kleiner behender schwarzer und weisser Bruder bewohnen
die abgelegenen Sümpfe, um welche jene Mauern stolzen
Pflanzenwachsthums herumstehen, und auf den dürren kahlen
Zweigen, die sich durch die zarten verschlungenen Lianen
ihren Weg bahnen gleich wild protestirenden Armen, die
sich der umklammernden hinterlistigen Umfassung erwehren
wollen, auf diesen knorrigen weissen Zweigen hockt der
Fischadler und begrüsst unsere Annäherung mit fröhlichem,
prahlerischem Gekreisch. Ein riesenhafter „H e ld “ sass auf
Der Riesen-Königsfisclier ( Ceryle maxima).
einem Zweige im tiefen Schatten, wo er völlig unerkennbar
in den grünen Aesten und Baumstämmen ringsum hätte
sitzen bleiben können, wenn ihn nicht ein Anfall verspäteter
Furcht aus seinem Schlupfwinkel aufgeschreckt und
fast gegen den Schornstein des Dampfers getrieben hätte,
als er seine ungeheuren Schwingen rührte, um vor Angst
und Schrecken das Weite zu suchen.
Hier und da zeigte sich der Kongo mit Inselchen bestreut,
welche nur spärlich mit Bäumen bestanden waren;
und zwischen ihnen und weiterhin wirbelte und sprudelte
der Strom über die verborgenen Klippen. Bei einer dieser
Inseln hielten wir an, um den Leichter, welchen wir bisher
im Schlepptau gehabt hatten, längsseite unsers Dampfers
festzumachen, damit wir so besser eine furchtbare Wirbelströmung
überwinden konnten. Als wir um die Insel
herumkamen, sahen wir die Mitte des Wirbels mit grossen
Schaumflocken wie mit Baumwollenkugeln einen tollen Rundtanz
aufführen. Volldampf wurde befohlen und hinein gings
mit Hurrah! und hinaus, fast im rechten Winkel, sodass
einige dieser Schaumkugeln, als wären sie irregeleitete Ge-,
fangene des Zauberkreises eines Magiers gewesen, durch
unsern plötzlichen Durchbruch durch die Maschen des Netzes
befreit wurden und jetzt lustig den Strom hinabtrieben.
Oft sieht man lange Strecken niedriger Felsen im Strome,
welche aussehen wie die Reihen von Schieferplatten im Hofe
eines Baumeisters; und auf dem Strande des Flusses und
läno-s der Ufer der Inseln erscheinen Ö Sandbänke von biendend
weissem Aussehen, die offenbar oberhalb der Hochwassermarke
liegen, weil Scharen von Uferschwalben dort
ihre Nester angelegt haben. Diese niedlichen kleinen Vögel,
deren wissenschaftlicher Name Glareola 1 ist, sind in W irk lichkeit
kleine Sumpfvögel wie die Regenpfeifer und vielleicht
entfernt verwandt mit Tauben und Sandhühnchen;
einem oberflächlichen Beobachter jedoch erscheinen sie blos
als grosse starke Schwalben und gleichen diesen Vögeln
jedenfalls durch die A rt, wie sie die Insekten über der
Oberfläche des WasSers verfolgen, über welches sie niedrig
hinstreichen und ihre Beute im vollen Fluge ergreifen. Auf
dem Kongo, zwischen Isangila und Manjanga, sieht man sie
in Scharen von über 1000 Stück beisammen, welche buch-
1 Wahrscheinlich Glareola Norclmanin, die Brachschwalbe hei Brehm
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