welche dem Volke von Kinschascha aus der Niederlassung
der Civilisation in seiner Mitte erwachsen würden. So wurde
sein Widerstand überstimmt, und das Resultat der Besprechung,
die Erlaubniss Land zu kaufen und eine Station
zu gründen, war Stanley günstig. Dann wurden Geschenke
ausgetauscht und wir fuhren auf dem Dampfer ab, wobei
das entzückte Volk uns unzähligemal „Mbote“ nachrief,
solange bis es heiser war.
Noch einmal erhob sich Cap Kallina vor meinen Augen
und weiterhin erblickte ich die vielen Gebäude von Leopold-
ville und die den Hügel von Ntamo überragende Baptisten-
Mission. Als ich mit Stanley in dem kleinen Hafen der
Station landete und den steilen Aufstieg durch das sansi-
barer Dorf und die schönen Bananengruppen hinaufwanderte,
sah der ganze Ort so heimisch anmuthend aus, wie er im
m i ld e n Abendsonnenlicht gebadet vor uns lag, umgeben von
so vielen Zeichen der Civilisation und Bequemlichkeit, die
meinen so lange an die Wildniss gewöhnten Augen fremd
geworden waren. Aber es war doch nicht o alles unverändert
geblieben, seit ich Leopoldville zu Anfang des Jahres verlassen
hatte. Neue Gebäude hatten sich erhoben, neue Gesichter
blickten mich an und viele alte waren von der Bühne
verschwunden.
Ich verweilte nahezu zehn Tage mit Stanley zu Leopoldville
und genoss seine Gastfreundschaft aus dem Vollen. Bei
einer reichen Zahl Bücher, guter Kost und der Unterhaltung
des Gastgebers verfloss die Zeit nur zu rasch, und ich fühlte
mich in der That einsam und verlassen, als ich meine Reise
zur Küste wieder aufnahm.
W ir brauchten fü n f Tage zur Rückfahrt nach Manjanga,
wo unter dem Dach meines guten Freundes Nilis eine Weile
gerastet wurde, weil das Klima anfing an meiner Gesundheit
zu nagen und einige wenige Tage beständiger Arbeit mich
sehr anstrengten und ermüdeten. Darauf kamen wir in zwei
Tagen mit einem W alfischboot den Kongo hinunter bis Isan-
o'i]a wo ich viele alte Freunde antraf, nebst einigen neuen An-
kömmlingen, welche auf dem ege. nach dem obern Strome
waren. Hier fand ich auch den reizenden und gescheiten Abbé
Guillot, den Pionnier der französisch-algerischen Missionen an
dem obern Kongo, der einige Monate später mit dem armen
Janssen in dem tückischen Strome ertrank. Nach nur einem
Nachtlager verliess ich Isangila, um nach Vivi, der letzten Station
unserer Fussreise, zu marschiren. Obgleich es schon Mai
war, so herrschte die Regenzeit noch in voller Macht; in der
ersten Nacht diesseits Isangila bestanden wir ein fürchterliches
Regenwetter. Ausser meinen drei treuen Sansibarern
hatte ich nur einige wenige ' erbärmliche Träger, und zwar
faule und halsstarrige Kabindas. Als der Regen begann,
machten sie in der Stille auf dem Wege halt, bereiteten sich
ein Schutzdach von Zweigen und blieben für die Nacht mit
meinem Gepäck an Ort und Stelle, während ich in der Front
ihnen voraufgegangen war; ich war infolge dessen genöthigt
die Nacht zuzubringen ohne besondern Schutz gegen den
Regen und ohne irgendwelche Nahrung. Ich erreichte jedoch
endlich Vivi nach dreitägigem Marsche, ohne mich weiter
beklagen zu müssen, ausser dass ich von der Anstrengung
erschöpft war; aber die stillen Wochen beständiger Ruhe
dort Ogaben mir bald meine Kräfte wieder.
Während meines Aufenthalts in Vivi besuchte ich die
Wasserfälle von Jellala, wie ich es im dritten Kapitel beschrieben
habe, und machte einige andere Ausflüge in die
Umgegend. Als dann der Termin der Ankunft des oceani-
schen Dampfers heranrückte, schiffte ich mich in einem
Walfischboot ein, welches der Station gehörte (der kleine