nach welcher man sich gelegentlich sehnt, ist' die von den
grossen Lieferanten von Conserven zur Verfügung gestellte
Speisekarte in Afrika eine durchaus appetitliche. An einem
der in Kinsembo verlebten Abende hatten wir das nachstehende
Souper, dessen Karte ich zum Tröste aller nach
mir die Westküste von Afrika besuchenden Reisenden hier
folgen lasse.
Mock - Turtlesuppe.
Lacks.
Hummer.
Kanincken - Ragout mit Curry-Reis.
Gebratenes Rindfleisch Gekochtes Hammelfleisch
(mit eingemachten Kartoffeln).
"Wildpastete.
Spargel.
Plumpudding.
Pfirsiche. Stachelbeeren.
Thee. Biscuits.
Ausser dem Reis mit Curry war alles den Büchsen entnommen,
und der Plumpudding und der Spargel waren ganz
besonders ausgezeichnet.
Nicht alle Kaufleute an dieser Küste leben so gut; nur
die englischen Kaufhäuser haben die Gewohnheit, ihre Angestellten
derartig zu verpflegen. Andererseits muss ich leider
zugestehen, dass unter den englischen Kaufleuten die Trunksucht
verbreitet ist, obgleich in letzter Zeit dieses Uebel
erfolgreich bekämpft wird durch reichliches Angebot von
kohlensauren Getränken und leichtem deutschen Bier. Man
bedarf in Afrika des Alkohols weniger als sonst irgendwo,
und man wird mit guter nahrhafter Kost der Blutarmut
wirksamer entgegen arbeiten als mit hitzigen, Fieber erzeugenden
Getränken. Die geistige Gedrücktheit, eine Folge
des entnervenden Klimas, wird in gesünderer Weise durch
interessante unterhaltende Lektüre gehoben, besonders wenn
sie mit einer Tasse heissen Kaffees verbunden wird, als durch
die beständigen Gläser Grog oder die verschiedenen „Schlucks“
Cognac, „Angostura-“ , „ In gw e r-“ , oder „C h in a -B itte rn “,
deren Alkoholzusatz immer vermehrt werden muss, damit
sie auf die abgestumpften Sinne einwirken. Wenn mir,
nachdem ich den grössten Theil des westlichen Afrika, von
der Gambiaküste bis Mossamedes hinunter, bereist, und die
Gastfreundschaft so vieler grossen afrikanischen Handelsgesellschaften
genossen habe, gestattet wird, ihren Prinzipalen
in Europa einen guten Äath zu geben, so würde ich ihnen
zurufen „Schicken Sie soviel gute Bücher als möglich hinaus.
Bedenken Sie, dass in Afrika der Geist mehr in Gefahr ist
Hunger zu leiden als der Körper, und dass bei allen, welchen
das wundervolle Land, in dem sie wohnen, nicht selber ein
grosses aufgeschlagenes Buch der Mutter Natur ist, die E rschlaffung
des Geistes, das tödliche Heimweh und die düstere
Niedergeschlagenheit am besten bekämpft und zerstreut wird,
nicht durch beständiges Nippen geistiger Getränke, sondern
durch hübsche Novellen, humoristische. Erzählungen und
wissenschaftliche Schilderungen, deren unsere Literatur so
viele bietet.“ Wenn dann die Oellampe angezündet und
die düstere afrikanische Nacht selbst von den Fenstern durch
das hellstrahlende Licht verdrängt ist, dann wird der Europäer
den fremden Zauber draussen — die Sümpfe und Marschen
mit ihren weissen giftigen Nebeln, die zanksüchtigen
„N ig g e r“, die strahlend und glänzend vor Schweiss um ihre
Feuer herumtanzen, die grossen Nachtmotten und garstigen
Fledermäuse — vergessen über den schönen Schöpfungen
und heitern Gedanken unserer „Ritter vom Geiste“ . Indem
ich Kinsembo als Stelle fü r diese Bemerkung wählte, habe
ich übrigens keineswegs andeuten wollen, als ob die würdigen