und wohl gehalten, und die L eu te, welche jetzt zum Dorf
zurückschwärmen, sehen wohlgenährt und gedeihlich aus.
Unwillkürlich kommt mir der Gedanke, „was fü r ein zufriedenes
ruhiges Leben ist das!“ Wenig Bedürfnisse, und
diese leicht befriedigt; kein Ueberfluss und kein Mangel;
kein Trachten nach dem Unbekannten, keine unbestimmten
unbefriedigten Gelüste und kein Herzbrechen; alles durchaus
bestimmt, wohlgeordnet, materiell. Wie wird es dem
Andringen der herannahenden Civilisation begegnen, der
nahen Berührung der weissen und schwarzen Männer? Die
Eingeborenen sagen mir, ich sei der erste Weisse, der seinen
Fuss in dieses Dorf gesetzt, und sie scheinen stolz und erfreut
zu sein über meinen Besuch. Mögen sie nie an ihn mit
Sorgen zurückdenken, als den Markstein des Eintritts einer
neuen und störenden Aenderung in ihren bislang friedlichen
Annalen! Der Häuptling von Mbila beschenkte mich vor
dem Abschied mit einer vergänglichen Erinnerung an sein
Do rf in Gestalt der dicksten Platane, die ich je gesehen.
Sie mass J/2 m in Länge und schmeckte recht gut.
Je tz t begann der Himmel bedrohlich auszusehen. Fürchter-
liehe Donnerschläge hallten von den entfernten Bergen wider,
und Blitzstrahle zuckten um die dunklen grauen Wolken.
Doch entkamen wir lange Zeit dem drohenden Regenguss,
während das Gewitter sich rund um den halben Horizont
zog, aber zuletzt mussten wir die Hoffnung aufgeben, ungestraft
davonzukommen und ich strengte ängstlich meine
Augen an, um die Station M s u a ta zu entdecken, welche die
Sansibarer mit ihren geübten Sehorganen bereits beschreiben
konnten. Grosse Tropfen begannen zu fallen, und als wir
zuletzt an dem lehmigen Ufer landeten, sauste ein fürchterlicher
Regenguss herunter, der das noch zögernde Zwielicht
rasch in schwarze Dunkelheit verwandelte.
Der Chef der Station war zur Zeit meiner Ankunft abwesend,
aber seine Leute erwiesen mir prompteste Aufmerksamkeit
und bald war ich in einem bequemen Schlafzimmer
eingerichtet, wo ich mich waschen, umziehen und
den Schaden an meinem Gepäck feststellen konnte — womit
ich mich fast täglich zu beschäftigen hatte.
27. Februar. — Als ich diesen Morgen aufgestanden war,
hörte ich, dass Lieutenant Janssen (der Chef der Station
Msuata) am vorigen Abend von einem Besuch bei einem
grossen Häuptling von der „ändern Seite“, Mpumo Ntaba
(dem ,,Ziegen“-Fürsten), Makoko’s Nachfolger, zurückgekehrt
war. E r war jedoch schon auf und bewillkommnete mich
sehr freundlich, als ich ihn in dem „Speisesaal“ äufsuchte,
wo ein appetitliches Frühstück angerichtet war. Es bestand
—- wenn dem gütigen Leser die beständige Aufzählung afrikanischer
Menus noch nicht langweilig geworden ist — aus
einer Tasse Ziegenmilch, der ein wenig Theé zum Aroma
beigefügt war, gerösteten Hühnern und „Kikwanga“ , das
in Erdnussöl gebacken war. Kikwanga ist, wie ich bereits
erzählt habe, die gewiegte Maniok- oder Cassava-Wurzel,
die ' eingeweicht und in Gärung versetzt leicht säuerlich
oder „leimig“ schmeckt. Man unterscheidet das gemeine,
von den Eingeborenen Bingolo genannte Kikwanga, und
eine höhere sorgfältig zubereitete Sorte, die kleine Luftlöcher
wie ein Gruyère-Käse enthält und Luku genannt,
wird; diese schmeckt beinahe wie heisse,/ mit Butter osestrichene
Semmeln.
Herr Janssen ist eins der praktischsten und fähigsten
Mitglieder der Expedition. 1 Sein Talent, sich bestens mit
1 Er ist seitdem leider umgekommen. Er ertrank beim Aufricbten
eines Kanoes im Kongo im Juli 1883.