ich setzte ihm auch nicht weiter zu, mir noch eine zweite
Gelegenheit zu geben. Auch bei dieser Zusammenkunft
vermeiden wir durchaus dieses unangenehme Thema. Das
' Skizzenbuch wird verborgen gehalten und wir versuchen
Gobila in desto unschuldigerer Weise auszuhorchen. Damit
meine Fragen nicht seinen Verdacht rege machen, wird
Janssen beauftragt, die nöthigen Fragen zu stellen. Gobila
fragt nach Flinten —- eine gute Idee — und Janssen fragt
ganz harmlos, wie lange es her sei, dass die Bateke diese
Waffe kennen. Der F ü rst antwortet, nachdem er einen
Augenblick nachgedacht, dass sein Vater mit Bogen und
Pfeil und mit Wurfspeeren gefochten, Flinten aber nicht
gekannt habe, und dass diese erst gegen sein Lebensende
eingeführt worden seien, als Gobila noch ein kleiner
Junge war. 1
Kann er sich erinnern, dass man je von einer Zeit sprach,
wo es noch keine Ananas, Orangen, Mais, Maniok oder
Zuckerrohr gab? Nein; waren denn diese Dinge nicht
immer bei uns zu finden? erwiedert er ungeduldig. Gobila
beantwortet noch einige Fragen, beginnt dann zu gähnen,
1 Gobila ist nicht der wirkliche Name des gegenwärtigen Häuptlings
von Msuata. Es ist der Name eines altern Bruders, der früher
Häuptling war, aber an gelegentlichen Anfällen von Raserei oder
Melancholie litt, in welchen er zu vielen seiner Lehnsleute den Kopf
abschlug. Infolge davon wurde er von fast allen Landsleuten und
Sklaven verlassen, welche darauf unter Führung von Gampama (dem
gegenwärtigen Gobila) über den Kongo setzten und sich in Msuata
niederliessen. Gampama-Gobila wird von den Bajansi auch „Mbuma“
genannt, entweder weil er in der Nachbarschaft des Wabuma-Volks
wohnt, oder weil er ursprünglich von dieser Rasse abstammt. „Gampama“
heisst Katze in der Ki-buma-Sprache. Das Urbild des Gobila
lebt noch an seinem alten Wohnort, die wenigen übriggebliebenen
Unterthanen „verdünnend“, zugleich als Stichwort für Grausamkeit
und als Popanz, um unartige schwarze Kinder in Schrecken zu setzen.
und wir verstehen den W in k , ihn zu verlassen, und gehen
weg, um eine Kunde von Visiten im Dorfe zu machen.
Einer unserer Freunde, Makole, dessen Name phonetisch
dem Namen des grossen englischen Geschichtschreibers gleicht,
lässt uns sagen er sei krank; wollen wir hingehen ihn zu
besuchen? Als wir uns einer Wohnung nähern, bemerken
wir, dass etwas Besonderes vor sich geht. Das umzäunte
Grundstück um Makole’s Hütten ist mit grossen Palmzweigen
geschmückt, welche stellenweise so ineinander verschlungen
sind, dass sie grüne Bögen über dem Fussweg
bilden. Der Eingang in das Haupthaus, wo die Feierlichkeit,
zu welcher wir entboten sind, vor sich gehen soll, fü h rt
durch eine wirkliche Laube, so dicht sind die aufrecht
stehenden Palmwedel ineinander verflochten. 39 Personen
waren im Innern der Hütte zusammengedrängt, welche etwa
6 m auf 3 m gross ist. Sie spielen auf Trommeln, „Marimbas“,
und einer rohen A rt Leier, und singen in der höchsten
Stimmlage, während von ihren fast nackten Leibern der
Schweiss herunterströmt; dann, um die erschöpfende Natur
ihrer Beschäftigung noch zu verstärken, haben sie ein
Rostfeuer mitten in der Hütte angezündet, dessen Rauch
sich mit dem Dampf der menschlichen Leiber verbindet und
einen dicken Nebel erzeugt, durch welchen verschiedene
Einzelheiten des Innern nur unklar erkannt werden können.
Aii dem einen Ende der Hütte können wir jedoch Makole
erblicken, der krank unter einem sich über ihm wölbenden
Thronhimmel von Palmzweigen sitzt und die Fusssohlen
gegen die Flamme hält. Zur Seite von ihm bückt sich eine
Frau über eine Schüssel Speise, welche sie zubereitet.
Die ganze Zeit über verhält sich ihr Ehemann, ein starker
wohlgebauter Mann im kräftigsten Mannesalter, vollständig
regungslos und schweigsam, während die Schweisstropfen