Arachis hypogaea gewinnt. Vielleicht wird ein einfaches
Recept zu dessen Bereitung künftige Afrikareisende inter-
essiren. Man nehme einen Scheffel reifer und vorab an
der Sonne getrockneter Erdnüsse, stampfe sie zu Mus und
werfe dies in einen Kessel mit siedendem Wasser. Dann
steigt das Oel nach oben und kann leicht O abOgeschäumt und
in einem Gefäss beiseitegestellt werden. Der Rückstand
ist ein ausgezeichnetes F u tte r fü r Hühner, und das Oel
selber von' dem besten Olivenöl im Geschmack fast nicht
zu unterscheiden. In der That ist der grösste (Pheil des in
Europa verbrauchten Olivenöls nichts anderes, als das Oel
der Erdnüsse, welche massenhaft vom westlichen Afrika
nach Marseille ausgeführt werden, um dort zubereitet und,
mit wohlriechenden Oelen versetzt, unter dem Namen von
Olivenöl vertrieben zu. werden. Dieses Erdnussöl ist ein
ausgezeichnetes F e tt fü r die .Küche und fü r die Lampe.
Ich will noch eine andere vortheilhafte Verwendung dieser
Substanz bekanntgeben. Man nehme eine Anzahl Zuckerrohre,
etwa 9 — 10 Stangen, häute sie ab, schneide sie in
kleine Würfel und stampfe dieselben zu einem Brei; dann
lasse man die überschüssiog e Feuchtiogkeit abfliessen in einen
grossen Topf, stelle diesen übers Feuer zum Kochen und nach
anderthalb Stunden wird man die Freude haben zu sehen,
wie die syrupsüsse Flüssigkeit zu einer ansehnlichen Masse
zähen Gerstenzuckers umgewandelt ist. H a t man erst wie
ich einige Monate lang ohne jede andere Form von Zuckersubstanz
zugebracht, so wird dies eine angenehme Beigabe
zur täglichen Kost bilden, und wenn man den Gerstenzucker
nun im richtigen Verhältniss mit Erdnussöl mischt
und aufkocht, so erhält man höchst schmackhafte Bonbons.
Kleine Hausmittel und Abwechselungen wie diese tragen
erheblich . dazu bei, das Los des Forschungsreisenden zu
erleichtern, und manche Arten der Speisen der Eingeborenen
fü r uns geniessbar zu machen.
Ein afrikanischer Markt mit so vielen Gelegenheiten zum
Kaufen und so vielen eifrigen Verkäufern und Faulenzern
bietet ein sehr belebtes Schauspiel. Der Lärm der Stimmen
ist weithin hörbar, und wenn man den grossen offenen Platz
betritt, wo unter dem Schatten grüner Bäume vielleicht
tausend Menschen in kleinen schachernden Gruppen um ihre
Waarenhaufen vertheilt sind, so geht es lauter her als im
Papageienhause des zoologischen Gartens. Die Weiber sind
die hitzigsten Händler, sie feilschen und kreischen und überfordern
und kichern beiseite über ihren Handel, während die
schwerfälligen Männer in gutmüthiger Unthätigkeit herumlungern
oder einfältig, reihenweise, rauchend herumhocken.
Aber trotz des heftigen Zungenkampfes kommen wirkliche
Streitigkeiten selten vor. In den meisten Fällen schlichtet
ein Marktoberhaupt, vielleicht ein alter Zauberer, alle Zwistigkeiten
und bestraft dann beide Parteien so schwer, dass sie
sich hüten seinen Schiedsspruch anzurufen. Dieses Babel
dauert nur einen Tag, nachher ist fü r die weitere ein oder
zwei „Wochen“ der Marktplatz leer und verlassen; nur die
alten Weidenkörbe, Bananenschalen, Reishülsen, Maiskolben,
Federn und Eierschalen bleiben zurück als Zeugen der
grossen Versammlung, welche hier statthatte. So sieht der
grosse Markt von Isangila aus und ähnliche Märkte werden
zu Manjanga, Lutete und in der Nähe von fast allen Stan-
ley’schen Stationen abgehalten.
Bevor ich Isangila verlasse, um in meiner Beschreibung
fortzufahren, möchte ich erwähnen, dass dies der äusserste
von Kapitän Tuckey’s Expedition 1 erreichte P u n k t war,
1 Vom Jahre 181G. (D. Uebers.)