Marienglas bemerkte ich unter einigen von ihren Schmucksachen.
Die Thier- und Pflanzenwelt des Kongolandes zwischen
den fast im Herzen des Continents liegenden Stanley-Fällen
und der Küste ist keineswegs gleichförmig, sondern zerfällt
vielmehr in drei getrennte Regionen, welche durch den
Charakter der vom Kongo durchströmten Gegenden bestimmt
werden.
Die erste Region, wie man sie nennen kann, erstreckt
sich von den Küsten des Oceans etwa 130 km ins Binnenland
und gehört zu dem sumpfigen Waldgürtel, welcher von
Cabepa da Cobra, 90 km südlich von der Kongomündung,
längs der westlichen Seeküste Afrikas sich bis zum Gambiafluss
in Ober-Guinea erstreckt. Dieses sumpfige Gebiet,
in welchem Säugethiere und Vögel sich mehr durch ihre
absonderliche Grösse als durch den Reichthum der Arten
auszeichnen, herrscht längs des untern Flusses ununterbrochen
vor von der Küste bis nach Punta da Lenha,
das ungefähr 90 km vom Meere entfernt liegt, und erstreckt
sich mit etwas verändertem Charakter bis Borna und
darüber hinaus; dort geht es unmerklich in die nächste oder
Katarakten-Region über, welche aus nichts anderm besteht
als dem Gebiet der parallelen Bergketten, die sich vom
obern Ogowe gerade den Continent hinunter bis ins südliche
Angola erstrecken, und das mittlere Hochland oder
Becken des tropischen Afrika von dem Streifen niedrigen
Küstenlandes längs des Meeresufers trennen. In diesem
gebirgigen District, welcher einige Kilometer jenseits Boma
beginnt und alle Wasserfälle oder Stromschnellen des Kongo
bis zum Stanley-Pool in sich begreift, haben Fauna und
Flora einen allgemeinem Typus als in der ersten und
dritten Region und mehr Aehnlichkeit mit der Thier- und
Pflanzenwelt von Angola und Unter-Guinea. Zuletzt verschwindet
der Einfluss dieser etwas dürftigen Region mit ihren
felsigen Hügeln und steinigen Dämmen vor dem üppigen
Reichthum des mittlern Hochlandes und treten am Stanley-
Pool schon neue charakteristische Formen des centralen äquatorialen
Afrika auf; und so schnell vollzieht sich der Ueber-
gang, dass das obere Ende des Stanley-Pfuhls in seiner Naturgeschichte,
besonders in seiner Pflanzenwelt,7 mehr den GeOsenden
am Uelle und dem westlichen Gebiete des Tanganjika-
Sees gleicht, als dem 32 km entfernten Landstrich, welcher
an dem untern Ende des Pfuhls beim ersten Wasserfall anfängt.
Obgleich ich selbst nicht weiter als bis 2° 30' südl. Br.
vorgedrungen bin, so bin ich doch durch Vergleichung meiner
Wahrnehmungen mit denen von Stanley am obern Kongo
und von Schweinfurth am Uelle zu dem Schlüsse gekommen,
dass in dem ganzen vom Kongo durchflossenen Becken
zwischen dem Stanley-Pool und den Stanley-Wasserfällen
es keinen merklichen Unterschied in der Fauna und Flora
gibt, dass sogar in diesem weiten Ländergebiet die Formen
der lebenden Welt sich mehr gleichen als in den Gegenden
der Wasserfälle und der Küste.
Bevor ich die Hauptzüge der Naturgeschichte des Kongo
beschreibe, möchte ich die irrthümliche Idee soweit als möer-
lieh zurückweisen, dass der Kongo eine natürliche Grenze
bei der Vertheilung gewisser Arten abgebe, oder dass er
auch nur eine südliche Begrenzung der sogenannten westafrikanischen
Region sei. Ich habe in vielen Werken über
Afrika oder in Schriften über die Verbreitung der Pflanzen
und Thiere gelesen, dass der Kongo die südliche Grenze fü r
das Vorkommen des grauen Papagai, der menschenähnlichen
Affen und der Oelpalme (Eiais guineensis) bilde. Nun findet
man den grauen Papagai wol am häufigsten in Malandje
• 19*