gewandter im Fischfängen ist als die eigentlichen Fischadler
(Ualiaetus) , welche geborene Fischer sind. Möge es
dem Gypohierax gut gehen! Ihm gehört mein Herz. E r
ist eine der gewandten Allerweltscreaturen, gleich der Ratte
unter den Säugethieren und der Krähe unter den Vögeln,
welche ihre Hände oder besser gesagt ihre Magen jedem
Berufe anpassen können und deshalb nie um einen Imbiss
verlegen sind. Es verdross mich immer zu sehen, in welcher
Weise Europäer am Kongo den armen Gypohierax hinmordeten.
E r ist ein kühner Vogel, der sich seiner guten
Aufführung bewusst ist, und in seinem schwarz-weissen Gefieder
(die jungen Thiere sind schmutzfarben) öfters ein leichtes
Ziel fü r die Flinte des Sonntagsjägers. Daher fährt auch
kaum eine Gesellschaft neuangekommener Europäer den Fluss
hinauf, ohne auf den armen Geier loszuknallen, wenn er dasitzt
auf dem obersten Zweige eines abgestorbenen Baumes.
Den weissköpfigen Fischadler hört man öfter als man ihn
sieht. Sein lautes ungestümes Kreischen begrüsst die Morgen
und Abendsonne; aber diese Vögel schreien auch am
Tage wie in der Nacht laut auf, wenn irgendetwas ihren
Verdacht rege macht.
Unter den bemerkenswerthen Habichten ist eine A rt sehr
gewöhnlich, nämlich Milvus migrans (Schmarotzer-Milan?), ein
grösser Vogel mit dunkelm Gefieder, der überall am Kongo
angetroffen wird. Bemerkenswerth ist ferner ein kleiner und
sehr hübscher Habicht (Astur sphoenurus), kaum grösser als
der gemeine Thurmfalke und am ganzen Körper mattgrau
gefärbt.
Seltsam genug fehlt Helotarsus ecaudatus, der Gaukleradler,
völlig am Kongo, obgleich er in Angola ein so sehr
gewöhnlicher Vogel ist.
Macho erhampluis Anderssoni, jener merkwürdige Fledermaus
fressende Habicht, der zuerst in Ovampoland im südwestlichen
Afrika und nachher (eine verwandte Art) in Malaysia
entdeckt wurde, ist zu Vivi am untern Kongo geschossen
worden und ein Exemplar ist im Museum der Internationalen
Afrikanischen Gesellschaft zu Brüssel zu sehen. Trotz
seines seltsamen anders geformten Schnabels, seiner weiten
Schnabelöffnung und anderer Eigentümlichkeiten gehört er
doch seiner ganzen Verwandtschaft nach zur Gruppe der
Habichtsvögel. Sicherlich sollten wir ihn wegen seines absonderlichen
Geschmacks in der Wahl seiner Nahrung bewundern,
und denken, dass er wenig Nebenbuhler auf der
Jag d finde, weil Fledermäuse doch gerade kein beliebtes
Nahrungsmittel sind.
Es mag viele Schnepfen und Rallen am Kongo geben,
aber sie ziehen, wie auch die meisten Taucher- und Wasservögel,
den breiten Strom und die vielen Inseln des obern
und untern Flusses den verengten Strompartien der Wasserfälle
vor. Natürlich sind diese Familien der Wasservögel
sehr zahlreich. Unter ihnen verdienen jedoch gewisse Vögel
hervorgehoben zu werden, welche wegen ihrer grossen Ueber-
zahl und ihres kühnen Benehmens die gewöhnliche Staffage
im Vordergründe der Flussufer bilden. Dahin gehören Plu-
vianus Aegyptius, ein niedlicher kleiner Strandvogel, dessen
Bild auf Seite 71 zu finden ist, und der Sporenkibitz, den
ich öfters schon als den „Krokodilswächter“ aufgeführt habe.
Eine Skizze von ihm enthält das Schlussblatt dieses Kapitels,
indessen will ich einige Worte zu seiner schriftlichen
Schilderung hinzufügen, damit alle meine Leser, denen er
einmal über den Weg laufen sollte, ihn erkennen xmd
seiner schonen mögen, und zwar aus verschiedenen Gründ
en : erstlich weil er durchaus nicht wohlschmeckend ist;
zweitens weil er ein kühner, unabhängiger Vogel ist, der