erreichen, ferner mit knorrigen verstümmelten Bäumen bedeckt,
welche bleifarbige fast ungeniessbare Früchte tragen.
Ich würde das Wörtchen „ fa s t“ weggelassen haben, wenn
ich nicht die Sansibarer gelegentlich an ihnen hätte nagen
sehen. Diese Bäume finden sich dünn verstreut über den
Berghängen und verleihen denselben aus der Entfernung ein
buntes Aussehen. Der Unterschied in dem Reichthum des
Pflanzenwuchses, welcher sich zwischen den Bergen und
Thälern in diesem Theil von Afrika zeigt, entspringt nicht
so sehr aus dem verhältnissmässigen Ueberfluss an Feuchtigkeit,
als vielmehr aus den häufigen Grasbränden in der
trockenen Jahreszeit. Wenn diese zu gewissen Zeiten über
die Berge daherfegen, zerstören sie alle zartern Bäume, so-
dass nur diese Krüppelbüsche und schlanken Gräser wieder
aus ihren Wurzeln ausschlagen und fü r einen Sommer blühen.
Daher kommt es, dass rund um die Dörfer, deren Gärten
vor der W u th der Flammen geschützt werden soweit es
eben angeht, sich beständig reicher Wüldbestand findet, und
deren Lage in diesem Lande ganz sicher durch die Gruppen
schöner Bäume und Partieen dunkeln W aldes verrathen wird,
welche einsam die vielen Berggipfel bedecken. In allen eingeschlossenen
Thälern und Wasserläufen aber, wo die Feuer
erstickt werden, da schiesst ein Pflanzenreichthum der wundervollsten
A rt in all der wilden Ueppigkeit eines unbehinderten
Wachsthums empor. Ich habe diesen Gegenstand schon in
meiner Beschreibung der Dörfer bei Jellala berührt, und
werde in meinen Bemerkungen über die Waldregion hinter
Stanley-Pool darauf zurückkommen.
L u t e t e ist eine niedliche kleine Station, ungefähr 13 km
vom Kongo auf einer Hochfläche gelegen, welche die grosse
Elfenbeinstrasse von Stanley-Pool nach Säo Salvador und
Ambrisette beherrscht. Diese wichtige Negerstrasse entfernt
sich allmählich in südwestlicher Richtung vom Kongo. Schon
in Lutete liegt sie über 13 km in gerader Linie vom Flussufer.
Das Stück Yerbindungsstrasse zwischen Lutete und
dem Landungsplatz gegenüber Manjanga ist ganz oder theil-
weise von Stanley’s Gehülfen gebaut. Dies und das kurze
Strassenende zwischen Yivi und Isängila, zur Umgehung
der Ngoma-Fälle,- ist alles was seine Expedition bisjetzt
unternommen hat, obgleich mit Hülfe von Zeit und Menschen
Stanley hofft, einen Fahrweg von Yivi nach Stanley-Pool
anlegen zu können, dem vielleicht eine Eisenbahn nachfolgen
würde. - •
Die Station Lutete fü h rt ihren Namen von einem mächtigen
jungen Häuptling in der Nachbarschaft, welcher ein
grosses Dorf gebaut und dortiger Sitte gemäss nach sich
benannt hat. Seine Stadt besitzt schöner gebaute Häuser
als irgendeine Negeransiedelung in meilenweiter Runde, und
Lutete selbst ist ein höchst unternehmender Kamerad, welcher
oft seine Elfenbein-Karavane nach Ambrisette bis zur Küste
herunter begleitet, von wo er mit allerlei Trophäen der
Civilisation, z. B. buntfarbigen Bildern aus einer illustrirten
Zeitung und Flaschen mit Sodawasser zurückkehrt. Yor dem
letztem ist er halbwegs selbst bange und er nennt es „Teufelswasser
44; gewöhnlich macht er dem Vorstand der Station
damit ein Geschenk, welcher selbstverständlich höchst artig
die Gabe weit über ihren W e rth hinaus mit Tuch erwidert.
Die farbigen Bilder aus unsern weitverbreiteten illustrirten
Zeitungen werden in prahlerischer Weise mit der eigenen
Wohnung des Häuptlings aufgehängt. Wenn dann Lutete
irgendeinem ungehobelten Häuptling aus dem Innern zu
imponiren wünscht, so nimmt er ihn mit in seine verpalli-
sadirte Hütte und zeigt ihm „Aschenbrödel44 oder die
„Galoschen des Glücks44, wobei er ihm natürlich mit ent