Ih r werdet ihn zurückschicken, nicht wahr?“ Dieser Gefühlsausdruck
verblüffte uns förmlich. Gewöhnlich ist ein afrikanischer
Häuptling so einfältig und durchaus materiell,
dass man von ihm nie etwas wie Gefühl oder poetische
Gedanken erwartet. Wir bemühten uns so zart als möglich
— denn er redete in seiner Verlegenheit uns beide an
ihm sowol unser völliges Unvermögen, diesem hässlichen
Cadaver den Hauch des Lebens wiederzugeben, verständlich
zu machen, wie auch ihn zu ermuthigen und die leere
Hoffnung einzullössen, dass nicht alles vergeblich sein werde,
aber er schüttelte traurig seinen grauen Kopf über das Be-
kenntniss unserer Ohnmacht angesichts des Todes.
Der Körper des Todten war vorher über einem leichten
Feuer getrocknet und geräuchert, sodass das Fleisch ausser
an den Händen zusammengeschrumpft und zu einer leder-
artigen Decke um die hagern Knochen verwandelt war.
Das Gesicht hatte einen heitern Anstrich von scharlach-
roth, gelb und weiss bekommen, und der ganze Körper war
mit, der rothen Farbe des Camwood-Holzes bemalt. Um
Nase und Mund war ein Streifen Tuch geschlungen und
der ganze Körper in buntgemusterten Kattun eingewickelt.
Aus irgendeinem Grunde waren die Hände vollbedeckt mit
Fleisch und so plump wie im Leben. Der Todte war in
sitzender Stellung zu Grabe gebracht, auf vielen Schichten
heimischen Tuchstoffes liegend; am Kopfende waren Haufen
von baumwollenen durch Handel von der fernen Küste erworbenen
Stoffen zu seiner Eindeckung aufgehäuft, welche
fü r diese Eingeborenen einen grossen Werth vorstellen. In
den vagen, nur halb bestimmten Vorstellungen dieser Leute
über das zukünftige Leben gilt jedes Ding in der Geisterwelt
fü r eine blasse Copie der Dinge auf der Erde, weshalb
sie Kleider, Töpferwaaren u n d , wenn ein Häuptling stirbt,
todte Sklaven in die Gräber legen, damit der. Verstorbene
bei seiner Ankunft im Lande der Schatten dort nicht erscheine,
ohne die nothwendigen Mittel für ein neues Leben
mitzubringen.
Das Grab, in welchem dieser Mann beerdigt wurde, war
in einer Hütte ausgeworfen, und der Kopf des Leichnams
lag nicht mehr als zwei Fuss unter der Oberfläche. Wir
konnten nicht erfahren, ob die Hütte oder das Haus — denn
es war ein massives Haus aus Balken und Strohdach |g|fj
verlassen wurde oder nicht. Ich vermuthe nicht, denn es
wird so nur bei Fürsten verfahren; und der Verstorbene,
wenn er auch noch so vermögend und einflussreich gewesen
sein mag, war immerhin doch nur ein Lieblingssklave seines
Fürsten gewesen.
In diesem Dorfe waren viele Schädel auf den Firsten
der Häuser aufgesteckt. Es waren die Schädel von Uebel-
thätern, wie uns gesagt wurde, welche wegen ihrer Verbrechen
vom Fetischmann erschlagen waren, und diese Schädel
würden nun zur Warnung der übrigen ausgestellt. Wenn
dies die einzige Erklärung fü r diese Epidemie einer Schädelverzierung
war, welche in diesem Dorfe und in jedem Hause
desselben ausgebrochen war, so muss eine entsprechende
Epidemie der Verbrechen unter den Einwohnern stattgefunden
haben; ich denke aber, dass noch andere Ursachen, z. B.
jüngst geführte Kriege, ihre Beiträge zu diesem grimmen
Zubehör zum Häuserschmuck geliefert haben. Ein Mann
gab in der That zu, dass die beiden Schädel, die er besass,
von zwei Sklaven herstammten, denen er wegen schwerer
von ihnen erfahrener Beleidigung die Kehlen abgeschnitten
hatte.
Aus pudern J u x fragten wir sie, ob sie uns einige dieser
Schädel verkaufen wollten, da uns bekannt war, welchen
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