Höhe vom Boden aufschiesst und oben eine solche Menge
röthlich lilafarbener Blüten mit goldigem Kelche trägt, dass
kaum eine Blume der Welt ihr an Schönheit und Zartheit
der Formen gleichkommt. Diese Orchideen mit ihren hellgrünen
lanzettförmigen Blättern und ihren langen heräb-
hängenden Blütenstengeln wachsen in Gruppen von 40 — -
50 Exemplaren zusammen, oft sich wiederspiegelnd in dem
seichten Pfuhl der um ihre Wurzeln stagnirenden Gewässer
und den Vordergrund des tief dunkelgrünen Waldes mit
zartem pfirsichfarbenen Licht erfüllend, sodass nach meiner
Meinung kein Europäer es ohne Bewegung anstaunen könnte.
Die portugiesischen Kaufleute freilich, welche inmitten dieser
lieblichen Natur wohnen, beachten sie kaum und lachten über
den Eifer, mit welchem ich dieses „Capim“ — dies gemeine
Gras oder Rohr, wie sie es nennen, sammelte und zeichnete.
Gruppen einer A rt Zwergpalme, Phoenix spinosa, welche
eine halbwegs essbare trockene Dattel träg t, schützen diese
herrlichen Orchideen vor der Wegführung durch den Strom
und erscheinen als eine A rt Wassermarke, welche die F lu t
selten übersteigt; aber das Wasser dringt doch oft durch
diese schlammige und vegetabilische Schranke und bildet
innerhalb des Zauns von Zwergpalmen viele kleine stille
Lagunen, die nicht gerade ungesund zu nennen sind, weil ihr
Wasserinhalt von jeder Meeresflut ergänzt und bewegt wird.
In diesen von hohen Orchideengebüschen mit ihren langen
spatelförmigen Blättern und den weissglänzenden Deckblättern
ihrer Blütenkelche, von Schraubenbäumen, wedelnden
Oelpalmen und auf ihren vielen Wurzeln sich wiegenden,
ihre Blätter gegen den glänzenden Himmel wie gothische
Bogenfenster ausbreitenden Mangrovebäumen umstandenen
Lagunen und ihren ruhigen Flächen stillen Wassers hausen
und leben Myriaden thierischer Wesen: blaue Flusskrebse^