Missionar am Kongo. Je tz t gibt es dort drei blühende
Missionen, die Livingstone-, die Baptisten- und die Römisch-
katholische Mission, mit vielen Stationen zwischen Stanley-
Pool und dem Meere. Der ganze Lau f des Flusses Mari ist
erforscht und eine gerade Strasse zwischen seiner Mündung
und Stanley-Pool angelegt. Niederlassungen wie Vivi und
Leopoldville, welche kleine Städte genannt zu werden verdienen,
sind geschaffen und andere Stationen, 21 an der Zahl,
gegründet worden, sodass jetzt von der Aequator-Station
an der Mündung des grossen Mobindu bis zur Küste eine
Strecke von über 1100 km der Cultur gesichert ist und
dem Reisenden keine grössern Schwierigkeiten bietet, als die
Elemente und die üblichen Widerwärtigkeiten tropischer
Ströme zu bereiten pflegen.
Stanley hat drei Dampfer auf dem obern Strom und eine
kleine Flotte von Leichtern und Kanoes. Die eingeborenen
Häuptlinge sind seine thätigen Helfer. E r hält überall den
Frieden aufrecht und er gilt fü r den grossen Obmann in
Gegenden, wo er einst ein gehetzter Flüchtling gewesen war.
Kurz wohin wir unsere Sympathie auch lenken mögen -~r-
und alle Europäer sollten diese glänzende, ihrem Handel
geöffnete Strasse als willkommen begrüssen — wir müssen
mindestens zngeben, dass das Werk ein kolossales ist, und dass
der Mann, der es unternommen, den unbeugsamen angelsächsischen
Willen besitzt, und wir dürfen ferner nicht vergessen,
dass der König von Belgien, als Präsident der In ternationalen
Afrikanischen Gesellschaft, mit Stanley sich in die
Ansprüche auf die Dankbarkeit und Bewunderung der civili-
sirten Welt theilen darf. Während es wahrscheinlich wenisr
Männer gibt, welche es mit den Schwierigkeiten und Gefahren
dieser Unternehmung so wie Stanley aufnehmen
konnten, so gibt es wahrscheinlich auch nirgends einen
Menschenfreund wie Leopold I I ., der aus reiner Liebe zur
Wissenschaft und Verbreitung der Cultur zum Besten der
ganzen Weit eine Strasse quer durch Afrika eröffnen und ein
dem Wohle künftiger Geschlechter gewidmetes Unternehmen
aus seinem Privatvermögen freigebig ausstätten konnte.
Dass der gegenwärtige König der Belgier so lange leben
wird, dass er seinen grossen Plan völlig verwirklicht sieht,
ist unwahrscheinlich, gerade wegen der Grösse seiner Anlage,
aber wenn erst in nicht mehr ferner Zukunft Leopoldville
eine gedeihliche Stadt geworden ist, und in ihrem Glücke
das Andenken ihres frühesten Beschützers dankbar ehrt, so
wollen wir hoffen, dass die Marmorstatue Leopold’s II. von
ihren sonnigen Terrassen und waldreichen Abhängen hinausblicken
möge über die breiten Wasser des grossen Stromes,
die er im Leben niemals sehen sollte, mit deren Erschliessung
zur Civilisation aber sein Name unauflöslich verbunden ist.
Ein Eingeborener vom untern Kongo.