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J ah re nach dortiger Rechnung (d. h. zwölf Monate), und
man sagt, es gebe drei oder mehr Grade der Einweihung,
welche durch Aenderungen in den Grashemden angezeigt
werden. Sie kalken sich über den ganzen Körper mit einer
thonartigen Erde gespenstisch weiss an und waschen sich
nicht e inmal w'ährend der sechsmonatlichen Vorprüfung, erneuern
jedoch öfters den weissen
Anstrich. Während der ganzen
Periode ihrer Einweihung leben ,
sie gleich den Lilien des Feldes,
und werden auf gemeinsame
Kosten des Dorfes oder der
Gemeinde unterhalten. Die
Nkimba leben grösstentheils
von ihren Mitbürgern getrennt
und scheinen jede Berührung
mit ihnen, besonders aber mit
weiblichen Personen und Kindern
der Gemeinde zu meiden,
deren Gegenwart als nicht
wünschenswerth und sogar befleckend
betrachtet wird, weil
sie nicht in die Geheimnisse
Ein Nkimba.
des heiligen Mysteriums eingeweiht sind. Wenn darum die
Nkimba auf der Strasse sind, so kündigen sie ihre Anwesenheit
durch eine A rt trommelnden Lärmens wie „ d u r r - r - r ! “
a n , und dann müssen alle Fremden, — d. h. alle welche
nicht Mitglieder ihrer Freimaurerschaft sind — die Strasse
räumen. Sollten sie sich sträuben, so werden sie von den
Nkimba angegriffen und weidlich mit O O den Stöcken durchgeprügelt,
welche diese hässlichen Geschöpfe führen. Hässliche
Geschöpfe sind es in der That und sie regen die
■ IlkU
beständig wiederkehrende Frage an: „warum macht der
Mensch so oft aus seinen religiösen Gebräuchen einen
Schrecken seiner Mitmenschen?“ Ausser dem weissen kalkigen
Anstrich oder der Paste, welche die von Natur russige
Haut der Nkimba-Novizen bedeckt, schmücken sie auch,
wenn sie es irgendwie machen können, ihre Köpfe mit einer
seltsamen Weidenkrone oder -Käfig, an welche kleine flimmernde
Streifen von scharlachrothem Tuch oder die Federn
glänzend befiederter Vögel befestigt werden. Ausserdem
tragen sie um die Taille einen weiten hölzernen Reif oder
Gurt, der oft wunderbar mit eingeschnitzten Figuren geschmückt
ist, und von ihm hängt ein langes dichtes Hemd
von getrocknetem Grase oft bis auf die Knöchel herunter,
welches öfters durch ein inneres Gerüst gleich einer Krino-
line vom Körper abstehend gehalten wird. Oft hängen auch
Garben oder Bündel von Gras von Schultern und Nacken
herunter, aber ich glaube, dass diese Zugabe die Erreichung
eines höhern Grades der Einweihung kennzeichnet.
Ein merkwürdiger Theil dieser halbreligiösen Gebräuche
ist die Erlernung einer heiligen mysteriösen Sprache, welche
von dem Nganga, der bei allen diesen Gebräuchen die
Leitung hat, den Schülern gelehrt wird, welche beschnitten
und in die Brüderschaft aufgenommen sind. Diese Sprache
wird nie den Frauenzimmern gelehrt, und bislang ist auch 0 7, O
kein Europäer im Stande gewesen, ihre Natur zu ergründen.
Ich habe Männer sich darin unterhalten hören und zwar
ganz offen, und ich erkannte auch die meisten Vorsilben der
Bantu und sonstige Uebereinstimmung mit ihrer Sprache,
aber die wirklichen Wörter waren mir unbekannt. Möglicherweise
bildet es eine alte oder mehr veraltete Form der
Bantu-Sprache, die fü r religiöse Zwecke erhalten geblieben
ist — wie das Sanskrit, das Kirchenslawische oder das Latein —