bedeckt sind. In der Mitte breiten sich Gruppen schöner
Bäume aus, welche gut gegen die blauen Berge abstechen
in all ihrem lebhaften sommerlichen Grün; und bald hier
bald da scheint sich die stets graziöse Fächerpalme auf
ihrem schlanken Stamm über dem Wasser zu wiegen, in
ihrem so symmetrischen Bau den Glauben erweckend, als
sei sie für künstlerische Zwecke dahin gepflanzt. Zur rechten
Hand wird der sich verengende Strom von herrlichen über-
hängenden Wäldern begrenzt, die sich über den Ufern
des Flusses zu grösser Höhe erheben und ihren düstern
Widerschein auf seine stille Oberfläche werfen, auf welcher
eine leichte Kräuselung schon zu einer wirklichen Erfrischung
fü r das Auge wird. Und als Erholung in diesem Studium
von Roth und Grün, was kann es da Schöneres geben als
eine Schar Reiher, welche in unregelmässiger phantastischer
Flucht über den Fluss setzen! Ih r Gefieder vom glänzendsten
Weiss, nach welchem sie den wissenschaftlichen Zunamen
candidissima 1 erhalten haben, ihre gelben Schnäbel und ihre
lieblichen Formen stechen so kräftig gegen den düstern
Wald ab, dass sie mit ihm zugleich ein wirkliches Gemälde
abgeben.
Die Ufer werden von hier ab in höchst auffälliger
Weise decorirt durch Guirlanden oder ein Gitterwerk von
einer merkwürdigen Calamus oder Kletterpalme, deren Blattstiele
sich zu einem kahlen kriechenden Stengel verlängern,
der mit seltsamen krummen Haken versehen ist, sodass,
wenn das Bla tt einmal gegen einen Zweig schlägt, der
Stengel sich mit diesen gekrümmten Dornen sofort fest
anhängt, auf diese A rt höher und höher klimmt, und die
1 Ich finde, dass dies der Name der amerikanischen Species ist; er
ist jedoch anch auf die afrikanischen Reiher anwendbar.
Wipfel der Waldbäume mit den graziösen Köpfen hin und
her schwebender Wedel krönt, deren peitschenartige F o rtsetzungen
himmelwärts weisen, als wollten sie zu noch
grösserer Höhe hinanklimmen. Der Name dieser Palme sollte
eigentlich „Excelsior“ heissen, und sie kann wol als vegetabilisches
Zeichen des Ehrgeizes gelten. In der bescheidensten
Form wachsend — die junge Palme sieht aus wie
ein breitblätteriger Bambus mit getheilten Blättern — und
stark an ihre ärmern und einfachem Verwandten erinnernd,
Das nördliche Ende des Stanley-Pool.
beginnt sie bald höher zu streben, und nachdem sie erst
ein niedriger Strauch gewesen, schiesst sie in einem
langen biegsamen Stamm weit über die ersten bescheidenen
Wedelpaare hinaus und schafft sich mit ihren scharfen
Haken jede A rt von Vortheil, um höher und höher zu
klettern. Bald werden auch die Blätter oder Wedel eleganter
in ihrem Aeussern. Ihre anfänglich zweispaltige
Fläche zersplittert in eine Menge Fächer und zuletzt schaut
das niedrige schwache Blatt, indem es jede sich bietende
Gelegenheit zum Aufklettern benutzt, stolz vom Gipfel
eines riesenhaften Baumes herunter, und eine Weile zufrieden
damit, dass es das Ziel seines Ehrgeizes erreicht