den Elefant beständig — öfters am hellen Tage, mindestens
aber gegen Sonnenuntergang — sich seinen Weg durch die
säulengleichen Baumgruppen brechen und manche schöne
Palme vernichten, lediglich wegen dieser orangefarbigen
Datteln, nach denen er so ausserordentlich lüstern ist. Auch
kann man, wie ich bestätigen kann, sie oft in der kurzen
stillen Dämmerstunde einer hinter dem ändern aus dem
schützenden Walde nach seichten Stellen im Flusse wandern
sehen, wo sie ganze Wasserströme üher ihre trockene heisse
Hau t spritzen. Gewöhnlich kommen die Elefanten zur
Nachtzeit, besonders wenn Mondschein ist, herunter, um zu
trinken und zu baden. Ferner sieht man sie am Kongo
häufiger in der trockenen Jahreszeit, weil dann die vielen
kleinen Waldbäche eingehen, und die Elefanten gezwungen
werden, ihre Bäder in grösserer Oeffentlichkeit zu nehmen
und zu dem Zweck den Kongo aüfzusuchen. Obgleich Elefanten
viel häufiger oberhalb Stanley-Pool angetroffen werden,
so sind sie doch auch in gewissen Gegenden des untern
Stromes, besonders bei den Wasserfällen, häufig zu finden.
In der Gegend gegenüber Isangila sind oft von Mitgliedern
der Stanley’schen Expedition Elefanten geschossen, und vor
d e r Livingstone-Missionsstation zu Bansa, Manteka, 24 km
vom südlichen Ufer des Kongo entfernt, sind zu Zeiten
ganze Trupps Elefanten in langer Procession vor der Thür
des Missionshauses vorbeimarschirt, während die erschrockenen
Missionare sich hinter der geschlossenen Thür in Sicherheit
brachten.
Der grösste Fangzahn, welchen ich bisjetzt am Kongo
sah, wog 42 kg, und ein anderer von einem durch die ,San-
sibarer bei der Station Msuata erlegten Elefanten wog 35 kg.
Natürlich habe ich von Fangzähnen von dem Ungeheuern
und fast fabelhaften Gewicht von 82, ja selbst 87 kg gehört,
wobei ich nur bescheidene Beispiele dieser Wunder citire;
ich m'öchte sie aber wiegen sehen, bevor ich an diese Aussagen
glauben mag. Der grösste von mir überhaupt in
Westafrika (zu Alt-Calabar) gesehene Fangzahn wog 63,5 kg
und sah ungeheuerlich genug aus. Obgleich der Elefant sö
häufig längs des ganzen Kongo vorkommt, so Hessen, soweit
ich den Fluss hinaufgefahren bin, die Eingeborenen es sich
nie einfallen ihn anzugreifen, sondern empfingen alles Elfenbein
von den Bangala, die unterm Aequator wohnen, und
von diesen erzählten mir die Bajansi, dass sie es wiederum
von einem noch entferntem Stamme kauften; es würde mich
deshalb gar nicht überraschen, wenn jemand behauptete und
nachwiese, dass die Kaufleute am Schari und Nil sich aus
denselben Gegenden von Centralafrika mit Elfenbein ver-
sorgten, aus denen es die Kongokaufleute beziehen.
Das Flusspferd ist, wie man schon aus den vielen bisherigen
Angaben über sein häufiges Vorkommen entnehmen
konnte, eins, der gewöhnlichsten, wenigstens eins der be-
achtenswerthesten Säugethiere am Kongo. Während des
Tages zieht diese grosse Amphibie es vor, sich auf grossen
vom Wasser überströmten Sandbänken oder Untiefen aufzuhalten,
an denen der Strom so reich ist. Hier steht es
mit vielen seiner Gefährten in einer geraden Linie aufrecht
im Wasser, sodass Kopf und Rücken aus demselben hervorragen.
Sie gähnen beständig, wobei sie die Ungeheuern
Kinnbacken über Wasser erheben und Gaumen und Kehle
einen rosenrothen Abgrund zeigen. Den grunzenden Laut,
welchen sie von sich geben, und ihre starken Seufzer, mit
denen sie befriedigt über eine sekundenlange Betrachtung
eines heranfahrenden Kanoes in das warme Wasser zurücksinken,
kann man aus weiter Ferne quer über den Strom
hören. Flusspferde sehen im Wasser entschieden röthlich aus
J ohhbtoit, Der Kongo. 23