unsere Reise bis zur Station fortsetzen, während Ibaka etwas
wie unser „auf Wiedersehen“ in die Lüfte hinausschreit. W ir
können jetzt unsern Bestimmungsort auf einem entfernten
Vorgebirge unterscheiden, aber trotz der äussersten Anstrengungen
meiner Sansibarer kommen wir nicht vor dem
Abend dort an, weil wir beständig auf Sandbänken stranden
oder auf versunkenen Bäumen auflaufen.
Die Station B o lo b o 1 liegt auf der Höhe eines direct vom
Flussufer aufsteigenden Steilufers. Der Ort besteht aus
einem grossen mehrstöckigen Gebäude, welches zugleich als
Wohnung für die W-eissen und als ihre Festung im Falle
eines Angriffs dient, und aus einer Anzahl kleinerer um das
Centrum gruppirter Wohnungen, wo die Sansibarer und
Kruleute wohnen. (Kruleute, Krumanos der Portugiesen,
oder Krujungen werden in der Sprache des obern Kongo
die eingeborenen Träger und gemietheten Diener genannt;
am untern Kongo bedeutet das W o rt soviel als Sklaven.)
Diese kleine Station und ihre winzige Garnison waren kurz
vor meiner Ankunft beinahe genöthigt worden um ihre Existenz
zu kämpfen. Einige Verwandte des Königs Ibaka
hatten diesem eine kleine Zerstreuung bereiten wollen, die
ihm zugleich zum Ruhme gereichen sollte, und demgemäss
ihren Anhängern vorgeschlagen, in die Station einzudringen
und die Weissen zu massakriren. Glücklicherweise warf
sich König Ibaka dazwischen, als alle W e lt sich zum Kampfe
rüstete; die Dinge sahen deshalb jetzt ganz friedlich aus,
obwol die Befestigungen stehen blieben zur Erinnerung, welche
Zeit der Aengsten für die Colonie vorübergegangen w a r.2
1 Diese Niederlassung war die entfernteste der von den Weissen
angelegten Stationen, als ich dort war; seitdem sind aber bereits
drei Stationen noch weiter aufwärts gegründet.
2 Nach meiner Abreise von Bolobo ist es doch zum Kriege ge-
Es wohnen hier drei Europäer: Lieutenant Orban, der
Commandant der Station, und zwei kaufmännische Agenten,
ein Franzose und ein Belgier.
Bolobo ist in einer Beziehung ein widerwärtiger Platz:
Moskitos sind in so unglaublichem Grade häufig, dass es
nach Beginn der Dunkelheit zur wahren Plage wird, sich
zur Mahlzeit hinzusetzen, weil sie durch' die Hosen und
Strümpfe hindurchbeissen und die Hände obendrein durch Vergiftung
zum Anschwellen bringen. Darum ist jede angenehme
Unterhaltung in Bolobo unmöglich, nachdem der Tisch abgedeckt
ist; vielmehr eilt jeder zu Bette, um einen Moskitovorhang
baldmöglichst zwischen sich und seine Feinde zu
bringen. Einen grossen und ungewohnten Leckerbissen habe
ich m Bolobo vorgefunden, welcher nach der langen Entbehrung
mich für alle sonstigen fehlenden Dinge entschädigte
nämlich einen Ueberfluss von Kaffee und guter Ziegenmilch.
Nahrungsmittel sind verhältnissmässig selten, und was da ist
besteht aus den immer gleichen unvermeidlichen Hühnern,
Ziegen und Kikwanga.
6. März. Heute früh kam König Ibaka mit einem
zahlreichen vornehmen Gefolge zum Besuch zu uns. Nachdem
die Förmlichkeiten überstanden waren, bat ich um die Er-
laubniss ihn porträtiren zu dürfen, was auch bewilligt wurde,
ohne dass er jedoch die geringste Absicht zeigte, deshalb
stillzusitzen, denn er bewegte sich nach Gutdünken umher.
Zuletzt verfiel Orban auf ein ausgezeichnetes Mittel, den
König zu veranlassen, mir Gelegenheit zu geben, mit Erfolg
seine Züge zeichnen und mir gleichzeitig einen fremdartigen
kommen, und die belagerte Garnison ist lediglich durch die rechtzeitige
Ankunft Stanley’s gerettet worden; Stanley dämpfte den Streit,
ohne einen Schuss dabei abzufeuern.