ermüdet und gelangweilt hat. Jedoch ich überlasse es Fa-
radschi, diese Geschöpfe zu verjagen und zu erschlagen —
immer mit Ausnahme der Eidechse, der man durchaus keinen
Vorwurf machen kann, und der Spinnen, welche so manche
Fliegen wegschnappen, und dann gehe ich hinüber an den
Frühstückstisch im anstossenden Zimmer — unserm Speisesaal
— dort die Ankunft unsers Wirths Janssen abzuwarten.
Plötzlich tritt er ein, nicht aus seinem Schlafzimmer,
sondern aus der äussern Säulenlaube. Es liegt W u th auf
seinem Gesicht, gemischt mit kühnem Verlangen nach Rache.
Ich errathe die Sachlage — ein zweiter Leopard ist da gewesen
während wir schliefen, und eine zweite Milchziege ist
aus unserer Heerde verschwunden. — Nein, es ist schlimmer,
drei von unsern vier Milchversorgern sind erwürgt worden
und die vierte ist am Halse verwundet und geht jämmerlich
meckernd einher. Das ist wirklich ein Unglück, aber bei alledem
ist es ja schon mehrmals vorgekommen, und so setzen
wir uns zum Imbiss nieder und erörtern voller Fassung die
beste Weise, wie dem Sünder eine Falle zu stellen sei.
Nachdem die Mahlzeit vorüber ist, geht Janssen, um die Leute
Revue passiren zu lassen und die täglichen Arbeiten anzuordnen,
während ich mit Faradschi, Mafta und Imbono zu
einer Morgenstreiferei nach dem Waide am Flusse ausrücke..
Vielleicht setze ich zu dem Zweck nach dem ändern Ufer
über, denn das Nordufer des’Kongo ist eine fast unbewohnte
Wildniss, theilweise der Natur völlig überlassen. In solchem
Fall gehen wir an das lehmige Ufer unterhalb der Station,
machen ein Negerkanoe los, einen „Aussenriemer“, vielleicht
5 m lang und allerhöchstens 1 m breit. Vor der Einschiffung
wird der Himmel sorgfältig gemustert, um den wahrscheinlichen
Gang der Witterung fü r die wenigen nächsten Stunden
festzustellen, weil, wenn ein Sturm drohen sollte, es Tollheit
wäre uns auf den Fluss hinauszuwagen. Lautet der Spruch
„beständig, schön“ , so besteigen wir das Kanoe, die Leute
ergreifen die Riemen und das schwankende O Gefährte mit seiner
unangenehmen schaukelnden Bewegung von Seite zu Seite,
welche nacheinander jeden Bootsrand ans Wasser bringt,
arbeitet sich mühsam stromaufwärts durch. W ir passiren
den Landungsplatz von Msuata oder Gobila, wie es zuweilen
nach dem Fürsten genannt wird, wo alle Kanoes auf den
Strand geholt oder an aus dem Wasser ragenden Pfählen
befestigt sind und wo eine Schar kleiner Kinder sich an den
allen Kindern gemeinsamen unschuldigen harmlosen Spielen
ergötzt, während einige ältere fischen oder sich für eine
Tour rüsten; wir fahren an den Bananengebüschen vorbei,
welche an die Gruppen der gelb bedachten Häuser stossen,
darauf an dem grossen, mauerartig den Fluss säumenden
W ald vorüber, in welchem die sich spreizenden unschönen
RotanaDr-Palmen über die stolzen Wollbaumstämme 1 emporklettern,
unzart und ungleich in ihrem Aufsteigen, aber
von dem unersättlichen Verlangen erfüllt, sich über alle
Gegenstände zu erheben. Dann erreichen wir einen gewissen
abgestorbenen Baum, welcher vornüber auf den Strand ge-
fallen ist und der seine blattlosen, mit kleinen Wasservögeln
besetzten Zweige schwermüthig in die Lüfte streckt; bei
dieser Landmarke wenden wir und kreuzen den Kongo nach
einer kleinen Bucht oder Hafenstelle fast gegenüber Msuata.
Wegen der Stärke der Strömung müssen wir beinahe 2 1lz km
stromaufwärts rudern, damit wir am gewünschten Ort landen
und die unvermeidliche Abtrift des Kanoes gut machen.
Wenn wir vom Ufer abstossen, um den breiten Kongo so
schnell als möglich zu überfahren, so gibt es immer gewisse
1 Eriodendron.