oder vielleicht ist es nichts als eine willkürliche Umbildung
der Wörter, wie man sie in Mpongwe 1 findet oder in solchen
künstlichen Dialekten, wie dem Ki-njume von Sansibar. 3
Ein Nkimba wird vor der Einweihung „Mungwala“ und
nachher „Tungwa“ genannt. Ich habe keine Ahnung von
der Ableitung dieser Wörter; vielleicht könnte eine entfernte
Verwandtschaft mit „Longwa“ („was gelernt werden muss“)
auf die Spur helfen.
Man trifft diese Nkimba unter den Kongostämmen nicht
weiter landeinwärts als bis Isangila. Zwischen diesem Ort
und Manjanga gibt es in den grossen Dörfern viele E u nuchen,
welche einem unbestimmten Phalluscnltus ergeben
zu sein scheinen, mit welchem eine Anbetung des Mondes
aufs engste verbunden ist. Sobald Neumond eintritt, führen
die Eunuchen Tänze auf und opfern ihm zu Ehren einen
weissen Vogel, und zwar stets einen Hahn: Der Vogel wird
dabei in die Luft geworfen und in Stücke zerrissen, sobald
er zur Erde fällt. Man sägte mir, dass in frühem Zeiten
ein Menschenopfer bei solchen Gelegenheiten dargebracht
sei, was in letzterer Zeit jedoch durch einen weissen Hahn
ersetzt wurde.
Ein phantasiereiches Volk, welches die Erklärung aller
physikalischen Fragen auf die Thätigkeit übermenschlicher
Geister zurückführt, nimmt ganz natürlich an, dass sie auch
1 „Unter den Aeltesten des Stammes ist eine Sprachweise im Gebrauch,
«die Ewiria oder dunkle Sage», welche von den Nichtein-
geweihten nicht verstanden wird, selbst wenn eine ganz öffentliche
Kathsversammlung stattfindet. Sie wird gebildet, indem man die
Wörter willkürlich verändert, und das Geheimniss wird keinem anvertraut,
der nicht 25 Jahr alt ist, und auch dann nur unter der eidlichen
Versicherung der Verschwiegenheit.“ Vgl. Cust, Modern Lan-
guages of Africa, II, 419.
2 Vgl. Steere, Handbook to the Ki-suahili Language.
die Krankheiten der Bosheit von Teufeln zu verdanken
haben, welche materiell wie die Verkörperung der von ihnen
erregten Krankheit dargestellt werden. Es gibt einen Pockendämon,
einen Fiebergeist, und in gewissen Tempeln um
Manjanga kann man sogar ein ekelhaftes Bild des schmutzigen
Teufels finden, welcher den unglücklichen Eingeborenen die
Syphilis gebracht haben soll; wenigstens bringen sie zu
seinem Schrein ihre Gaben, in der Hoffnung seine grausamen
Verwüstungen D zu mildern.
Von der Heilkunst haben sie wenig oder gar keinen
BeOg riff<; als Medicin dienen unbestimmte Getränke und
Pulver, die ohne Rücksicht auf ihre antiseptischen Eigenschaften
verabreicht werden, lediglich auf Grund ihrer, verborgO
enen magOischen Kräfte. Der Kranke hat sich zuweilen
einer solch heroischen Behandlung zu unterwerfen, dass er
vielleicht geheilt wird nach dem Grundsätze: ein Uebel vertreibt
das andere. Durch Opfergaben an seinem Schrein,
durch das Dazwischentreten des „Nganga“, und durch laute
Klagegebete suchen seine Freunde die Bosheit des Krankheitsteufels
zu mildern; andererseits aber bemühen sie sich
auch, geleitet von dem instinctiven Gefühl, dass „jemand“
einen Fehler begangen hat, wofür ,,,e r“ . bestraft werden
muss, denjenigen ausfindig zu machen, welcher durch schändliche
Zauberkunst den bösen Geist zu dieser verdriesslichen
Kundgebung seiner Macht angestiftet hat. Der „Nganga“
leitet, natürlich diese Untersuchung, und der Schuldige, auf
den sein Auge fällt, wird nun mit schwerer Brüche gestraft
oder bei ernsten Fällen und wenn der Angeklagte arm ist,
gezwungen, das Gottesgericht des „Giftbechers“ mit seinen
verschiedentlichen Folgen über sich ergehen zu lassen. Diese
Bakongo scheinen von Krankheiten nicht mehr als die meisten
uncivilisirten Rassen heimgesueht zu werden. Der Natur