tene Hute besitzen alle grossen Fürsten in diesem Theile
des obern Kongo.
Der Bildungszustand der Einwohner von Bolobo, welche
zu dem Volke der Bajansi gehören, steht auf einer höhern
Stufe als gewöhnlich im wilden Afrika angetroffen wird und
ist sicherlich rein aus sich selber hervorgegangen. Die Wohnungen,
Waffen und Hausgeräthe sind mit Kunst und Geschmack
gearbeitet, und die Leute zeigen durchweg viel
„savoir faire et vivre“. Sie sind grosse Händler und reisen
viele hundert Meüen den Fluss hinauf und hinab, um mit
Elfenbein, Sklaven und geräuchertem Fisch zu handeln.
Am heutigen Nachmittage ging ich nach einer der benachbarten
3 km entfernten Städte, wo ich ein Haus zu
zeichnen wünschte, weil die hiesigen Wohnungen in Zeichnung
und Bauart beträchtlich von denen weiter flussabwärts
sich unterscheiden, und weil ich zugleich die Lebensweise
der Einwohner studiren wollte. Die Leute empfingen mich
ganz freundlich und nahmen grosses Interesse an meiner
Arbeit; eigentlich sogar zu viel Interesse, indem einzelne
diensteifrige Freunde, ängstlich besorgt die Aussicht auf das
Haus freizuhalten, eine nicht wohlüberlegte —. _ ° Strengöeo göe^en
die harmlosen Personen ausübten, welche sich zwischen mich
und mein Object stellten. Sie schlugen ein Weib, welches
einen Knaben schlug, der einen ändern mit einem Steine
geworfen hatte, und mit einem male erhob sich grösser Lärm
um mich, in welchem ich es für gerathen hielt mich zu entfernen,
im Fall die noch immer wachsende Aufregung sich
gegen den weissen Mann wenden sollte, welcher unwissentlich
Zwietracht in ihr friedliches Do rf gebracht hatte mit
seiner verwünschten Praktik, „Bilder vermittelst eines Stabes
auf weisses Tuch zu kritzeln“. Hätte ich noch einigen-
Zweifel über das Zeitgemässe meines Entschlusses gehabt,
mich nach frischen Feldern und neuen Weiden zurückzuziehen,
so würde mein Bedenken nicht lange vorgehalten
haben, da ein freundlicher junger Mann, welcher sich ge-
wissermassen zu meinem Führer gemacht hatte, mein Skizzenbuch
mit einem entschuldigenden „Mbote“ an sich nahm, es
vorsichtig zumachte, und mich bei der Hand fasste, um mich
aus dem Haufen zu geleiten. Glücklicherweise war meine
Skizze des Hauses selber fertig und wurde ich nur genöthigt
eine Menschengruppe im Vordergründe unvollendet zu lassen.
Haus in Bolobo.
Ich versuchte meinen Rückzug als solchen möglichst zu verdecken
und blieb häufig stehen, mit den Kindern zu spielen
und die Waffen und Speere der Eingeborenen zu bewundern,
welche sich nahe hinter mir anschlossen. Indessen ich fühlte
mich gleichviel doch so höflich als möglich aus dem Dorfe
hinausgeworfen, und die Einwohner bestanden lachend darauf,
mich zu begleiten bis ich vollständig aus dem Bereich
ihres Dorfes und auf dem Wege zu meiner Station
war. Bei alledem kann ich noch von Glück sagen, dass sie
so gut waren mich n ic h t. anzugreifen. Ich war allein,