Kein Zeichen thierischen Lebens. — keine Vögel, keine
Schmetterlinge; alles erschien verlassen und öde. Aber die
Stunde der Erlösung schlug bald darauf; von einer rasch
erklommenen steinigen Höhe sah ich herab auf den Lulu-
fluss, der seine braunen Fluten durch eine schöne dicht bewaldete
Schlucht herunter wälzte. W ir eilten auf ihn zu
und standen bald an seinen Ufern, aber des Zauberers Macht
war noch nicht gebrochen. Der Fluss war hoch angeschwollen
und hatte die rohe Hängebrücke von Schlingpflanzen weggerissen,
welche gelegentlich benutzt wurde, wenn die Sprungsteine
unter Wasser geriethen. So musste ich halt machen
und warten, bis meine Sansibarer nachkamen — denn ich
marschirte stets so rasch, dass ich unabänderlich an der
Spitze der Karavane mich befand und zwei von ihnen
mich über den blutrothen Strom trugen, welcher mit dem
rothen Erdreich der Hügel beladen war, welches die heftigen
Regengüsse der vergangenen Nacht durch unzählige zeitweilige
Rinnsale in den hoch geschwollenen Strom herabgespült
hatten. Am ändern Ufer des Luluflusses schien
jedermann überzeugt zu sein, dass uns nach dieser Strapaze
eine Ruhepause nöthig sei. Die Lasten wurden um den
Lagerplatz vertheilt, das Zelt ausgepflöckt und das F rühstück
zugerichtet. Inzwischen ging die Mehrzahl der Männer
hinunter zum Bade. Ich zog meine durchnässten Kleider
aus und legte sie auf grosse Steinhaufen zum Trocknen und
ging auch, um mich im Flusse abzu waschen. Das Wasser war
erfrischend kühl, aber unglücklicherweise waren-- die kleinen
schwarzen Fliegen auch da und machten jede entblösste
Stelle zum Mittelpunkt ihrer Quälereien, setzten sich scharenweise
auf die nackte Hau t und bedeckten sie mit unzähligen
kleinen blutigen Punkten. Nach einer erquickenden Ruhepause
und einem fröhlichen Mahl ging ich wieder meinen
Sansibarern voraus. Der Einfluss des bösen Geistes war nun
entschieden vorbei, der gute hatte die Oberhand bekommen.
Eine andere L u ft herrschte hier. Die niedrigen Wolken
hatten sich gehoben und fröhlicher Sonnenschein zerstreute
die allgemeine Feuchtigkeit. Im Walde, durch welchen der
schmale Pfad oder fussbreite W e g sich schlängelt, erfüllt
mich die Universalität der Schönheit mit stiller Freude.
Köstliche durchdringende Düfte von den vielen Blumen verbreiten
balsamischen Geruch; das Zirpen der Insekten und
der zarte leise Ru f der Vögel zittert kaum vernehmbar durch
die L u ft, und das Auge wird beständig entzückt durch die
Pracht der Farben und die unaufhörliche Entfaltung neuer
zierlicher Formen. Den Blick nach oben werfend sehen wir
die Himmelsbläue gesprenkelt durch ein phantastisches Litzengewirr
von Blättern, kleine Tüpfeln und scheckige Fleckchen
Sonnenlichts, das leicht über die äussern Gruppen des Laubes
geworfen ist, sich aber scheut, in die dunklen feierlichen
Tiefen des Waldinnern einzudringen. Hier ist viel thierisches
Leben zu finden. Bei fast jeder Wendung fü h rt uns der
Weg plötzlich zu einer glücklichen Affenfamilie, welche aus
den Baumwipfeln herunter gestiegen ist, um von den kleinen
am Boden wachsenden Beeren zu naschen, oder ihre gierigen
Greifer in das karmoisinrothe Mark der rankenden Kürbisse
zu tauchen. Sie fliegen an den Bäumen in die Höhe, sobald
wir herantreten, und flüchten sich, doch innerhalb
Schussweite, auf breite Nester und Gerüste von Zweigen,
welche sie sich auf dem obern Geäste gebaut zu haben
scheinen. Es wäre absolute Grausamkeit, wollte man ihr
Zutrauen misbrauchen und sie mit einer Kugel aus dem
Winchester-Gewehr herunterholen, zumal wir Vorrath an
Lebensmitteln in unsern Körben haben und augenblicklich
keines Affenbratens bedürfen. Is t man obendrein nur rück