zu einem zweiten Absturz zum Ocean. An dieser günstigen
Stelle wagt es der Lufufluss, der aus grösser Entfernung
von. Süden her kommt, schüchtern sich mit dem grossen
Kongostrom zu vereinigen, und findet ihn glücklicherweise
in guter Laune, wie er zum Himmel empor lächelt und
die Ufer seines grünen Archipels sanft ’ beleckt.
Die Lage von Isangila ist gesund und mit Bedacht ausgewählt,
und die schönen Aussichten ringsum machen es sogar
zu einem angenehmen Aufenthaltsort; bisjetzt litt es jedoch
unter dem einen Uebelstande, dass es weitab liegt von den
Negerdörfern und Märkten, die sich erst in einiger E n tfernung
vom Strom längs des Weges zum Innern befinden.
Vom Stanley- Pool bis zur Küste verfolgen die Handels-,
d. h. die Elfenbein-Handelsstrassen der Eingeborenen nicht
mehr die Gestade des Kongo, sondern wenden sich links
von ihm ab weiter dem Innern zu. Die südliche Route führt
von dem Stanley-Bassin nach Säo Salvador und erreicht das
Meer in Ainbris oder in Ambrisette; die Strasse längs des
nördlichen Ufers des Kongo läuft auch mehrere Kilometer
seitwärts vom Kongo und theilt sich nach zwei Richtungen,
die eine von Manjanga nach dem N iari -Kwilu - Fluss und
dem Meer, und die andere, die sich in Borna wieder an
den Kongo heranzieht. Infolge davon liegt das eigentliche
„D o rf“ Isangila an der wichtigen Handelsstrasse selber und
somit 10—-12 km vom Flusse. Dadurch wird es etwas
schwierig, den nöthigen frischen Mundvorrath von den
Märkten zu beschaffen; indessen verlegen die Eingeborenen,
die gewöhnlich recht bald zu erkennen verstehen, wo ihre
besten Interessen liegen, ihren grossen Wochenmarkt allmählich
in grössere Nähe der neugegründeten Station.
Ein solcher Negermarkt gewährt einen seltsamen, interessanten
Anblick. Gewöhnlich werden sie alle vier oder
alle acht Tage abgehalten, denn die Negerwoche zählt blos
vier Tage. Einer der Wochentage hat meistens den Namen
des „Verkaufs-“ oder „M a rk t“ -Tags. Die Eingeborenen
kommen oft 150 km weit her, um diesen grossen Märkten
beizuwohnen, und versammeln sich in Scharen von mehr als
Tausend. Sie bringen Schafe, Ziegen, Schweine, Bisamenten
und Geflügel zum Verkauf oder zum Tausch, das Geflügel ganz
sorgfältig verpackt in Weidenkörben, welche an beiden'Enden
zwischen zwei starken Stöcken aufgehängt sind. Eier werden
gewöhnlich in fein geflochtenen Körben transportirt; das
Flechtwerk dieser Leute ist oft so dicht, dass es Wasser hält.
Auf den Märkten zwischen Isangila und Manjanga kann man
wol 500 Stück Eier auf einmal kaufen. Die Eingeborenen
verkaufen auch frische Gemüse, Kürbisse, süsse Kartoffeln
und selbst einen wilden Kohl, Bananen, Pisang, Ananas, E rd nüsse,
Zuckerrohr, Mais, Colanuss-Taback und „Kikwanga“.
„Kikwanga“ bedarf näherer Beschreibung, weil es einen wichtigen
Consumgegenstand im Haushalt am Kongo abgibt. Die
Wurzel der Maniok'staude (Manihot utilissima) oder Cassada
der Portugiesen, welche sie von alters her von Brasilien aus
eingeführt haben, wird zu einer schön weissen breiartigen
Masse gestampft und etwa 24 Stunden lang mit fliessendem
WaSser ausgewässert (vermuthlich um sie von einem scharfen,
der Wurzel anhaftenden Gift zu befreien) und darauf der
Gährung überlassen. Wenn der Brei dann die Consistenz
eines zähen Teigs angenommen hat, wird derselbe in Stücke
zerschnitten und jedes Stück in ein grosses grünes Blatt
geschlagen, bis es in die Küche wandern soll. Kikwanga
schmeckt und sieht aus wie Sauerteig, ist aber sehr nahrhaft.
Am besten isst man ihn zerschnitten in sehr dünne
Scheiben und dann in Butter gebacken oder, wenn Butter
nicht zu haben ist, in Erdnussöl, welches man leicht aus