vinz Angola, welche von Loanda etwa' 60 engl. Meilen entfernt
liegt. Als wir früh morgens dort anlangten, stieg
ich fü r einige Zeit aus, weil ich eine Strecke längs des
Strandes in der Hängematte zurücklegen wollte, um näher
mit dem hier an dem Meere angrenzenden Lande bekannt
zu werden, Träger sind in Ambris nicht immer leicht zu
erhalten und gerade zu damaliger Zeit war es besonders
schwer, weil der Kaffeetransport aus dem Innern nach den
Lagerhäusern der KaXifleute lohnendere' Arbeit gab als die
mühseligere Aufgabe, einen weissen Mann in der Hängematte
nachKinsembo zu tragen. Der Tag verging in verdriesslichem,
hoffnungslosem Warten im Hause eines englischen Kaufmanns,
und ich begann mich mit der Noth wendigkeit vertrau
t zu machen, mich in den unangenehmen Gedanken zu
ergeben, eine Nacht bei den Fliegen u n d . Moskitos zuzu-
brino-en, mit welchen Ambris alle Neuangekommenen be-
srü sst: indessen als die Sonne beinahe bis zum Seehorizont
herabgesunken war, stellte sich nach und nach eine hinreichende
Anzahl Leute ein, eine Hängematte wurde geborgt,
und ich schüttelte vergnügt den Staub von Ambris von
meinen Füssen und verfiel bald in den bequemen’ halb träumerischen
Zustand, welchen die schwingende Bewegung der
Hängematte hervorruft. Eine Zeit lang führte uns der Weg
am Strande entlang, so recht im Gischt der rollenden Brechseen
hin, von deren betäubendem Brüllen einem die Ohren
sausen. H ie r, geschützt vor ihrer fürchterlichen Gewalt,
au f der sichern Mutter Erd e, konnte ich mit ungestörtem
Interesse mich über den unwiderstehlichen Anprall und Rückprall
der Wogen wundern, welche alles Landen ausser in
einem Brandungsboot an diesen freiliegenden Küsten unmöglich
machen. Ein halbstündiger Trab der Leute brachte
uns an den Fluss Lodje, die gegenwärtige nördliche Grenze
der portugiesischen Besitzungen in Unterguinea. Die Mangrovegebüsche,
welche seine schmale Mündung einfassen, sind
sehr schön und malerisch und geben den zahlreichen Wasservögeln
Schutz, welche eifrig, ihre Abendmahlzeit fischten,
während wir uns rüsteten hinüber; zu setzen. Ein Kanoe
mit Eingeborenen kam vom jenseitigen Ufer und brachte uns
in zwei Fahrten hinüber; dann den Fluss verlassend mar-
schirten wir durch verschiedene schwarze und übeldünstende
Sümpfe, in denen die Zweige der Mangroven so niedrig
hingen, dass sie mich oft unters Kinn fassten und beinahe
aus der Hängematte warfen.
Als der Boden fester und härter wurdß, säumten Wälder
von „Kandelaber“ -Euphorbien, hässliche verhext aussehende
Dinger, den Weg ein, und bildeten die einzige sichtbare
Vegetation bis Kinsembo. Hier wurde ich natürlich mit
jenem cordialen Willkommengruss und der herzlichen Gastfreundschaft
empfangen, welche alle englischen Kaufleute in
Westafrika dem Fremden bieten, mag seine gesellschaftliche
Stellung oder Nationalität sein welche sie wolle.: In einem
wohnlichen luftigen Zimmer, dessen Hintergrund mit einer
Orgel, und dessen Wände mit Bildern geschmückt waren,
setzten wir Freunde von fü n f Minuten uns zu einer so
schönen Mahlzeit nieder, als die Zinnbüchsen von Kinsembo
nur liefern konnten.
In solchen Plätzen, wo eine Landesköst fast gar nicht
existirt, und ausser einem gelegentlichen Wasserbock ( Cobus
antelope) und einer Schüssel kleiner Austern nichts zu.haben
ist, leben die Europäer fast ausschliesslich von den von England
gesandten Vörräthen und befinden sich wohl dabei.
Ein Fremder an dieser Küste fühlt sich völlig überrascht
von der Güte und Mannichfaltigkeit dieser eingemachten
Speisen u n d , abgesehen von einer kleinen Schüssel Salat,