wohin ich auf meinem Wege ins Innere zu einem mehrtägigen
Aufenthalt eingeladen war, fiel O O o ' mir die zunehmende
Dürftigkeit der Uferlandschaft auf. Die abgerundeten Grashügel
von Boma verwandelten sich in steil abstürzende
zackigO e Bergö e mit Ogrossen rothen Streifen von kahler Erde,
in deren Steinklüften nur noch spärlicher Wald vorkam.
Die anmuthigen Dum - oder Hyphaenepalmen mit ihren
fächerartigen Wedeln nehmen allmählich an Zahl ab, bis sie
endlich gänzlich verschwinden. Inzwischen wurde der Strom
immer schmäler und wand sich über manche Wirbel und
unter Wasser liegende Felsen zwischen den schroffen, steilen
Abhängen hin, die man beinahe schon Berge nennen konnte.
Ich leOg te zu M u s s u k a an,' von wo man nach Säo Salvador
abgeht, und zu N o k i, einer Handelsstation auf beiden Flussufern,
und kam endlich in U n d e r h i l l an, welches die Eingeborenen
Tundua nennen, und wo die Baptisten-Mission
sich befindet. Underhill liegt einige Kilometer von Vivi
entfernt am jenseitigen Ufer in einer wirklich malerischen
Umgebung. Der grosse Strom macht .vor der Station eine
weite Biegung und wird an beiden Ufern von sich auf-
thürmenden Bergen eingefasst, sodass er einem schönen, in
einer tiefen Schlucht liegenden Gebirgssee gleichen würde,
wenn nicht die wirbelnde schäumende Strömung den Beobachter
überzeugte, dass er es mit einem grossen Strome
zu thun h a t, welcher über die vielen Hindernisse erbost
und verzweifelt ist, die sich beständig seinem eiligen Laufe
zum Meere in den Weg stellen. In dieser scharfen Biegung
eingefangen to b t der Fluss abwärts von Vivi, von wo er
noch einen engen Durchgang zu passiren hat, indem er
gegen eine ungeheuere überhängende Klippe anprallt, die
einem in der Mitte durchgespaltenen Berge ähnlich sieht.
Derselbe erhebt sich fast senkrecht aus dem Wasser, welches
an seinem Fusse so wirbelt und kocht und siedet und rund-
läuft, dass dieses Loch von den Portugiesen der „Höllenkessel“
genannt worden ist. Die dunkelrothe Farbe des durch den
Regen von den Klippen abgewaschenen Erdreichs und der
schwarzgelbe Wiederschein in den Streifen ruhigen Wassers;
die dunkeln sattgrünen Bäume, die in den düstern Thälern
zwischen den Hügeln gedeihen; die Hügel, welche den Platz
umschliessen und erbarmungslos den Ausgang zu verschliessen
scheinen; die unsteten Gewässer und die gespenstigen Geier,
welche im Hochfluge sich schwarz und weiss gegen den
dunkeln Hintergrund abheben, — alle diese Einzelheiten
erklären den schrecklichen Namen, wenn auch die Landschaft,
die ihn erhalten hat, von einer wilden Schönheit ist,
welche der Furcht entgO eOgen wirkt.
Das kleine Missionshaus war noch im Bau, als ich dorthin
kam; hauptsächlich wird dazu, wie bei den meisten
vorübergehenden Bauten am untern Kongo, ein Material
verwandt, welches die Portugiesen Bordäo, die Engländer
„Bambu“ nennen, das in Wirklichkeit aber nichts anderes ist,
als die starken Rippen der vollausgewachsenen Wedel von
Phoenix spinosa, einer A rt Zwergpalme, die in Ueberfluss
auf den marschigen Strichen und flachen Schlammufern
wächst, welche den untern sich weitenden Stromlauf bis
zum Meere einfassen. Das Gerippe des Hauses wird zuerst
durch ein Gerüst starker Pfahle gebildet, wozu die jungen
Bäume des benachbarten Waldes dienen müssen, und zwischen
diese werden die Bambustäbe verflochten, welche dann eine
ausgezeichnete und starke Scheidewand bilden, durch deren
Ritzen die Luft frei durchstreichen kann. Underhill ist eine
niedliche Station, aber von natürlichen Hindernissen so beengt,
dass es in Ermangelung jedes Fusssteigs über die
steinigen Hügel schwer h ält, die Umgebung zu erforschen,