ich dazu benutzen, allen künftigen Afrikareisenden zu
empfehlen, womöglich gleich morgens nach dem Aufstehen
Nahrung zu sich zu nehmen. Dazu hilft ausgezeichnet,
wenn man abends sich etwas Suppe oder Bouillon aufhebt,
und diesen Rest früh morgens aufwärmt und geniesst, bevor
man das Zelt verlässt. Es kommen in Afrika sehr viele
Erkrankungen vor, lediglich infolge unzeitigen Essens und
Trinkens, und noch viel unkluger ist es und gar nicht eines
Märtyrers würdig, sich lange Fastenperioden aufzulegen und
dem Umstande überhaupt keine Rechnung zu tragen, wie
viel und wie oft man isst und trinkt. Im Gegentheil, die
ganze Frage eines Erfolgs in Afrika hängt davon ab, wie-,
regelmässig und reichlich man seinen Körper ernährt und
zwar mit Speisen so gut als sie nur erreichbar sind. Wenn
es von euch abhängt, so lasst euch durch nichts in eurer
Mahlzeit stören; esst wenn ihr hungrig seid und hungert
wenn ihr nichts mögt. Vergesst obendrein nicht, dass in
Afrika eine trauliche Tasse Thee oder Kaffee und eine leichte
Erfrischung günstig und mildernd in Zeiten des Kleinmuths
und der Unruhe wirk t, und dass sie „ihren Mann aufrecht
h ä lt“, gerade wie von dem sprichwörtlichen Kuchen und
Wein bei Begräbnissen geglaubt wird.
Als wir unser Lager auf der Sandbank verliessen, schien
die Sonne nur halb warm herunter und der Regen fiel noch
immer, ich drängte indessen nach der neu gegründeten
Station von Kimpoko am Nordwestende des Stanley-Pool,
wo wir wenigstens fü r 1—2 Stunden Schutz und Ruhe zu
finden hofften. W ir sahen diesen Morgen viele Gesellschaften
von Flusspferden, gewöhnlich 9 — 10 Thiere zusammen.
Sie näherten sich dem Boote mit einer Kühnheit
und Zuversicht, welche bewiesen, dass vom weissen Mann
noch selten auf sie geschossen war. Die Neger jagen sie
indessen fleissig mit der Harpune. So sahen wir in einem
Flussarm, in welchem die Flusspferde sich ihren ungeschlachten
Spielen hingaben, eine Anzahl Leute nur 20 m von
ihrer Beute entfernt sich eifrig zur Jag d rüsten. Die Furchtlosigkeit
dieser grossen Thiere ist zu bewundern; man könnte
glauben man sei innerhalb eines etwas grössern zoologischen
Gartens, und wenn sie von Zeit zu Zeit ihre ungeheueren
Mäuler öffneten, ihre blendend weissen Fangzähne zu zeigen,
suchte ich unwillkürlich nach den „Wecken“ meiner Jugendzeit,
um sie schnell in den rothen Schlund zu werfen,
welcher vor mir gähnte.
Scharen grauer Papageien 1 flogen vorüber, bald kreischend
bald melodiös pfeifend. Es wird irrtüm lic h e r Weise behauptet,
dass der graue Papagei im wilden Zustande nicht
pfeife; im Gegentheil,; er pfeift sogar sehr zart und mit
mannichfaltig wechselndem Töne.
Der neu angestellte Agent zu K im p o k o hatte uns von
weitem nahen sehen und fü r ein Frühstück zum Willkommen
gesorgt. Unter einem roh gearbeiteten Dach, in der
Mitte einer Gruppe von Hyphaene-Palmen, mit einem Kreise
von Eingeborenen ringsum, welche unser seltsames Gebahren
aufmerksam beobachteten, setzten wir uns zu einer Mahlzeit
nieder,' welche die Hülfsquellen des Kimpoko-Commissariats
in glänzendem Lichte zeigte. Zu allererst, als „menschenfreundliche“
Anregung, ein gutes Glas Malafu, aus Zucker1
Diese Yögel werden in unglaublichen Massen am Stanley-Pool
angetroffen. Wohnten Jamrach oder Hagenbeck hier, so würde man
graue Papageien bald zu drei Mark das Stück angekündigt sehen.
Freilich hoffe ich sehr, dass sie nicht hierher kommen, und dass die
Expedition, welche die Controle über diese Gebiete erhalten wird,
ihren Schutz auch auf diese Thiere ebenso gut wie auf die eingeborenen
Einwohner ausdehnen möge.