das Mittagessen stets einen unsichern Verlauf; das Beste ist,
wenn ich selber die Vorrathskiste auspacke und ihren Inhalt
vertheile; und während Mafta, der sansibarer Koch, mein
Zögling in der Kochkunst, ein mageres Huhn schlachtete,
indem er beim Durchschneiden der Kehle mit Ehrerbietuno'O
ausrief: „im Namen Allah’s “, thei’lte ich, auf einem Lagerstuhl
sitzend, das Conservengemüse, Citronensaft, Mehl,
Bu tter, Reis, Bananen, Salz und Pfeffer aus, die mit dem
gekochten Pluhn eine vollkommene Suppe abgeben sollten.
Das Fleisch wird von den Knochen gelöst und mit denselben
in den Topf geworfen, um langsam zu schmoren.
Dann werden Leber und Magen feingehackt und in die
heftig brodelnde Brühe gethan; das Resultat ist eine appetitliche
wohlschmeckende Suppe, mit welcher ein grösser Betrag
nährender Bestandtheile bequem hinuntergeschluckt wird.
Die Zubereitung einer solchen Mahlzeit dauert freilich ziemlich
lange und bevor sie mir auf meinem improvisirten Tische
von Kisten und Kasten aufgetragen wird, hat die dunkle
schläfrige Nacht alle Schönheiten des Zwielichts verschlungen.
Wie empfindlich ist das Gefühl der Einsamkeit hier!
Freilich gibt es nichts, was jemand betrüben oder traurig
machen könnte, im Gegentheil, der Gürtel von Pinsterniss
um unsere Insel gibt ihr ein trauliches Gefühl der Sicherheit
und des Eriedens, aber wir scheinen hier von allen ändern
Dingen noch weiter als von den Sternen entfernt
zu sein.
5. März. — W ir brachen mit der ersten Morgendämmerung
auf, um wenn möglich Bolobo gegen Abend zu erreichen.
Au f diesem Theil seines Laufs scheint der’ Strom,
unstreitig infolge seiner grossen Breite, ziemlich seicht zu
sein und das Boot läuft beständig auf Grund gegen die Sandbänke;
nicht einmal die Kanoes der Eingeborenen, welche
um uns herum sich bewegen, entgehen dieser Widerwärtigkeit,
so gering ihr Tiefgang auch sein mag. Es ist von
ausserordentlicher Wirkung, die Leute halbwegs über einen
breiten Flussarm gehen zu sehen, in der Absicht, den Verlauf
einer verborgenen Sandbank zu erspähen, während ihnen
das Wasser blos bis an die Knöchel reicht.
Die Berge u n d Thäler, welche bislang den Kongo einfassten,
ziehen sich von jetzt an vom Flusse zurück und
verschwinden zuletzt in dem blauen Dunkel. Eine letzte Reihe
kommt zu Gesicht und endet plötzlich in einer einsamen
Spitze, die etwas malerisch gezackt ist, und dami't beOsinnt
das grosse Becken Innerafrikas, von den Flussüfern nehmen
prächtige Wälder Besitz, Bäume von einem so erhabenen
Wuchs, dass ich die Vegetation Afrikas nirgends glaube
grösser und reicher gesehen zu haben.
Es liegen hier so viele Inseln, dass man das feste Land
kaum sehen kann, ausser in seltenen Zwischenräumen. Eine
der Inseln ist nahezu 16 km lansor.
Ein starkes Zusammenlaufen des Volks und eine fast
ununterbrochene Reihe von Dörfern auf dem östlichen Ufer
zeigen uns, dass wir in dem sehr volkreichen District von
Bolobo angelangt sind. An dem bedeutendsten Sammelplatz
von Häusern, in einem malerischen und baumreichen W in kel,
hören die Sansibarer auf zu rudern, weil sie den grossen
Häuptling dieser ganzen Gegend, Ibaka „König von Bolobo*1,
von vielen seiner Weiber begleitet zum Strande herunterkommen
sehen, um den weissen Mann zu begrüssen, der
sein Gebiet betreten hat. E r träg t einen Hut, ebenso wunderbar
wie der von Tschumbiri im „dunklen Welttheil“ Stan-
ley’s. Ibaka kommt herunter an die Wasserkante, lehnt
sich über das Boot und schüttelt mir herzlich die- Hand, worauf
wir unter häufigem „Mbote“ — das reine Zauberwort! —
J ohnston , Der Kongo. gj||