aber alle diese äussern Schmuckgegenstände wurzeln in denselben
leitenden Beweggründen. Bei den Eingeborenen des
tropischen Afrika ist jedoch jede Kleidung lästig und nicht
wohl angebracht. Ein Stückchen Grastuch genügt den Ansprüchen
der prüdesten Schamhaftigkeit. Häute, Federn,
Muscheln, Elfenbein, Metalle und Holz, alles muss dazu
dienen, bei diesen Völkern die Person zu schmücken, es
bleibt aber immer ein Theil nackter Haut unbedeckt und
nicht verziert. Infolge davon haben die Stämme des obern
Kongo, deren ästhetisches Gefühl weit mehr entwickelt ist
als das der unempfindlichem Stämme des untern Stromes
und der Küste, allerlei Erfindungen gemacht, mit welchen
sie der Mangelhaftigkeit der Natur durch vollendetere Kunst
zu Hülfe kommen. Die Haut der Bateke, Bajansi und
Wabuma wird häufig mit farbigen breiten Strichen und
Mustern geschmückt, deren Zeichnung im allgemeinen den
Umrissen des Körpers sich anschliesst. Die beliebten Farben
sind durchweg weiss, gelb, braun und schwarz und werden
hergestellt aus Kalk, Ocker, „Camwood“ und Holzkohle.
Dieses „Camwood“, von dem ich bereits erwähnte, es sei
die Rinde von einer oder mehrerer Arten BapMa (vgl. Abbildung
S. 9 9), versieht die Kongo-Völker auch mit einer
rothen, der Henna ähnlichen Farbe, mit welcher sie Nägel,
Haar und gelegentlich den ganzen Körper karmoisinroth
färben. Ausserdem wird von ihnen die Oberfläche der E p idermis
oft mit eingeschnittenen Mustern verziert, und zwar
je nach dem Stamm mit diesem oder jenem Muster. So
zeichnen sich die Bateke immer aus durch 5 oder 6 gefurchte
Striche quer über die Backenknochen, während die
Bajansi Schrammen über die Stirn ziehen in horizontaler
oder verticaler Richtung. Das P o rträ t des Königs Ibaka,
das wir als Titelbild diesem Band voranstellen,- zeigt, wie
man sieht, diesen Strich über der Stirn und ausserdem einen
breiten weissen Streifen quer über der Wange.
Die Wabuma scheinen in der Regel ihr Gesicht nicht
mit Schrammen zu kennzeichnen, dagegen üben sie, wie auch
die meisten Stämme des obern Kongo, die Kunst der Täto-
wirung, indem sie Wülste oder Striemen in der Haut auf-
Ein Muster der Tätowirung.
treiben, dadurch, dass sie die Haut mit einem Messer einschneiden
und irgendeine beizende Substanz in den Schnitt
einreiben. Diese Art von Tätowirung wird ' o länÖg s des Konoo-o
geübt bis zu den Stanley-Fällen hinauf. Ich bringe hier
eine Zeichnung des Torso eines Mungala aus der Gegend
des Aequators (des einzigen Exemplars dieser Rasse, welches
mir zu Gesicht gekommen ist), dessen ganzer Körper beinahe
a u f diese Weise geschmückt war.