zählen könnte; doch mögen unter ihnen die hübsche Hy-
phaenepalme, die Oelpalmen bis 10° südl. Br., der Baumwollenbaum,
der Affenbrotbaum, gigantische Mimosen, F eigenbäume
und eine Unzahl herrlicher Bäume aus der Familie
der Schmetterlingsblütler erwähnt werden. Dies ist die
am meisten typische Gegend von Afrika und der Tummelplatz
der grossen Jagdthiere. Die Rhinozeros, Zebras, Giraffen
und viele Antilopen kommen nie in den Waldgürtel,
der einen so grossen Theil des westlichen Afrika bedeckt
und die äusserste Spitze vegetabilischen Wachsthums be^
deutet, wo im weiten Raum unter beständigem Regen und
einer äquatorialen Sonne das Pflanzenleben blüht und allgewaltig
über das thierische Leben herrscht.
In Bezug auf Unfruchtbarkeit und geringe jährliche Regenmenge
zeigen die Küstenländer des südwestlichen Afrika
eine merkwürdige Aehnlichkeit mit denen des westlichen
Australien und des westlichen Südamerika. Alle sind mehr
oder weniger richtige Wüsten, während Queensland, das
südöstliche Afrika und Brasilien von Pflanzenleben strotzen.
E s ist ferner eine interessante Thatsache, welche aber hier
nur kurz gestreift werden kann, dass ein Blick über eine
physikalische Karte der Erde uns unwiderleglich darthut,
dass im Norden wie im Süden des Aequators die tropische
Zone von den gemässigten durch eine mehr oder weniger
scharf begrenzte Region von Wüsten oder pflanzenleeren
Steppen getrennt ist. Die Sahara, die syrische, arabische,
persische und indische Wü ste, die grosse Wüste Gobi und
die öden Wüsten in China und Tibet trennen die fruchtbaren
Gebiete des mässig warmen Europa, Afrika und Asien
von der Zone des tropischen Regens, gerade so wie in Nordamerika
fast in denselben Breiten die Salzebenen, Wüsten
und die hässlichen todstarren Einöden des nördlichen Mexico
dazwischenliegen. Südlich von der Linie finden wir in Südamerika
die Atacama-Wüste und die Grassteppen des Gran
Chaco nebst den nördlichen Staaten der Argentina; das
sterile Gebiet von Inneraustralien, die Kalahari-Wüste von
Südafrika, welche sich nordwärts bis Mossamedes ausbreitet
und ihren Einfluss auf die westliche Küstenlinie bis nahe
an den Kongo ausdehnt. —
Ich erreichte den holländischen Dampfer in Muserra wieder
und fuhr auf ihm bis A m b r i s e t t e , wo viele Faktoreien von
englischen, holländischen und französischen Gesellschaften
sich befinden. Die Scenerie des Binnenlandes wird schon
in i—2 km Entfernung von der Küste schön und parkartig,
obgleich in der Nähe des Strandes sie nur einen sandigen
Landstrich mit dürftigem Pflanzen wuchs aufzuweisen hat.
Dieser geht aber bald in schönes Wiesenland über, besetzt
mit schönen Baumgruppen und strahlend von einer Fülle
wilder Blumen, besonders gelbgründiger Orchideen, weisser
Commelinen und glänzender safranfarbiger Winden.
Die Baobabs oder Affenbrotbäume (A d ansonia) sehen aus
der Entfernung wie die schönen stolzen Buchen unserer
heimischen Wälder aus, und ihre eben unter den October-
regen auf brechenden Blätter sind zart und grün. Von ihren
Zweigen hängen an zwirnartigen Blattstielen o O . © schöne weisse
Blüten .mit wachsartigen Blumenblättern und einer Menge
federiger und faseriger Staubfäden gerade herunter. Diese
Blüten fallen bald ab und ihre schneeige Weisse färb t sich
mit gelben Pünktchen und Streifen, wie sie in Haufen daliegen
am Fusse des gichtisch angeschwollenen Stammes. Die
„Calebasse“ , jener grosse Flaschenkürbis, welcher entfernte
Aehnlichkeit mit der äussern Schale der Kokosnuss hat, hängt
vom Baume herab zugleich mit ihren sich frisch öffnenden
Blüten und sieht fast wie eine ungeheure Fledermaus aus,