der heftige Wind darunter griff; ohne eine Stelle zum
trocknen Verstauen des Gepäcks, das vielmehr auf dem Boden
des Bootes umherlag oder, wenn es schwimmfähig war, hier
u n d da im Regen wasser umherschwamm, welches trotz des
steten Ausschöpfens oft sechs Zoll über dem Kiel des Leichters
stand; unter solchen Umständen hatten wir keine andere
Wahl als mit dem Rudern aufzuhören sobald es regnete,
das Boot auf Grund zu setzen und uns nach zeitweiligem
Schutz umzusehen, wo wir und die Theile der Ladung,
welche von Durcknässung am ehesten Schaden nehmen
konnten, die Rückkehr bessern Wetters in Sicherheit abr
warten mussten. So hatten wir kaum das Kallina-Vorgebirge
umfahren, als ein Regenstrom uns zwang, das südliche Ufer
des Pfuhls aufzusuchen, wo die Dörfer von Kinschascha liegen.
Die Sansibar er, welche sich auf die Anzeichen des Wetters
verstanden und einen ganzen Regentag vorhersahen, wünschten,
dass ich aussteigen und in einer Negerhütte Zuflucht suchen
sollte; .aber elend wie ich mich fühlte bei dem fortwährend
strömenden Regen und mit den Füssen zolltief im Wasser
stehend, zauderte ich ihnen zu willfahren, denn erst eine
Woche zuvor war der Chef von Leopoldville in friedlicher
Absicht hierher gekommen und im Dorfe einquartiert, als
er mitten in der Nacht von feindlichen Eingeborenen herausgetrieben
wurde, welche die Ankunft eines weissen Mannes
in ihrem District mit leicht erregtem Verdacht betrachteten.
Würden sie mich irgendwie besser empfangen oder mir eine
sichere Zuflucht vor dem Regen gewähren? Ich fragte mich
ob wir,' im Falle sie uns nicht allein die Gastfreundschaft
versagten, sondern uns sogar angreifen und berauben würden,
in der Lage seien, ihnen • zu widerstehen. Meine Zweifel
wurden indessen bald beendet. Die Aussicht, langsam den
ganzen Tag durchweicht zu werden und rheumatisches Fieber
zu bekommen, oder sonst in gedrückter Stimmung nach
Leopoldville zurückzukehren, war noch unangenehmer, als
-sich unter die launischen Neger zu wagen, weltehe vielleicht
selber vom Wetter herab- und weicher gestimmt waren.
-So verliess ich das Boot, nahm einige nothwendige Gepäckstücke
mit mir, und schritt durch das lange nasse Gras dem
Dorfe zu, wo zu meiner angenehmen Ueberraschung die
Einwohner mich gastfreundlich empfingen und mich sofort
in eine bewohnte Hütte luden, wo ich bleiben und mich
trocknen konnte, bis eine unbewohnte Hütte aufgefunden
und zu meiner Verfügung gestellt wurde- Die übrigen In sassen
der Wohnung bestanden ausser den vielen beständigen
Besuchern aus einem Mann in mittlern Jahren, der sein
Haar en chignon aufgebunden hatte, einer Frau mit einem
Säugling an. der Brust, deren Stirn mit einem scharlach-
rothen Streifen geziert war, und einem alten Mann, vielleicht
einem heruntergekommenen Onkel der Familie.
Nach dem durchdringenden Regen und der dichten
Feuchtigkeit draussen bildete die trockene Wärme des
Innern einen wohlthuenden Gegensatz und ich legte mich
auf einem hohen Mättenbett in behaglicher, gesammelter
Stimmung nieder. Ein Holzfeuer brannte in der Mitte der
Hausflur, welches dazu diente meine Kleider zu trocknen,
doch that der Rauch von dem brennenden Holze meinen
Auo-en bös weh. Als die F rau dies bemerkte, nahm sie die
brennenden Scheite aus dem Feuer und liess nur die reine
helle Asche auf dem Herd zurück. Das Haus war rem
und nett und verschiedene niedliche Gegenstände hingen an
den Wänden herum. Lange Pfeifen mit kleinen Köpfen,
ein Klarionett, eine weisse Matrosenmuck 1 (Geschenke von
1 Gerade aufstellende Tassen mit Henkel, wie sie auf den Seeschiffen
üblich sind. (D* Uehers.)