keine A rt des Genusses. Esst, trinkt, seid lustig und denkt
daran, dass magere Zurückhaltung ebenso schädlich ist, als
lärmendes Uebermass. Jedermann urtheile nach sich selber
und folge stillschweigend innerhalb der gebührenden Grenzen
den Befehlen seines Magens — d. h. wenn er keinen Grund
hat zu glauben, er sei durch ungesunde Gelüste gereizt.
Spürt man ein grosses Verlangen nach eingekochten Früchten
und Siissigkeiten, so nehme man davon, bis ein gewisses
Gefühl der Sättigung die erste Gier abgestumpft hat, denn
wahrscheinlich ist dieses Verlangen nach Süssigkeiten durch
einen Mangel an Zucker im Körpersystem hervorgerufen.
Den Alkohol vermeide man so viel als möglich. Es ist
schier ein Fall, in welchem Enthaltsamkeit zu entschuldigen
ist, denn Wein und Cognac sind in Afrika gefährliche Zugaben
zur Mahlzeit eines gesunden Menschen. Andererseits
ist der Branntwein einfach unschätzbar als Stärkungsmittel,
wenn man wegen Fieber oder aus anderer Veranlassung sich
schwach fühlt. Bier erwies sich nach meiner eigenen E r fahrung
wohlthuend und angenehm, andere Personen zogen
sich dadurch Gallenleiden zu. Man wasche sich lieber in
warmem als in kaltem Wasser, kleide sich warm und schlafe
gut zugedeckt, befriedige alle vernünftigen und natürlichen
Wünsche und man wird das Beben am Kongo sowol gesund
als genussreich finden.
Der grosse Uebelstand des Klimas liegt in der ungemeinen
Feuchtigkeit. Selbst in der trockenen Jahreszeit
schwebt viel Wasserdampf in der Luft; denn obgleich kein
eigentlicher Regen fällt, so werden die Morgen und Abende
doch eingeieitet durch dichte weisse Nebel, welche niedrig
ziehenden Wolken gleichen und unaufhörlich wie mit einem
Sprühregen aus der klammfeuchten L u ft alles und jedes mit
schwerem Thau bedecken. Das ist der „Cacimboa der portugiesischen
Kolonien und was man an der Guinea-Küste
„Smokes“ oder Räuchern nennt. Diese Morgen- und Abendnebel
sind die charakteristischen Kennzeichen des Anfangs
und Schlusses der Regenzeit; während der Regehmonate
selbst verschwinden sie, weil dann der Anfang und das
Ende des Tages gewöhnlich hell und klar ist.
Die relative Länge der Regenzeit verändert sich m dem
Masse, als man von der Mündung des Kongo sich dem
Aequator nähert. In der Nähe des Meeres gibt es nur vier
Reo-enmonate — November, December, Februar und Marz;
mit einer zwischenliegenden Trockenpause im Monat Januar;
aber beim Hinauffahren auf dem Flusse bemerkt man fortschreitende
Veränderungen, und am Stanley-Pool beginnen
die Regen schon im October und dauern bis zum 20. Mai,
sodass nur vier Monate fü r die trockene Jahreszeit übrig
bleiben. Die Pause im Jan u ar, die sogenannte „kleine-
Trockenheit^ oder „little drie§“, wie der Engländer sagt,
fällt hier weg. Noch höher den Fluss aufwärts in der Nähe
der Linie soll es nach Aussage der Eingeborenen im Juni,
August und September häufig regnen, sodass man dort von
einem wirklich äquatorialen Klima reden darf, in welchem
der Regen selten fehlt, welches daher, wie ich zu Bolobo
gefunden, die Region des ununterbrochenen Waldes bildet.
Dass dieser Waldgürtel sich nicht über ganz Afrika erstreckt,
rührt daher, weil überall, wo eine beständig trockene Jahreszeit
von 4, 5 bis 6 Monaten herrscht, das lange Gras Gelegenheit
findet, völlig an der Sonne zu verdorren und die- Eingeborenen
dann leichter die grossen Buschfeuer veranstalten
können, die ihnen so viel Freude machen, indem sie ihnen
den Boden fü r ihre Anpflanzungen säubern und gleichzeitig
den Wald von den Hügeln fegen. In den Aequatorial-
seo'enden mit beständiger Feuchtigkeit O ö ist dies nicht aus