Flussdampfer der Station war gerade in Reparatur), und
fuhr mit meiner Mannschaft von Sansibarern und Krujungen
langsam nach See hinunter. Diese Reise, welche gewöhnlich
10—12 Stunden dauert, kostete uns drei Tage, und war
weo-en eines andauernden Anfalls von Rheumatismus nicht
übermässig angenehm. Am ersten Abend wollten wir Borna
mit Sonnenuntergang erreichen, aber infolge schwieriger Verwickelungen
quälten wir uns mühsam den stets breiter werdenden
Strom hinunter und suchten noch um 10 Uhr abends
unsern unsichern Weg durch die Sandbänke.
Endlich ging der Mond roth und düster auf, in seinem
letzten Viertel wie ein angeschnittener holländischer Käse
aussehend, und zeigte uns deutlicher unsern Weg zwischen
den waldigen Inseln hindurch, welche die Mitte des Stromes
einnahmen. W ir landeten bei dfem ersten Hause, welches wir
von Boma entdecken konnten und das sich glücklicherweise
als die Factorei der Herren Hatton und Cookson erwies.
Obwol den Insassen des Hauses vollständig unbekannt, fand
ich hier doch eine sehr freundliche Aufnahme, wie ich sie
stets bei den englischen und englisch-portugiesischen Häusern
in Afrika gefunden habe. Obgleich die Nacht schon weit
vorgerückt war, so wurde der Koch aus seinem Schlafe geweckt
und die Herren vom Hause beeiferten sich, es mir
bequem zu machen. Ich ging zuerst zu Bett, weil ein
Fieberanfall drohte; später jedoch verbannte ein köstliches
Mahl von duftendem Thee und kalter Wildente, welches
neben meinem Bett aufgetragen wurde, die ersten vorbereitenden
Fieberschauer und nachher fand ich im Schlaf eine
süsse Stärkung. Am ändern Morgen frühstückte ich bei
Herrn Gillis, einem belgischen Kaufmann von Boma, und
setzte dann meinen Weg nach Ponta da Lenha fort. Auch
hier kam ich spät am Abend an, aber zu dieser Zeit wurde
unsere Fahrstrasse ausnahmsweise von grossen Grasfeuern
erhellt, welche von den entfernten Hügeln in lebhaften
Feuergarben hinunterleuchteten.
Etwas unterhalb Ponta da Lenha legen die Mangroven
Zeugniss davon ab, dass die Herrschaft des Brackwassers
beginnt, und der Fluss'verbreitert sich so, dass das jenseitige
Ufer fast unsichtbar wird; die vielen Inseln folgen einander
in geschlossener Reihe, sodass sie oft wie das Festland des
ändern Ufers aussehen. Darauf passiren wir, vom Strome
fortgerissen, Kissange in fliegender F a h r t; eine frische Briese
weht uns den Hauch des Oceans entgegen und in weiter
Ferne erkennen wir die weissen Häuser von Banana und
dahinter den freien Horizont des Atlantischen- Oceans.
Auf den portugiesischen Dampfer wartend verweilte ich
drei Tage zu Banana und brachte die Zeit hm mit dem
Aussuchen von Geschenken für meine drei Sansibarer aus
den Vorräthen des holländischen Kaufhauses. , Jeder Mann
empfing eine wollene Bettdecke, eine Pfeife, eine Rolle Ta-
back und einen Tabacksbeutel, ein Taschenmesser, eine
Schere und einen Spiegel; ausserdem erhielt jeder etwas
Geld, mit der strengen Ermahnung, es zu sparen und es erst
am Tage der Rückkehr nach Sansibar auszugeben.
Während dieser wenigen Tage zu Banana war ich der
Gegenstand vieler Freundschaftsbeweise seitens des Herrn
Sartou von der französischen Factorei und der alten Bekanntschaften
im holländische» Hause; dennoch erschienen
mir die nahe Rückkehr nach civilisirten Ländern und der
leichte Vorgeschmack der Civilisation, welchen ich in Banana
genoss, nicht so begehrenswerth, als ich bisher angenommen
hatte. Ich empfand eine entschiedene Sehnsucht
nach dem ruhigen einfachen Leben in Msuata und auf dem
obern Fluss, und wurde traurig über die bevorstehende