führbar, weshalb die dortige Waldgegend mit ihrer eigentüm
lic h e n Thier- und Vogelwelt eine Lage der Dinge
unterhält, die vermuthlich vor der Ankunft des Menschen
sich weiter über Afrika ausdehnte, oder besser gesagt vor
der Zeit, als der Mensch zuerst begann, seine steigende
Unzufriedenheit mit den Anordnungen der Natur zu verlautbaren
und das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen.
Ich bin fest überzeugt, dass das Baumleben des Menschengeschlechts
sehr weit in seiner Entwickelung zurückdatirt,
und dass wir gleich unsern Vettern, den Pavianen, zur Zeit
als wir noch blosse Affen waren, begonnen hatten, Felsen
und Höhlen 1 und die zum Ausguck geeigneten Höcker im
offenen Lande dem dichten Walde vorzuziehen, in welchem
unsere niedriger stehenden Verwandten,O ' die Gorillas und
Orang-Utangs, sich noch in einsamer Scheu verstecken. In
der Regel ist der Mensch ein Feind des Waldes und hat
sich stets bestrebt, die zukünftige Quelle seines Brennmaterials
einzudämmen, aber vielleicht hat er unbewussterweise
recht daran gethan. Das offene Land ist viel gesunder
und heller als die düstern geheimnissvollen Tiefen des Waldes,
und die höhern Formen der Säugethiere — die den meisten
Verstand und die grösste Verbreitung haben — scheinen
aus dem luftigen Hochlande und dem wallenden Flachlande
hervorgO egD anguen zu sein.
Man kann sich nur mit Mühe vergegenwärtigen, wie
winterlich die Tropenländer in der trockenen Jahreszeit aus-
sehen. Viel mehr Bäume welken in Afrika ab, als wir uns
in unsern angelernten Vorstellungen von einem schönen
tropischen Lande einbilden, in welchem ewiges Grün herrscht
und die Vegetation aus einer unbestimmten Mischung schlanker
1 Die Menschen der frühem Steinzeit wohnten stets in Höhlen.
Palmen mit Wedeln gleich Straussenfedern und aus wuchernden
Bananen besteht, die ihr blütenreiches Laub über die
Massen ungestalteter Schlingpflanzen erheben. Nichtsdestoweniger
h a t, nachdem ein Monat seit dem letzten Regen
verflossen ist, das Aussehen eines afrikanischen Bergabhanges
vieles von der freudlosen Oede des Winters an sich. Die
vorher imposanten Affenbrotbäume, deren Laubmassen damals
so prächtig aussahen, sind verkümmert zu einem L a byrinth
laubloser Zweige; der Boden ist mit einem braunen
Teppich von abgefallenen Blättern bedeckt; wenn auch viele
Bäume ihre Blätter behalten, so setzen sie keine neuen
Schüsse an und welken und verdorren in der heissen Sonne;
hier und da zeigt ein immergrüner Strauch nach A rt unserer
Stechpalme oder des Eibenbaums den fast herzlosen Gegensatz
seines dunkeln kalten Grüns gegen seine verblassten verwitterten
Genossen, und ganz nahebei erblickt man vielleicht
ein weisses Skelet, welches vor kurzem noch ein buschiger
Baum war. Die schlanken Gräser, vordem mit schimmernden
Blüten geputzt, zeigen jetzt nichts als gelbe Halme und
runzelige Samenhülsen, in welchen vielleicht noch ein farbiger
P u n k t in den rothen und gelben Samenkörnern schlummert,
die aus den braunen Schoten hervorblicken. Die vielen
winzigen Blümchen, die Moose und Schwämme sind kaum
aufzufinden; blos einige abstossende Pflanzen — Gewächse
mit fleischiOg en,7 verstümmelten Gliedmassen, unnatürlich verschwollen,
verdreht und mit bösartigen Stacheln bedeckt —
drängen sich unangenehm vor, da sie vor unsern Augen
nicht länoO-er verdeckt werden durch die schönen und zarten
kriechenden F arrn und klimmenden Bärlappgewächse, sondern
vielmehr unverändert oder in gedeihlichem Whchsthum
vor uns zu stehen scheinen, während alles andere verblasst
und abgestorben ist. Auf den grossen Wiesen, durch welche