■welche mit zusammengefalteten Flügeln von den Zweigen
herunterhängt. Durstig von meiner Mittagswanderung in
dem spärlichen Schatten der halb geöffneten Blätter sprang
ich nach einer Calebasse,- schlug sie herunter und brach sie
auf. Dann schnitt ich das blinkend weisse Mark heraus
und kaute das wohlthuende, durstlöschende, säuerliche Fleisch
aus. Die Affen sind grosse Liebhaber von diesem Mark,
weshalb die Frucht , des Baobab eben Affenbrot genannt
wird. Adansonia digitata, der „Imbundeiro“ der Portugiesen,
oder gewöhnlich der Baobab genannt (obgleich ich nicht
Weiss, woher dieser Name stammt), findet sich durch ganz
Mittelafrika, zwischen der Sahara und Kalahari-Wüste, und
eine verwandte Art kommt in Australien vor. Aeusserlich
sieht sie aus wie eine grosse Pappel, und ähnelt mehr einer
Riesenstaude als einem Baume, denn d as'In n ere des dick
ängeschwollenen Baumes besteht aus schwammigem Mark
und nicht aus festem Holz.
Die Kandelaber-Euphorbien, welche an der Angolaküste
so häufig Vorkommen, verschwinden allmählich um Ambris
herum, obgleich sie in dieser begünstigten Gegend schöner
und glatter aufwachsen und die Schmutzfarbe und Krüppelgestalt
verlieren, welche sie weiter im Süden charakterisirt.1
Die Aloepflanzen stehen überall in Blüte, und ihre schlanken
orangerothen Blütenschafte heben sich schön ab von den
gelben Orchideen und dem gelbgrünen Grase. Der Fluss bei
Ambrisette ist malerisch, seine Mangrovegebüsche sind ausnahmsweise
hübsch, und weil der Boden zu einiger Höhe
landeinwärts ansteigt, so erhält man viele schöne Ausblicke
1 Die Kandelaber - Euphorbie (Euphorbia candelabrurri, auch cana-
riensis, Wolfsmilch) kommt an der Südwestküste weiter nördlich, also
auch am Kongo, nicht vor.
auf den sich träge durch das dichte Gebüsch dahinwälzenden
Strom. Au f den knorrigen Wurzeln sitzen am Wasser
entlang viele Wasservögel und auf den steilen Flussufern
wächst eine Fülle von Gebüsch, aus welchem, gleich unserm
Weissdorn im Mai, die schneeweissen Büschel von Jasminblüten
hervorragen, welche die Luft mit ihrem balsamischen
Duft erfüllen.
Der Ambrisettefluss (d o rt Nbrisch genannt) hat einen
ziemlich langen Lauf und entspringt südöstlich von Säo Salvador
auf einem Hochlande von 800 m Höhe, von welchem
er in prächtigen Wasserfällen, welche man die Arthington-
Fälle nennt, in die Ebene hinab stürzt, um von dort in
vielen Windungen dem Meere zuzueilen. Seine oberen Gewässer
wurden zuerst von einem Baptisten-Missionar von
Säo Salvador aus besucht und beschrieben, und von ihm
sind die Fälle nach einem wohlbekannten englischen Philanthropen
benannt.
Wie Ambris der grosse Kaffeehäfen, so ist Ambrisette
schon seit langen Jahren der Ausfuhrplatz fü r Elfenbein.
Wie der Leser später ersehen wird, geht die Elfenbeinstrasse
von Stanley-Pool aus, fü h rt durch Säo Salvador
und endigt in Ambrisette. Von Ambrisette oder einer benachbarten
Niederlassung ist die Ananas längs der Handelswege
tie f in das Innere des Kongolandes eingeführt worden,
und wahrscheinlich sind Citronen, Orangen, Mais,
Zuckerrohr, Maniok und manche andere Pflanzen zu den
von den Eingeborenen gebauten Früchten ursprünglich hier
hinzugekommen, wo die portugiesischen Händler sie von
Brasilien mitbrachten u n d , den arteriellen Handelswegen
folgend, diese bis dahin armselig ernährten Völker rasch
damit versahen.
Die Eingeborenen von Ambrisette sind sehr unruhiger
Johhstoh, Der Kongo. 2