unvorbereiteter Weise, als ob sie sich ihrer Schwäche schämten.
Selbst die Gräser versuchen es, etwas augenfällig hübsch zu
blühen; und weil sie sich keiner Blütenkelche rühmen können,
so zeigen sie doch wie zur Entschuldigung ihre dunkeln
Staubfäden. Die Vögel bauen. Die Webervögel hängen
ihre schwebenden Nester an alle Grashalme, welche die Bäche
einfassen. Die gemeinen schwerfälligen Fischadler putzen
ihren schmutzigen hässlichen Horst auf, und beginnen und
schliessen bald nachher eine seelenlose Brautwerbung; die
„verliebten Tauben“ lassen ihr krankhaft sentimentales Kruen
auf jedem schattigen Baume hören, und strahlend schöne,
praktisch denkende Papagaienpaare sieht man geschäftig um
alle Löcher hohler Bäume fliegen, welche sich zu Brutplätzen
eignen dürften.
In dieser Jahreszeit bringen die Eingeborenen viele junge
Thiere zum Verkauf — vielleicht die Jungen eines schwarz-
rückieen Schakals oder die süssen kleinen Kitzen einer
Genettkatze. In den ruhigen Flussstrecken kann man eines
stillen Abends das weibliche Flusspferd langsam das Wasser
verlassen sehen, gefolgt von ihrem schönen fahlen Jungen;
sie beabsichtigen am Land zu schlafen zu grösserer Sicherheit
vor den hässlichen tückischen Krokodilen, deren Junge,
nebenbei gesagt, gerade aus dem E i schlüpfen und nun
Spiessruthen laufen müssen, nicht blos zwischen ihren natürlichen
Feinden, den Störchen, Ibissen und Ichneumons, sondern
auch, so leid es "mir auch thut sagen zu müssen, vor
ihren unnatürlichen Vätern, welche eine grosse Familie nicht
lieben.
Auf diese A rt rückt das Frühjahr vor, bis es Sommer
wird, und damit beginnen einige wenige kurze Wochen
köstlicher Eintönigkeit, wenn der Regen abnimmt und die
Natur in süsser Zufriedenheit auf dem Gipfel ihrer Schönheit
stille steht. Aber auf die Zufriedenheit folgt ein Ausbruch
lärmender Excesse. Die Luft ist beladen mit Feuchtigkeit.
Die Stürme beginnen wieder mit einer Heftigkeit und
Wuth, welche ihnen vorher nicht inne wohnten. Der Donner
rollt, der Wind heult und der Regen strömt herab in ungeordneten
F lu ten , welche picht mehr der durstigen W e lt
in milder Weise eine Erfrischung bieten, sondern rücksichtslos
die gebrechlichen Schönheiten zerstören. Gegen die
übereinandergehäuften dunkeln Wolkenbänke leuchten die
Blitzstrahlen in stillem feurigem Zorn auf, oder fahren, zu
heftigerm Grimm erregt, im Zickzack über die Berge und
verbreiten plötzliches Verderben. Zwischen diese stürmischen
Ausbrüche fallen Zwischenräume thränenvoller Reue. Die
abgeschlagenen Blüten liegen auf der Erde, Zweige und
Blätter bedecken den regennarbigen Strand, der Himmel ist
von blasser erstorbener Bläue und die Natur, einem leidenschaftlichen
Weibe gleichend, scheint ihre Heftigkeit bereuen
zu wollen und stammelt vielleicht durch die Stimme eines
kleinen piependen Vogels, dass sie die Scene der Unordnung
bereue. Aber sie wird wieder aufgeregt durch die
brennende "Sonne, welche stets die heisse Luft mit dem Fieber
unbefriedigten Verlangens erfüllt. Lüsternheit bemächtigt
sich aller Wesen. Die Krokodile verrathen ihre seltsame
Liebeswerbung durch heisern nächtlichen Ruf. Die schwerfälligen
Flusspferde verfolgen mit Sonnenuntergang ihre
Genossinnen unter verliebtem Grunzen, indem sie durch das
hohe schlanke Gras krachend vorwärtsstürmen. Das Gras
selber, welches einst, als der Regen erst kam, ein zartes
grünes und furchtsames Hälmchen war, das über die Asche
der Vorfahren wegkroch, ist jetzt mit seinen starken knotigen
Stengeln und Rasirmesser gleichen Blättern ein unverschämtes
Hemmniss geworden, welches uns seine vielen Blumenkelche