zahlreicher als
die Ströme. Wie sollte ich den Teufel T s e ñ fürchten? Fürchtest
du den Tod, so wirst du sterben.« Der T i e n - w a ñ begrub sich,
nur auf „Ceremonien bedacht, in die Tiefen des Harem. Mit der
Gefahr wuchs seine despotische Grausamkeit: wer in amtlichen
Documenten nicht reichlich den Ausdruck »himmlisch« brauchte,
sollte von Pferden in Stücke gerissen werden; wer mit dem Feinde
verkehrte, lebendig geschunden und zu Tode gestampft werden.
Viele T a e - p iñ entkamen durch die feindlichen Linien; der T s u n -
w a ñ aber blieb seinem Namen treu, obgleich der T i e n - w a ñ ihn
ganz bei Seite schob und Alles H u ñ - d z in , dem K a n - w a ñ oder .
Schildkönig überliess, der eben so feige und grausam war wie er
selbst, der seine Person im Felde niemals exponirt h a tte , in N a n -
k iñ aber mit wildem Blutdurst zu wüthen pflegte.
Die Noth wuchs mit jedem Tage. Da der T i e n - w a ñ streng
verboten hatte, die hungernden Bewohner aus der Stadt zu lassen,
so bewirkte der T s u n - w a ñ insgeheim die Entfernung von 3000
Frauen und Kindern, welche T s e ñ - k w o - t s u n versorgte. Männer