wieder auf, als wir uns auf dem Grat eines grossen Berges
befanden, von welchem wir eine überwältigende Aussicht
eenossen. AVir sahen geradeaus über D ° weit gedehnte Thäler
mit auf und nieder wogendem Grase hinweg auf eine kolossale
Masse ansteigenden Landes, welches von einem Saum
von schwarzen Bäumen überragt wurde, unter denen das
D orf Jellala in noch weiter Entfernung lag. Rechts erhoben
sich kühne Bergketten auf dem ändern Ufer des
unsichtbaren Kongo, links andere Hügel, auf denen der
kleine Fluss Loa entspringt. Das höckerige Thal zu meinen
Füssen sah aus wie ein langes schüsselartiges Bassin, welches
von dieser Menge von Bergen eingeschlossen war. Ich
nenne es ein höckeriges Thal, weil sein Boden so uneben
war. Kleine Anhöhen oder Hügel unterbrachen seine Gleichförmigkeit
und es war bestreut und besäet mit weissen
Quarzblöcken, welche den Anschein erweckten, als seien sie
erst kürzlich von den abbröckelnden Berghängen durch die
schweren Regengüsse abgespült. Nach Raum und Luftwirkung
war es ein grösser Fernblick und obendrein charakteristisch
fü r diesen Theil des Kongo, aber hässlich, auch
ungastlich und öde zugleich. Berge und Thäler waren alle
Örr leichmässi”g bedeckt mit dem wogenden gelbgrünen Gras,
dessen Einförmigkeit nur durch die eingestreuten Quarzblöcke
unterbrochen wurde. Ausser in ein oder zwei geschützten
Thälern, wo einige wenige erbärmliche Oelpalmen
zusammenstanden, war kein Baum zu sehen, und die kleinen
knorrigen Gebüsche, welche man hier und da antraf, waren
fast bedeckt von dem schlanken federigen Grase, welches
das ganze Land im eigentlichen Sinne beherrschte. Die
einzigen Repräsentanten thierischen Lebens waren sehr grosse
Grashüpfer mit grünen Leibern und scharlachrothen Flügeln,
welche über den Pfad eilten in einem Licht von Scharlach,
dann sich auf einen Grashalm setzten und in dem einförmigen
Grün verschwanden. Die Gegend litt glücklicherweise
keinen Mangel an Wasser, sodass wir unsern unmenschlichen
Durst nach dem Herunterklettern von dem
felsigen Abhange reichlich löschen konnten in dem kühlen
klaren Wasser, welches durch jede Thalschlucht floss.
Herzlich gern schieden wir von jenem Lande des Grases
und der Felsen und betraten das Dorf Kai, welches in
reichem Pflanzenwuchs eingebettet vor uns lag. Hier blieben
wir, um wieder Palmwein zu trinken, denn der von dem
Klettern über lose Steine und durch das raschelnde Gras
erzeugte Durst war überwältigend, und wir waren glücklich
darüber, dass wir ihn in frisch abgezapftem „Malafu“ (dem
Saft des Palmbaums) löschen konnten, der, soviel ich weiss,
nirgends schmackhafter als in der Umgegend von Vivi bereitet
wird. Guter Palmwein ähnelt starkem süssem Apfelwein
und steigt ebenso zu Kopf.
K a i ist wenig mehr als ein Vorort des Dorfes Jellala;
die kurze Entfernung zwischen beiden füllen Gärten und
Bananenhaine aus. Das reiche »und schlanke Pflanzenleben,
welches die niedlich gebauten Häuser umgibt, ist fast erstaunlich
im Vergleich mit der Unfruchtbarkeit ringsum.
Ich sah einige bemerkenswerthe hübsche Gruppen von E u phorbien
1 als ich in das Dorf Jellala eintrat, und weiterhin
mehrere Drachenbäume und Dracaenen2 in voller Blüte,
deren kleine milchfarbige Blätter in graziösen Bündeln aus
den spitzigen Baumblättern herunterhingen und so im allgemeinen
an die Juecapflanzen erinnerten, mit welchen sie
entfernt verwandt sind. Es ist das erste und einzige mal,
dass ich mich erinnere, diese Dracaena am Kongo gesehen
1 Euphorbia hcrmentiana. 2 Dracaena Sapochinowki.