Sonne und in einer Zone beständigen Regens zu verbinden
pflegen. Der Kongo ist in gegenwärtiger Zeit mit Massen
von glänzend grünen Wasserpflanzen, der Pistia stratiotes,
welche in den meisten tropischen Flüssen vorkommt, bedeckt.
Die neuliehen Hochfluten haben sie aus den kleinen
Nebenflüssen und stillen Seitengewässern losgelöst, wo
sie gewöhnlich wächst und haben sie in grossen Massen zum
Strome hinuntergetrieben, wie sie auch die Ursache der
vielen schwimmenden Baumstämme und ausgerissenen Bäume
sind, welche so oft die Schiffahrt hindern.
Man sieht hier viele Felsen längs der Ufer des Flusses,
auch eine Strecke weit in den Strom hinein sich erstrecken,,
sodass man glauben sollte, sie wären die Ueberbleibsel alter
Wasserfälle. Darum ist es kaum correct gesprochen, wenn
jemand behauptet, dass die Wasserfälle des Kongo erst
unterhalb Stanley-Pool beginnen. Der einzige Unterschied
zwischen dem obern und untern Ströme besteht darin, dass
oberhalb Stanley-Pool die Stromschnellen nicht mehr so
stark sind, dass sie die Schiffahrt hindern.
Um 4 Uhr wollten die Leute anhalten und bei einem
grossen volkreichen Dorfe landen, dessen Einwohner, beinahe
hundert an Zahl auf dem sandigen Strande versammelt,
uns baten die Nacht in ihrem Dorfe zuzubringen. Sie rühmten
ihren Reichthum an Geflügel, Kikwanga, und ändern
Lebensmitteln, aber ich wollte nicht nachgeben, weil wir
noch zwei' Stunden Tag hatten, die wir nicht verschwenden
durften; auch war ich sicher, dass wir leicht ein anderes
Dorf weiter oberhalb finden würden, weil diese ganze östliche
Seite des Flusses dicht bevölkert ist. Darum ruderten
wir noch anderthalb Stunden weiter, hatten aber eine
wüthende Stromschnelle zu überwinden, bevor wir ein Dorf erreichten,
und dies gelang auch erst nach zweimal wiederholtem
Versuch über die Felsen zu kommen. Unglücklicherweise
zerbrachen die Leute dabei zwei Riemen, und wir werden
deshalb für den Rest der Reise zwei Ruderer weniger haben.
Als wir endlich landeten, freute ich mich, dass ich den
Wünschen der Sansibarer widerstanden hatte, weil ich zwei
Stunden Tageszeit gewonnen, die bösen’Stromschnellen überwunden
und fü r unser Nachtquartier das niedlichste kleine
Dorf ausgesucht hatte, welches ich bis dahin am Kongo angetroffen.
Es heisst Mbongo. Die Bevölkerung war sehr
artig ünd höflich. Sie breiteten Grasmatten zum Sitzen für
mich aus, brachten frischen Malafu zu trinken, und liessen
mich, da sie sahen, dass ich einen Fieberanfall bekam, ruhig
in meinem Zelte, unter vielen Bezeugungen von Mitgefühl.
Später am Abend kam der Häuptling mit einem Geschenk
von vier Hühnern, einer Calabasse Malafu, und einigen
uns höchst willkommenen frischen Eiern. Der Malafu wird
hier ausschliesslich aus Zuckerrohrsaft gemacht. Das gegorene
Getränk, welches aus der Weinpalme (Raphia vini-
fe ra ) oder der Oelpalme (Eldis guineensis) bereitet wird, ist
hier unbekannt, wenn auch in jedem Dorfe viele dieser Bäume
wachsen. Sonderbarerweise hat sich das Zuckerrohr, eine
der vielen Gaben des reichen Amerika an das bedürftige
Afrika, so rasch und so weit landeinwärts ausgebreitet, dass
es sich in die Gewohnheiten und Gebräuche der neuen Anbauer
völlig eingebürgert hat. ‘ Obgleich dieses Rohr ursprünglich
in Ostasien zu Hause war, von den Arabern nach Europa,
und von den Europäern nach Amerika gebracht wurde, so erhielt
das westliche Afrika es doch erst von dem letztgenannten
Continent und zwar im 17. Jahrhundert durch die Vermittelung
der Portugiesen.1
1 Seitdem dies geschrieben wurde, entdeckte ich beim Studium der