rauchend mit den eingeborenen Häuptlingen, sein Gesicht
leuchtend vor Behagen über ihre naiven Bemerkungen und
im Tragen seines Kopfes doch die leicht stolze Haltung ver-
rathend, welche diese afrikanischen Häuptlinge stets mit
einem wirklichen Respekt vor seinen Wünschen und dem
Drange, seine Freundschaft zu erhalten, erfüllt. Wer Stanley
in diesem Momente beobachtete, konnte sich eine Vorstellung
von dem grossen Einflüsse machen, welchen er über den
Geist der Eingeborenen am Kongo ausübt, und wie dieser.
Einfluss, wohin immer Stanley’s Name drang, friedlich wirken
müsse, da es kaum weniger erfolglos sein würde, einen von
Stanley’s Freunden als gar ihn selber anzugreifen. Stanley
wandte sich plötzlich um, als der Chef der Station mich
anmeldete, und bewillkommnete mich in höchst herzlicher
Weise; dann entliess er die eingeborenen Häuptlinge, welche
mich neugierig angafften, weil sie mich fü r Bula Matade’s
Sohn hielten, und schickte Dualla fort, Thee zu bringen.
Dualla war ein hübscher Somali-Bursche, der Sohn eines
Polizeichefs zu Aden und in vielen europäischen und afrikanischen
Sprachen bewandert. E r war Stanley’s Leibdiener
am Kongo seit 1879.
Am ersten Abend meines Hierseins bildeten wir eine
grössere Gesellschaft — im ganzen 27 Weisse — mehr als
das Speisezimmer bequem fassen konnte; es wurde deshalb,
da der Abend herrlich schön und still war, die lange Tafel
im offenen Mondschein unter den zackigen Klippen aufgeschlagen,
und hier sassen wir noch lange nachdem der
Tisch abgedeckt war, im Genuss der balsamischen Nacht,
und horchten den allezeit lebhaften Schilderungen von Stanley’s
frühem afrikanischen Erinnerungen, in diesem Falle
erhöht durch eine solche glänzende mise en seine der E rzählungen,
wie Vivi, die schwarzen Berge, der rauschende
Strom und das sanfte Mondlicht sie leisten konnten. Die
Station Vivi liegt etwa 110 m über dem Meere und gegen
83 m über dem Strom. Die vorspringende Masse des
Hügels, auf welchem die Station liegt, erhebt sich noch
etwas nach dem Flusse zu und ist fast unzugänglich ausser
von der Landseite, oder vermittelst eines Pfades, welcher
sich vom Flussufer hinaufwindet. Zur Linken dieses steil
abfallenden Hügels nährt ein kleiner Bach, der sich in
dünnen Cascaden durch eine Reihe kleiner Fälle in dem
blaugrauen Felsen hinabstürzt, einigen Pflanzen wuchs und
sogar einige malerisch hängende Bäumchen, und befruchtet
die grossen Gärten und Bananen-Anpflanzungen, welche im
Thale angelegt sind. Dieser Bach hält fast das ganze Jah r
hindurch Wasser, nur in der trockenen Jahreszeit versiegt
er bisweilen ganz, sodass man ihn doch nicht als den Wasserversorger
von Vivi ansehen darf, obgleich sein Wasser zum
Trinken angenehmer ist als das des Kongo, welches, obwol
durchaus gesund, doch viel sandigen Niederschlag mit sich
führt und oft wie schwacher Thee schmeckt. Au f der
gegenüberliegenden Seite des Berges von Vivi öffnet sich
ein anderes Thal voll mannichfaltig gefärbter grüner Bäume,
das sich hebt und senkt, bis es die entfernten abgerundeten
Flächen erreicht, die sich über dem „Höllenkessel“ erheben.
Hinter Vivi thürmt sich eine ungeheuere Felsenmasse zum
Himmel auf, dürftig bedeckt mit Pflanzengruppen und überragt
von grossen Steinblöcken, welche wie die Reste eines
Cairn oder eines Druiden-Tempels aussehen.
Eine Beschreibung von einer der Stationen Stanley’s zu
liefern ist keine sehr verlockende Aufgabe, weil sich, noch ehe
die Beschreibung gedruckt und veröffentlicht ist, der Platz
•vielleicht von Grund aus verändert hat; in der That geht
die Entwickelung der Dinge am Kongo einen so raschen