Dach gebracht. Der Boden war jedoch sehr feucht, und
überwältigt von dem düstern Himmel fühlte ich mich nahe
daran unwohl zu werden, besonders weil Wolken von
schrecklichen Moskitos mich beständig quälten und meine
Hände durch ihre Stiche traurig mitnahmen. Inzwischen
hatten jedoch meine Leute mit jener Findigkeit der un-
cultivirten Bassen rasch ein helles und belebendes Feuer
aus den ringsum zerstreut umherliegenden Stücken feuchten
Holzes angemacht, im Augenblick war das Wasser zum
Kochen gebracht und ich bekam 'eine Tasse dampfend
heissen Kaffee. Darauf wurde ein rundes Loch in der
Mitte des Zeltes ausgegraben und mit gljihender Holzasche
ausgefüllt, wodurch sich ein angenehmes Gefühl von
Wärme und Trockenheit verbreitete und gleichzeitig die
Scharen der Insekten vertrieben wurden. Da obendrein
mein Zelt sich völlig wasserdicht erwies und ich mich hinsetzen
konnte, um meinen Kaffee zu trinken und einige alte
Zeitungen zu lesen, so verschwand mein unbehagliches Gefühl
bald vollständig, und ich verbrachte einen nicht unangenehmen
Abend mit Schreiben und Lesen. Wenn man
sich auf solche Weise einige Mühe gibt, es sich bequem zu
machen, selbst unter widerwärtigen Umständen, so kann
man viele afrikanische Unannehmlichkeiten ausgleichen und
Erkrankungen Vorbeugen.
Am nächsten Morgen wartete unser jedoch eine viel
härtere Probe. Jed er breite Grashalm war mit schweren
Kegentropfen beladen, und als wir durch ihre verschlungenen
Stengel hindurch drängten, beschenkten sie uns mit wahren
Schauern von Wassertropfen. Binnen fü n f Minuten war ich
durch und durch nass und musste mit den schweren anklebenden
Kleidern durch die nasse Pflanzenwelt hindurch
marschiren, während stets das Wasser von den Blättern
niederrieselte. Dann kam es noch schlimmer. Der lehmige
Fussweg wurde unterbrochen durch schlammige Pfützen
und war bald nur noch eine Keihe schwarzer Moräste,
welche hier und da durch einen Isthmus zusammenhingen.
Zuletzt legte der Pfad die Heuchelei, ein Pfad überhaupt zu
sein, gänzlich beiseite und offenbarte sich 7 km weit als ein
einziger weiter Sumpf. Diesen musste ich auf den Schultern
Faradschi’s passiren, welcher, wenn er jemals in den
Kaffeehäusern von Sansibar die Keisen des Matrosen Sinbad
hatte erzählen hören, denken musste, ich. sei „der alte Mann
von der See“ , weil ich mich so fest an seine Schultern anklammerte.
E r machte sich jedoch wenig aus seiner Bürde
und trottete und plätscherte vorwärts durch Wasser und
Schlamm und scharfes R o h r, bis nach dem mühsamen
Marsche zuletzt ein kleiner sandiger Strich, darauf klares
Wasser kam und endlich das feste Erdreich sein Recht be-
behauptete. Der böse Geist muss dies offenbar für die
schwerste Prüfung gehalten haben, denn das Wasser reichte
dem hochgewachsenen Sansibarer bisweilen bis an die Brust
und der T ritt war glitscherig und verrätherisch. Vielleicht
verfolgte er unsere Schwierigkeiten unter der Gestalt eines
jener verhexten unheimlichen Sumpfvögel, welche hier und
da aus dem stehenden Schlamm aufsteigen und unter Unglück
bedeutendem Geschrei ihren schwerfälligen Flug durch
die miasmatische L u ft nehmen. Es regnete nicht mehr, aber
die L u ft war voll klammiger Feuchtigkeit und düster ziehende
Wolken verhinderten jede Helligkeit und jeden Sonnenschein.
Als wir zuletzt das feste Land erreichten, fanden wir statt
schlüpfrigen Lehmbodens harten Fels und spitzig scharfe
Steine. Hässliche widerwärtig aussehende Gebüsche, knorrig
und krumm vor Verdruss, mit lederfarbigen ungeniessbaren
Früchten, standen hier und da auf dem harten rothen Boden.