einer kahlen Hügellehne hinführt, welche keinen Anspruch
darauf macht bewundert zu werden. Schöne Landschaften
wirken mitunter so überwältigend wie die Gesellschaft ausgezeichneter
Personen — die beständige Bewunderung, zu
welcher sie hinreissen, macht müde. W ir setzten über einen
schönen kleinen Fluss und kampirten diese Nacht auf dem
darüber ansteigenden Ufer. Jedermann schien vergnügt
und zufrieden. Ich bekam ein wohlbereitetes Mittagessen
und schaute lange Zeit hernach in die südlichen Sternbilder
und den zunehmenden Mond. Die Leute plauderten und
sangen um ihre Feuer in dem glücklichen Gefühl der
Sättigung, und ich ging endlich schlafen, überzeugt, dass alle
Unannehmlichkeiten der Reise vorüber seien und der kommende
Morgen mich hübsch eingerichtet in Isangila treffen
würde. Aber der Morgen, o weht Der Himmel senkte
sich nieder und bald nach dem Abmarsch begann der Regen.
Alle Fusspfade verwandelten sich in rauschende Giesbäche
rothen Wassers; der Abstieg zum Kongo wurde zu einer
gefährlichen Rutschpartie, und bald war ich hoffnungslos
durch und durch nass, wie ich durch die sumpfigen Pfade
halb rannte halb watete, während ein beständiger Regenguss
wie ein Douchebad auf mich niederströmte. Zuletzt, als wir
um die Ecke eines Bergabhanges kamen, den wir hinunterstiegen,
sahen wir auf schwellendem Erdhügel die Station
I s a n g i l a vor uns liegen. Der Fusspfad erweiterte sich zu
einer breiten Kunststrasse, die ich hinanging, nicht ohne
eine gewisse Verlegenheit über mein wenig reputirliches
Aussehen, da ich ja nun nicht mehr in der Wildniss mich
befand. Ich musste jedoch zu allererst meine Kleidung
wechseln, um einem rheumatischen Anfall vorzubeugen, und
darum beeilte ich mich, dem Chef der Station mich vorzustellen,
welcher glücklicherweise keine weitere Erklärung
ab wartete, sondern mich eilends in ein Zimmer führte, und
sich selber so wirksam bemühte, mir frische Kleidung zu
reichen und ein warmes Bad vorzubereiten, dass nach Ablauf
weniger Minuten ich meine triefenden Kleider ausgezogen,
mich gewaschen, und trockne, wenn auch ziemlich
weite Kleider wieder angezogen hatte. Dann sass ich
beim reichlichen Mahl und trank schon eine Tasse heissen
Kaffee um die andere, als meine mit den schrecklich durchweichten
Gepäckstücken beladenen Leute einzeln nacheinander
ankamen. Den Rest des Tages brachte ich damit hin,
mich auf das Schlimmste gefasst zu machen, aber glücklicherweise
hatte meine Bagage, so schutzlos sie auch dem W etter
ausgesetzt gewesen war, sehr wenig davon gelitten. Der
Regen, welcher um 6 U h r morgens begonnen hatte, dauerte
12 Stunden ohne Unterbrechung fort; ein durchaus hoffnungsloser,
alles erweichender, wüthiger, beharrlicher Landregen
und durchaus nicht jener heftige aber vorübergehende Gewitterschauer,
welchen man sich gewöhnlich als charakteristisch
fü r die Tropen denkt.