und von ihm „Sangalla“ genannt wurde. Einige seiner
Lente sind freilich noch viel weiter, ungefähr bis da wo
die Baptisten-Mission Baynesville liegt, gekommen, aber die
allgemeinen Ergebnisse der Expedition schliessen so ziemlich
mit Isangila ab. Der arme Kapitän Tuckey glaubte hier die
meisten Schwierigkeiten überstanden zu haben und dass der
verhältnissmässig rnhig fliessende Strom keine fernem Wasserfälle
von Belang dem Vordringen entgegensetzen würde.
Wäre er nicht zusammengebrochen und hier gestorben, wäre
er dann vielleicht auch noch der grössern Hindernisse weiter
aufwärts und des Widerstands einer stolzem Bevölkerung
Herr geworden? Ich glaube nicht, denn seine Expedition
scheint vom ersten Anfang an allen denen, welche seinen
Bericht mit den erweiterten Kenntnissen unserer Zeit lesen,
hoffnungslos und im voraus verurtheilt gewesen zu sein.
Die Reise 1 bis zur nächsten Station Manjanga kann zu
Wasser gemacht werden, da die Stromschnellen auf dieser
Strecke des Kongo leicht in starkem Boot zu überwinden
sind, oder zu Lande am nördlichen Ufer des Flusses entlang;
aber diese Reise ist sehr ermüdend und beansprucht mindestens
8 Tage, während die Tour zu Wasser nur 4—5 Tage
dauert. Ich verliess Isangila mit meinen drei Sansibarern
am 16. Januar, um diesen Theil des Kongo in einem kleinen
Dampfer zurückzulegen, dem Royal“ , welcher jetzt nach
dem obern Theil des Flusses verlegt ist, wo er einen Theil
von Stanley’s Flotille bildet. Die Scenerie an diesem Abschnitt
des Kongo ist anfangs recht hübsch. Ein schöner
Schmetterlingsblütler, Baphia sp., war zahlreich vertreten
und verbreitete mit seinen Blüten einen köstlichen Geruch.
Die Ufer waren gewöhnlich mit reichem Wald bestanden,
1 Eine Entfernung von etwa 140 km.
und Massen von Schlingpflanzen überdeckten die Uferbäume.
Bisweilen glichen sie einer grünen, leicht über das Laubwerk
geworfenen Decke, dessen Massen und Formen sich deutlich
unter ihr abzeichneten. Dann wieder bildeten sie ein duftiges
grünes Spinngewebe oder einen grossen Wall von
Pflanzengewirr, welcher sorgfältig zu einer glatten Oberfläche
wie beschnitten, dabei öfters aber nur einen Fuss
dick war. Es lässt sich kaum eine deutliche Vorstellung:©
von diesen schönen Proben vegetabilischer o Architektur ogeben.
Oft schienen diese Schlinggewächse eine frische Reihe von
Bauten aller A rt bilden zu wollen, bei welchen die langen
•geraden Lianen als Pfähle des Baugerüstes dienten. Daneben
bildeten die horizontalen, sich verschlingenden Ranken
ein riesenhaftes Gitterwerk, und auf diesem Grunde bricht
dann das schöne und gleichmässige Laub hervor, bis bald
grosse Mauern und Umzäunungen entstehen, deren bevorzugter
Mittelpunkt irgendein Riesenbaum ist. Wie sanft
schienen diese Bäume darin gebettet zu sein! Welch ein
idyllisches Leben könnte jemand inmitten dieses feenhaften,
zart verhüllten Theatercoulissen ähnelnden Labyrinthes führen,
über welches der glänzend strahlende Himmel und seine
mattweissen Wolken von den Zweigen und Ranken der
Lianen so verdeckt durchscheinen, dass der helle Glanz des
Tageslichtes nur mit Mühe die Maschen unsers Zauberreichs
zu durchdringen vermag, und die Sonnenstrahlen durch die
Laubmassen in wechselnder Stärke ihr gO rünlich Ogoldenes
Licht durchfiltriren lassen. Geradezu schön wird es, wo die
Einförmigkeit des Grüns durch lilafarbige Winden mit kar-
moisinrothen Mittelpunkten und durch die blassgelben Blüten
der kriechenden Kürbisse belebt wird, deren orangerothe
Früchte wie kleine Lampen aus dem durchblümten Laube
hervorglänzen. Der grossgefleckte Königsfischer und sein