dort angestellten Engländer mehr als anderswo ihren Trost
und ihre Zuflucht zum Alkohol nehmen; aber weil es eine
der wenigen grossen Handelsniederlassungen ist, welche ich
auf meinem Wege zum Kongo angetroffen, so benutze ich die
Gelegenheit auszusprechen, Was ich als alter Afrikaner für
das brennendste und am leichtesten zu befriedigende Be-
dürfniss der englischen Faktoreien im westlichen Afrika halte
— mehr Bücher, weniger Branntwein!
K in s em b o -is t ein blühender Platz, was seinen Handel anbetrifft
; ohne Zweifel hat es viel von dem Kaffee, Elfenbein
und Gummi an sich gezogen, wefches sonst nach Ambris
gebracht wäre; denn es ist durch die Niederlassung vieler
Handlungshäuser entstanden^ welche Ambris und Portugiesisch
Afrika verliessen, um von dessen E in - und Ausgangszöllen
befreit zu werden.
“Die verschiedenen Gebäude von Kinsembo stehen alle
oben a u f einer Reihe hoher rother Klippen, welche an der
Mündung eines kleinen i Flusses in einen langen Felsgrat
auslaufen. Dieser Fluss hat natürlich eine Sandbarre, sonst
würde seine Mündung den so dringend nöthigen Hafen äb-
geben. Unter jetzigen Umständen ist das Löschen und
Laden mit beträchtlicher Gefahr verbunden, weil die Brech-
seen hier fast noch mehr zu fürchten sind, als an irgend
einem ändern Theil der Süd Westküste. Zur Zeit der „Ca-
lemma“ (so nennen die Portugiesen die schweren „Roller“,
welche dann und wann über den Atlantic daherkommen)
gewährt der Strand von Kinsembo, von oben h e ru n te r.g e sehen,
ein grossartiges Schauspiel. Woge nach Woge kommt
heran wie eine Schar Rennpferde, stürzt sich auf den-Strand,
p ra llt in die Höhe und rollt wieder zurück, einer ändern'
nachfolgenden entgegen. Zuweilen thürmen sich die Wellen
zü einer einzigen übereinander zusammen, gewöhnlich ist
aber jedesmal die dritte die schlimmste, und nachdem diese
Riesenwelle ihre Kraft erschöpft hat, tritt eine Zwischenzeit
verhältnissmässiger Ruhe ein \ welche die Bootsleute krampfhaft
zu benutzen suchen. Zu landen in einer „Calemma“
ist nach meiner Meinung weniger gefährlich als nach See
zu gelangen. Auf alle Fälle bringt beides eine „angstvolle
Viertelstunde“, voll unterdrückter Aufregung und Sorge;
Das grosse Brandungsboot, ohne Bug noch Stern, damit es
nach Belieben vorwärts oder rückwärts bewegt werden kann,
hochgekrümmt an beiden Enden und dem wachsenden Monde
ähnlich , an Gestalt, wird von einem Manne gesteuert, der in
dem nach See gerichteten Ende des Bootes steht und sich
zum Steuern eines langen Riemens bedient. E r fäh rt bis in
eine erewisse Entfernung vom Strande, wartet O O dann vor- s•ichtig
seine Zeit ab, sucht sich einen starken Roller aus, und reitet
auf ihm mit unwiderstehlicher Hast dem Strande zu, wo das
Boot sofort von den herausspringenden Ruderern angefasst
und strandaufwärts fortgeschleppt wird, bevor die zurück-
rollenden Gewässer es der Vernichtung entgegenführen.
Die Kinsemboküste ist weniger dürr als die von Ambris,
immerhin ist die Vegetation noch recht dürftig. Doch treten
zum ersten male Hyphaene- oder Dum-Palmen auf, wenn
man von Süden die Küste heraufkommt, auch zeigen sich
oben auf den Klippen seltsam verstümmelte Affenbrotbäume
oder Baobabs (welche einige Botaniker fü r eine besondere
Art halten), und eine plump aussehende Winde wuchert am
Strande vermischt mit d e r. Calabarbohne.
J In der „Spanischen See“ oder im Golf von Biscayä Wird diese
rhythmische Bewegung der oceänischen Wellen bereits 'wahrgenommen.
Die holländischen Seeleute nennen diese drei zueinander gehörigen
Seen oder Wellen „Jan“, en „zijn Maat“, ,l lin Maatsmaat“\
Vgl. auch Mrs. Gill: S ix Months in Ascension, Kap. 4, 8, 12, 22.