mässigte und mit einem Fuss statt mit dem ganzen Körper
des Weissen abzog. Das unglücklicbe Opfer wurde zu
einem englischen Kaufmann in Ponta da Lenha gebracht,
welcher in der Wundarzneikunst bewandert war nnd ihm,
wie ich hörte, durch geschickte Behandlung das Leben
re tte te - Daraus sollte jeder Kongo-Reisende die Lehre entnehmen,
die Begleitung von Krokodilen durchweg abzulehnen
und auf sie zu jeder Jahreszeit zu schiessen. Flusspferde
sieht man nicht oft in diesem untern Stromlaufe, sie werden
aber zahlreicher, sobald wir uns Borna nähern. Die Fleischfresser
sind vertreten durch die Zibethkatze, die allerliebste
kleine Genettkatze und durch Leoparden, deren Klauen von
den Häuptlingen des untern Kongo als Kopfputz getragen
werden.
Die nächste Ansiedelung von Bedeutung ist P o n t a d a
L e n h a , wo die Dampfer neues Holz zum Heizen einnehmen
(daher der portugiesische Name „der Holzpunkt“ ). Ponta
da Lenha, 70 km vom Meere, und gerade ausserhalb des
Bereichs der Mangrovesümpfe, bietet wenig Interesse ausser
den bemerkenswerten .schönen Orangebäumen, den einzigen,
welche am untern Kongo Vorkommen. Der Ort liegt kaum
etwas über dem Niveau des Stromes, und das Land wird
durch Pfähle geschützt, weil sonst der Kongo. Ponta da
Lenha wegfegen würde. E rs t vor kurzem verschwand feine,
französische Faktorei vollständigem Wasser,, welches jetzt
6 m hoch darüber hinwegfliesst.’ Im gewöhnlichen Verlauf
der Dinge wäre ohne die Dazwischenkunft des . Menschen-
der Ort längst verschwunden, denn der untere Kongo scheint
mit jedem Ja h r sein B e tt zu erweitern und sich sogar neue
Ausgänge nach der See zu durchbrechen; dieselben sind
freilich gegenwärtig alle noch Sackgassen, aber der Kongo
scheint einmal so versessen auf ein Delta, dass ich keinen
Zweifel hege, dass er einst auch noch erreichen wird, was
seine älteren Kollegen in Afrika, der Nil wie der Niger und
der Sambesi bereits besitzen.
B o rn a , einstmals und noch bis vor kurzem die Grenze
der europäischen Invasion am Kongo, liegt etwa 140 km
von der Mündung des Stromes und ist der Sitz einer
Menge Faktoreien und Handelsniederlassungen der Engländer,
Holländer, Franzosen, Portugiesen und Belgier.
Auch ist eine blühende katholische Mission daselbst. Der
Fluss bei und unterhalb Borna gleicht einigermassen dem
Kongo bei Stanley-Pool wegen seiner grossen Breite, seiner
vielen Inseln, und der zahllosen Wasservögel an seinen
Ufern. Der unheilvolle Einfluss der öden felsiOg en HügÖel
und des verengten Stromlaufs, welcher die Region der
Wasserfälle kennzeichnet, ist vorüber und die Natur ergeht
sich in Reichthum und Ueppigkeit. Man findet keine Dörfer
am Strom, ehe Vivi'erreicht ist. Freilich liegt in der Nähe
von Kissange ein Dorf der Eingeborenen; dasselbe wird aber
fast nur zu Handelszwecken benutzt und in der Regenzeit
verlassen. Borna ist vielleicht der ungesundeste Platz am
Kongo. Die Hitze ist erdrückend und hinter den europäischen
Wohnungen liegen grosse Sümpfe und übelriechende
Marschen, welche nicht allein Fieber veranlassen, sondern auch
die an Gestalt und Blutdurst fürchterlichsten Moskitos ausbrüten,
welche ich jemals kennen gelernt habe. Glücklicherweise
dauerten meine Besuche dort auf der H in - wie auf
der Rückreise nur kurze Zeit, und ich beeilte mich immer
einen Platz zu verlassen, der mir aus einem eingebildeten
oder wirklichen Grunde jederzeit höchst unangenehm war.
Beim weitern Hinauffahren des Flusses nach Underhill
zu, einer Niederlassung der Mission der Wiedertäufer auf
dem südlichen Ufer des Kongo, etwa 200 km vom Meere,
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