Inga, zwischen Vivi und Isangila, in welcher Gegend ich
öfters eine grosse braune Meerkatze ( Cercopithecus) bemerkte,
ohne deren A rt bestimmen zu können. Sie macht sich ein
grosses plumpes Nest oder eine Plattform von Stöcken auf
den obern Zweigen der Bäume und sitzt darin, indem sie
die Vorübergehenden beobachtet. Ich habe auch Gelegenheit
gehabt, durch Pelle, welche die Eingeborenen trugen oder
zum Verkauf stellten, das Vorhandensein gewisser wohl-
bekannter westafrikanischer Arten festzustellen. Auf diese
Weise wies ich das Vorkommen des schönen Diana-Affen 4,
des Pluto 2, des Abalandj 3, des Mohren-Affen 4 und des
Stummelaffen5 nach. Es ist möglich, dass alle westafrikanischen
Sippen am Kongo vertreten sind, aber sicherlich
zeigen sie sich nicht in nennenswerth grösser Anzahl. An
der Mündung des Kongo und seinem niedrigen Waldlande
scheinen Affen viel gewöhnlicher vorzukommen als weiter
flussaufwärts, wenigstens nach den von den Eingeborenen
zum Verkauf gebrachten Exemplaren zu schliessen. Dort sah
ich viele Mandrills ( Cynocephalus mormon) und Drills ( C. leu-
cophaeus') in der Gefangenschaft. Zur Zeit meines Besuchs
in dem holländischen Hause in Banana gab es dort eine
ausgezeichnete Sammlung westafrikanischer Affen, darunter o o
einige sehr schöne männliche und weibliche Mandrills. Am
Stanley-Pool hörte ich, dass man Paviane 6 gesehen habe,
und die Bewohner von Kimpoko erzählen fabelhafte Geschichten
von grossen menschenähnlichen Affen im Innern.
Der Gorilla und Schimpanse, welche am unterti Kongo
durchaus nicht Vorkommen, nähern sich wahrscheinlich dem
obern Strom oberhalb der Fälle. Ganz sicher sind den
1 Cercopithecus Diana.
3 C. griseo-viridis.
5 Colobus.
2 C. Pluto.
* Cercocebus fuliginosus.
6 Wahrscheinlich Cynocephalus.
Bateke und Bajansi einige grosse Anthropoiden-Affen bekannt,
denn sie erkannten mit lautem Geschrei eine Abbildung
des Gorilla und bestätigten wiederholt, dass er am
Nordufer des Stromes angetroffen werde. Dies ist mir öfters
von Bewohnern von Bolobo (welche, wenn sie von dem
menschenähnlichen Affen sprachen, das Wo rt „ngina“ gebrauchten),
die zufällig in Msuata vorsprachen, und ebenfalls
in Kimpoko und ändern Orten am Stanley-Pool erzählt
worden. Die Baptisten-Missionare haben gleichfalls durch
ihre Schüler vom Gorilla gehört, welche sofort sein Bild
in Wood’s Naturgeschichte aufzufinden wussten. Ich halte
es aus diesen Gründen fü r wahrscheinlich, dass der Gorilla
und Schimpanse, entweder beide oder einige verwandte
menschenähnliche Affen am obern Kongo sich auf halten und
vielleicht mit dem „S o k o “ des Lualaba identisch sind.
Periodicticus potto und arctocebus sind merkwürdige
schwanzlose Makis, welche auch am untern Kongo Vorkommen.
Der erstere wird beständig von Eingeborenen
nach Banana zum Verkauf gebracht. Beiläufig möchte ich
anführen, dass fü r einen Sammler es keinen bessern Platz
gibt als Banana. Vielleicht ist die Umgegend nicht besser
mit wilden Thieren versehen als manche ändern Orte am
Kongo, aber jedenfalls s in d , dort die Einwohner auf den
Fang geübt und bringen alles zum Verkauf, worauf sie
haben Hand legen können.
Der Galago-Maki ist am Stanley-Pool sehr häufig und
die Eingeborenen machen aus vielen zusammengenähten
Fellen „Karossen“ , die sie mit den Schwänzen verzieren.
Die Wägelchen sind sehr hübsch, aber unglücklicherweise
widerstehen die Leute jedem Versuch sie zu verkaufen,
sonst könnte man sich in ihnen ein sehr hübsches und kostbares
Andenken mit nach Hause nehmen.