Von den Katzen (Felidae) ist am Kongo der Leopard
der am besten gekannte und am meisten gefürchtete Repräsentant.
Die Eingeborenen nennen ihn häufig den „grossen
H e rrn “ , und wenn ein Leopard getödtet oder in der Falle
gefangen ist, so halten alle benachbarten Dörfer ein all-
gemeines Freudenfest ab, währenddessen alle Sklaven die
Arbeit ruhen lassen dürfen.
Vom Löwen, welcher an der ganzen Küste zwischen
dem Kongo und Sierra Leone nicht vorkommt, hört man
am Stanley-Pool zuerst reden; weiter nach dem Innern zu
kommt er unzweifelhaft vor. Einige der einflussreichem
Häuptlinge besitzen Löwenfelle. Makoko, der Häuptling
der Bateke, empfing Brazza auf einem solchen Fell sitzend,
welches jetzt nebst den ändern Abzeichen seiner Würde
auf seinen Nachfolger übergegangen ist. Die Eingeborenen
beschreiben das Auftreten und ahmen das Brüllen des
Löwen so gut nach, dass es keinem Zweifel unterliegt,
dass sie mit dem König der Thiere in Berührung gekommen
sind. Ich habe verschiedene Dörfer am nördlichen oder
westlichen Ufer des Kongo sorgfältig gegen den befürchteten
Angriff des Löwen verbarrikadirt gesehen; in diese verpalis-
sadirte Festung wurde jeden Abend das lebende Vieh zusammengetrieben.
Weiter bekundeten die Sansibarer, dass,
als sie einst in einem Dorf Namens Gantschu, fast gegenüber
denWabuma, hatten Hühner kaufen wollen, sie nachts
in ihre Kanoes gekrochen seien und vorgezogen hätten, auf
dem W asser zu schlafen, weil der Löwe so laut in der Nähe
gebrüllt habe.
Zwei oder drei Arten Tigerkatzen sind sehr gemein und
vernichten viele Hühner. Die eine scheint Felis serval zu
sein; die andere hatte ich keine Gelegenheit zu bestimmen.
Die Hyäne wird öfters von den Eingeborenen angeführt,
und nach ihren Erzählungen zu urtheilcn dürfte es die gestreifte
sein. / Die Zibetkatze ( Viverra) steht hoch im Preise
wegen ihrer Drüsentasche, scheint indessen nicht häufig vorzukommen.
Gennetkatzen trifft man beständig O an,7 sie 0g eben^
reizende Hausthiere ab. Ihre Jungen sind die unterhaltendsten
kleinen Geschöpfe, die man sich denken kann, und entwickeln
in ihrer Jugend mehr Muthwillen als irgendein
anderes Thier.
Der einzige Vertreter des Hundegeschlechts am Kongo
ist Canis lateralis, der seitlich gestreifte Schakal. Der
schwarzrückige Schakal mag auch Vorkommen, ich habe
aber nie eine Spur von ihm entdeckt. Potamogale, der
merkwürdige otterartige Insektenfresser, bewohnt möglicherweise
den obern Strom, nach den von den Eingeborenen
gebrachten Fellen zu schliessen. Auch habe ich Glirysoclilorus,
den Goldmull, gesehen.
Der Manati (Manatus) überschreitet, so viel wir wissen,
niemals die Wasserfälle des Kongo, sondern hält sich nur
im untern Strome auf. Eine Art des Flussdelphin, die vielleicht
mit der des Amazonenstromes verwandt ist, wird ge- 7 O
legentlich im untern Kongo sowie an der Mündung gefangen.
Ich habe einen Schädel gesehen, der von ihm herrühren sollte.
Elefanten werden sehr häufig am obern Kongo angetroffen;
jeden Morgen kann man bei der Stromfahrt die Spuren ihrer
Verwüstungen der letzten Nacht sehen. Sie scheinen eine
Neigung zu leichtfertiger Zerstörung und Verschwendung zu
haben, da sie wie die Papagaien und Affen nur ein Viertel
der geraubten Nahrung wirklich verzehren und den Rest
rechts und links in ausgelassener Laune verstreuen. So
sieht man auf den Inseln des obern Stroms, auf welchen die
zierlichen Borassus-Palmen, jene blaugrünen Palmen mit ihrem
Klumpen orangefarbiger Früchte, zu Tausenden wachsen,