leise flüsternden Schatten der Bäume und F a rrn , in dem er
steht, und den Hintergrund von hellem, lebhaftem, sonnen-
durchhelltem Grün, dort wo der Wald das Himmelslicht
durchstrahlen lässt. Aber das entfernte Geräusch menschlicher
Stimmen hat ihn gestört, und während sie geschäftig
ihres Weges durch den Waldpfad ziehen, die todten Zweige
unter ihren Füssen zerknitternd und die überhängenden
Zweige zurüekbiegend, schleicht er sich leise fort in die
pfadlose Einsamkeit des stillen düstern Grüns, nur die
Spuren seiner Schritte auf dem sandigen Ufer des kleinen
Baches zurücklassend zum Zeichen, dass er noch vor kurzem
hier war.
Wiederum liegt der Wald hinter uns und wir quälen'
uns den Bergweg hinan, als die Sonne untergeht und wir zu
einem Dorf kommen, welches etwa 5 Wegstunden jenseits des
Inkissi-Flusses liegt. Hier erhält man eine gute Vorstellung
von afrikanischem Leben. Alles hat das Ansehen gedeihlichen
Wohlstandes und die Bevölkerung ist ungewöhnlich aufgelegt
zu Spiel und Scherz. Ich war sogar — und das sieht
man selten unter diesen Stämmen — Zeuge verliebten Tändelns
und kosender Zärtlichkeit zwischen einem schönen kräftigen
Manne und seinem kleinen plumpen Weibe. Kinder, niedliche
kleine Kinder, spielten miteinander und machten Schmutzpasteten,
während ein Kind zusah, welches einen kleinen
Säugling tru g , der so dick als es selbst war. Ein Kind
hatte den Keuchhusten und ein anderes spielte mit einer
hübsch gemachten Schnarre. Eine Henne mit ihren Küchlein
wollte mit jener standhaften Hartnäckigkeit, die man
so häufig bei Hühnern sieht, durchaus zur Nacht sich in
das Haus zurückziehen, welches mir zur Wohnung angewiesen
war; darum fingen zwei geschickte kleine Jungen
die zehn Küchlein ganz vorsichtig ein und brachten sie nach
einem Platze in Sicherheit, wohin die alte Henne ihnen
glucksend und protestirend nachfolgte. Eine ungeheure
Masse Kürbisse, mit reifer Frucht und grossen gelben
Blüten auf einer und derselben Pflanze, und die wogenden
Maniokfelder, die strahlend im hellen Morgenlicht dalagen,
gaben der niedlichen Häusergruppe das Aussehen
von Gedeihen und Ueberfluss. In diesem Dorfe lagen vor
‘vielen Wohnungen mächtige Holzklötze, roh bearbeitete
Baumstümpfe. An dem einen Ende verriethen sie kaum die
Hand des Zimmermanns', aber am ändern führten sie einen
roh geschnitzten und bemalten Kopf, von allerdings wenig
vollendeter Arbeit immerhin verriethen die wenigen Axthiebe,
welche ein menschenähnliches Gesicht hatten her-
stellen sollen, eine gewisse Geschicklichkeit und Entschiedenheit.
Es lag wirklich Charakter und Ausdruck in dieser
Gesichtsskizze und dieselbe hatte obendrein viel Aehnlich-
keit mit dem vorherrschenden Aussehen der Männer in
dieser Gegend. Ob diese Klötze, von denen viele vorwärts
geneigt vor den Thüren der Hütten lagen, in Ungnade gefallene
„Hausgötzen“ waren, oder blosse-Sitze zum Hausschmuck,
konnte ich nicht feststellen; als ich jedoch das
Wo rt fü r „Götzenbild“ aussprach und auf sie zeigte, versammelten
sich die Weiber und Männer herum und lachten
verächtlich. Ich möchte noch erwähnen, dass die Eingeborenen
sich hier „Wa-mbuno“ nennen. Die Mehrheits-
vorsilbe „w a “ ersetzt wiederum das mehr classische „ b a “ .
Hinter diesem Dorfe war alles majestätischer grandioser
Wald. Der Pfad fü h rt tief, tief hinein und die Baumwipfel
verhüllen den Himmel. Die langen geraden Lianen, gleich
Lothleinen und Pendeln von den Zweigen herabhängend,
bilden eine A rt phantastischer Architektur. Grosse weisse
Jasminblüten erglänzen wie Sterne in den düstern Gründen