nach den Erfahrungen von länger an der Küste angesiedelten
Missionen zu schliessen, wol annehmen, dass das Volk rasch
altert und wenige Personen ein Alter von 60—65 Jahren
erreichen.
Wenn ein Sklave stirbt, so wird er ohne viel Umstände
in den Fluss oder den Wald geworfen; scheidet aber eine
Person von einem gewissen Range aus dem Leben, so wird
sie gewöhnlich unter der Hütte, in der sie lebte, begraben
und diese nachher verlassen; in das Grab werden Tücher,
Perlen, Teller, Messer, Kauries u. s. w. massenhaft hineingelegt,
damit sie frisch ihr neues Leben beginnen könne.
Die Teller werden gewöhnlich zerbrochen und die Messer
krumm gebogen, um sie zu „tödten“, damit sie auch „sterben“
und so in das Reich der Geister übergehen. Wenn ein
grösser Häuptling stirbt, so werden vier oder mehr Sklaven
querüber in sein Grab, und sein Körper oben auf gelegt.
Die Sklaven werden nicht lebendig begraben, sondern vorher
aufgehängt. Nach dem Tode eines verheiratheten Mannes
wird seine W itwe oder W itwen in dem Hause (unter welchem
er begraben liegt) fü r eine Zeit von 50 Tagen eingeschlossen,
während welcher F rist sie ihre Gesichter mit Holzkohle
schwärzen.
Die Nahrung der Völker am obern Kongo ist zusammengesetzter
als die der Eingeborenen am untern Strom. Wenn
auch ihre Nahrung zumeist aus Pflanzenkost besteht, und Bananen,
Erdnüsse, Maniok, Mais und süsse Kartoffeln Hauptartikel
derselben bilden, so bringen andere Elemente doch Abwechselung
in den Mittagtisch. Ein Fluss wie der Kongo liefert
natürlich eine Menge Fische, und die Flussanwohner verzehren
Massen dieser ebenso appetitlichen als leicht erbeuteten Kost.
Ein Stamm des obern Kongo treibt sogar vollständigen
Handel mit geräuchertem Fisch, welchen sie an die sesshaften
Stämme längs der Stromufer oder etwas weiter landeinwärts
verkaufen. Ganz gewöhnlich kann man eine Gruppe Ba-
jansi-Leute auf einer grossen Sandbank mitten im Flusse
sitzen und ihre frisch gefangenen Fische über mächtigen
Holzfeuern räuchern sehen. Ich habe diese geräucherten
Fische oft gekauft und gegessen (gewöhnlich sind es grosse
Exemplare der Familie der Percidae oder Barsche) und ich
kann nur gestehen, dass, vorausgesetzt man kauft nicht ein
Jahre altes und von Würmern zerfressenes Exemplar, sie
delicat schmecken — wirklich in der That delicat, denn
das Rauchern über einem wohlriechenden cederartigen Holz
verleiht dem Duft des an sich soliden Fleisches noch einen
weitern angenehmen Beigeschmack. Zuweilen scheinen die'
Eingeborenen den Fisch auch noch in eine Salzlake zu
tauchen, bevor sie ihn dem Räucherungsverfahren unterwerfen,
und dies gibt dem ohnehin appetitlichen Fisch
den angenehmen • Geschmack eines wohlgesalzenen Schellfisches.
Die Eingeborenen fischen gewöhnlich mit einer Art
Schleppnetz von verschiedener Form. Zuweilen gleicht das
Netz einem Ungeheuern Schmetterlingsnetz mit etwas länglicherer
Oeffnung und sehr kräftigem Handgriff; dies dient
indess nur fü r den Fang kleiner Backfische, während die
grossen Fische mehr mit dem Wurfspiess gefangen werden.
Die Bateke, welche dem Fischfang aus Liebhaberei ein
wenig obliegen aber in einer bequemen Weise, rudern in
den Strom hinaus zu einer der vielen schwimmenden Inseln
von Gras und Wasserpflanzen, und die kleinen Lanzen vorsichtig
im Gleichgewicht haltend harpuniren sie den Fisch,
wenn er an den Wurzeln eben unter der Wasseroberfläche
nippt, um die Larven und Wasserkäfer, die sich daran fest-
halten, zu verschlingen. Die kleinen Bateke-Jungen fischen
vom Ufer aus mit niedlich gemachten Ruthen, Leinen und