Einbuchtung des Kongo, sodass Boote in dem kleinen
Nebengewässer sicher verankert werden können. An jeder
Seite fallen Schluchten mit fast senkrechten Wänden ab,
durch welche es von drei Seiten fast uneinnehmbar wird
und blos der schmale Kücken der Hochfläche, welcher zu
den Bergen im Innern führt, vertheidigt zu werden braucht.
Durch die Schlucht zur rechten Seite der Station stürzt ein
kleiner Bach mit klarem Wasser herunter, welcher in seinem
untern Laufe viel von Krokodilen besüeht wird. An der
ändern Seite des Baches in viel geringerer Höhe als die
Station liegt die Baptisten-Mission, äusserlich sehr schön
und niedlich anzuschauen, eingebettet in schönen Gebüschen
und in unmittelbarer Nähe eines kleinen Nebenlaufs des
Stromes, aber bei alledem wie ich glaube ungesund. Es ist
einer der wenigen Plätze am Kongo, wo ich von Durchfalls
Krankheiten hörte. Einer der Missionare starb neuerdings
an diesem Uebel, welches er sich auf dieser Missionsstation
geholt hatte. Andererseits sind die Gesundheitsverhältnisse
der Hochfläche ohne alle Frage gute, die Luft
ist frisch und bewegt, wie man das unten am Flussufer entschieden
vermisst. Ich bin überzeugt, dass Stanley weise
handelte, als e r, abgesehen von strategischen Gründen, alle
seine Stationen sämmtlich so hoch als möglich anlegte.
Manjanga ist ein grösser Mittelpunkt fü r den Verkehr
mit Nahrungsmitteln. Ich habe schon auf seine reichlich
versehenen Märkte aufmerksam gemacht, auf denen man an
einem Markttage 80—90 Hühner, 50 Ziegen, Heerden von
Schafen und Hunderte von Eiern kaufen kann. Das beliebteste
Tauschmittel bilden hier blaue Glasperlen, während
Tücher und Zeuge kaum zu irgendeinem Werthe angenommen
werden. Man muss nur ja die falsche Vorstellung fallen
lassen, dass man an jedem Orte Afrikas mit jeder Sorte
von Perlen und jeder Art von Tuchen willkommen ist. Jeder
District hat seinen besondern Geschmack und seine eigene
Mode, die man zu Rathe halten muss, wenn man nicht an
dem einen Orte Hunger leiden will, trotz des Besitzes von
Güterballen, fü r welche man anderswo Königreiche kaufen
könnte. In dem einen Theile des Kongobeckens ist roth die
beliebte Farb e, in dem ändern blau, im dritten grün, und
ich bin auch zu einigen Stämmen gekommen, bei welchen
weisse Tücher alle gefärbten oder gemusterten Stoffe ausstechen.
Zwischen Vivi und Isangila erweisen sich als vor-
theilhaft rothe Taschentücher, gestreiftes Tuch, messingene
Haken, Branntwein und Draht. In Manjanga beherrschen
blaue Perlen den Markt; am Stanley-Pool messingene Stäbe.
Auf dem obern Strom werden ausser den erwähnten Artikeln
Kauris gern genommen und als Scheidemünze überall
benutzt.
In Manjanga bekamen wir infolge der überreichlich vorhandenen
Landesproducte und des Mangels an europäischen
Lebensmitteln Gelegenheit, lediglich von den erstem zu
leben und damit Zustände zu erproben, welche bei der
Kostspieligkeit und Schwierigkeit des Transports leicht ein-
treten können und unter Umständen grossen Einfluss auf
die Colonisationsbedingungen gewinnen. Im ganzen hatten
wir ■ uns wenig darüber zu beklagen. W ir hatten freilich
keinen Thee, keinen Kaffee oder Cacao, Wein, Zucker,
Butter oder Brot, aber mit geringer Findigkeit wurde bald
Ersatz fü r diese Beiträge zu europäischer Lebensweise geschafft.
Die Ziegen gaben reichliche Milch und wir tranken
sie heiss, und bildeten uns ein es Sei Thee. Palmwein war
unser einziges „starkes Getränk“, und „Kikwanga“ vertrat
in vielen Fällen das Brot. Palmöl diente zürn Braten des
Fleisches, zum F e tt am Geschmorten und als Speise fü r