Sie ziehen gewöhnlich in Heerden von 9 —10, anscheinend
ein starker* Bulle mit 4 oder 5 Kühen und deren Kälbern.
Der Ak t der Begattung tritt laut den Erzählungen der
Eingeborenen stets wie bei den Sauen zur Nachtzeit, ein.
Ohne Frage wird die Thätigkeit des Flusspferdes viel grösser
nach Sonnenuntergang, denn dann verlässt es das Wasser und
geht zum Aesen in die grossen hohen Grasfelder, in welchen
es bis nach Sonnenaufgang bleibt; wer ein guter Jäger ist,
kann es dort abfangen, ihm den Rückzug abschneiden und
es leicht tödten, da es ein sehr grosses Ziel bietet, und dann
ruhig frühstücken gehen, nachdem er ihm sein Frühstück
gelegt hat. Sie vom Kanoe aus im Wasser zu schiessen,
bleibt eine Frage, deren Nutzen schwer zu entscheiden ist.
Feuert man nicht auf das Thier, so kann es herankommen
und lediglich zum Scherz das Kanoe havariren; fehlt man
aber oder trifft es nicht tödlich, so wird es ganz sicher
den Jäger annehmen, um sich zu rächen. Glücklicherweise
schwimmen sie nicht sehr schnell, sodass ein geschickt gerudertes
Kanoe ihnen leicht entgehen kann. Das weibliche
Flusspferd liebt ihr Junges leidenschaftlich, und hält sich
während der ersten Wochen nach dem W u rf fast ganz vereinsamt
von den Kameraden meist am Lande auf; ich glaube
weil die kleinen Flusspferde im jugendlichsten Alter gar
leicht die Beute der gefrässigen Krokodile werden könnten.
Die Männchen lieben es häufig selbst am Tage zu streiten;
im Gefecht quieken und knurren sie wie Eber. Oft ereignet
es sich, dass ein unglücklicher Bulle, der keine Frau sich
hat verschaffen ‘ können, zum Landstreicher wird und sein
einsames Leben dazu benutzt, seinen Groll an allem und
jedem loszulassen, was ihm in den Weg kommt. Ein solches
Unthier suchte die Umgegend von Msuata heim. Das boshafte
Geschöpf war der Schrecken der Eingeborenen in allen
benachbarten Dörfern, denn es pflegte sich im Schilf auf die
Lauer zu legen, um auf die am Abend vom Fange zurückkehrenden
Fischerboote sachte loszuschwimmen und sie umzuwerfen.
Als ich mich dort aufhielt, sandten wir ein Boot
mit Briefen an Stanley, welcher weiter unten am Strome
sich befand. Das Kanoe fuhr am frühen Morgen ab, wurde
dicht in der Nähe der Station von dem teuflischen Flusspferd
umgeworfen und einer der Insassen von einem Krokodil
entführt. Man darf deshalb . das Flusspferd als das
den Menschen gefährlichste Thier am Kongo ansehen.
Vom Rhinoceros hört man nirgends in diesen Gegenden
reden, und es kommt auch in der That im westlichen Afrika
selber nicht vor, da es höchstens vom Sambesi und südafrikanischen
Districten zuweilen nach dem südlichen Angola
hinüber wechselt. Das rothe Buschschwein ( Potamocherus)
ist häufig und das Fleisch wird von den Eingeborenen sehr
geschätzt.
Auch sah ich die Haut eines Ilyomoschus, welches also
offenbar bis zum Kongo verbreitet ist.
Von Büffeln kommt am Strome nur eine A rt vor, der
rothe B o s1 brachyceros. E r ist viel kleiner als seine grossen
Verwandten, die Büffel von Mittel- und Südafrika; fü r gewöhnlich
scheint er indess ebenso wild zu sein, wenn er
auch zu Zeiten eine sehr willkommene Sanftheit des Betragens
zeigt, wie man aus nachstehendem Vorfall ersehen
kann, welchen Stanley auf dem Wege zwischen Vivi und
Isangila erlebte. Stanley marschirte an der Spitze seiner
Karavane und hatte eben einen sehr steilen Berg im heissen
Sonnenschein erstiegen. Als er auf dem Gipfel ankam und
sich gerade keuchend vor Anstrengung und Erschöpfung ins
1 Bubalis ?