Thier. Der Charakter dieser Hunde ist insofern bewunderns-
werth, als sie nie bellen, da sie höchstens infolge starker
Aufregung sich durch eine lange Klage oder Geheul Luft
machen. Gegen Europäer sind sie gern bissig und unzuverlässig,
aber die Anhänglichkeit zwischen ihnen und ihren
afrikanischen Herren geht tief und wird voll erwidert. Sie
werden von den Eingeborenen als eine köstliche Speise betrachtet
und gelten für einen solchen Schmaus, dass nach
allerdings ungeschriebenem Gesetz blos das stärkere Geschlecht
IBld ie Männer — an einer Mahlzeit Hundebraten
theilnehmen dürfen.' Die Katzen am Kongo sind hager,
lansbeinie und hässlich und kommen o o in allen möglichen
Farben vor. Scheckige sieht man am häufigsten. Diese
Katzen sind ausgezeichnete Maus- oder besser Rattenfänger,
und helfen die Dörfer der Eingeborenen von den kleinen
schwarzen, sie heimsuchenden Ratten befreien.
Das Hausschwein wird viel gehalten und sein Fleisch
häufig von den Kongostämmen gegessen. Ich bin nicht der
Meinung derer, welche muthmassen, dass das Schwein ursprünglich
von den Portugiesen nach Westafrika und den
Kongoländern eingeführt wurde. Das Schwein ist in seinem
Zustande als Hausthier unter den Bantu-Rassen quer durch
Afrika verbreitet und trägt überall denselben Namen. Im
Kijansi heisst es „Ngulu“ und im Kisuaheli von Sansibar ist
es bekannt unter dem Namen „Nguruwe“ oder „Nguluwe.“
Es ist ein schwarzes, borstiges, hochschulteriges Thier und
hat viel Aehnlichkeit mit dem irischen Windhundschwein.
Gleich den meisten afrikanischen Hausthieren stammt es ursprünglich
wol aus Asien.
Das Geflügel am Kongo ist klein und gemischter Herkunft.
Die Hennen sind aber gute Eierleger, und da die
Eingeborenen selten Eier essen, dagegen den Hühnern erlauben,
die von ihnen gelegten Eier auszubrüten, so lebt das
Hausgeflügel scharenweise in den Dörfern und ist ein nie
versiegender Handelsartikel.
Die Bisamente hat sich bis zum obern Kongo von der
Küste aus verbreitet, wohin sie im 17. Jahrhundert von den
Portugiesen gebracht wurde.
Von den am meisten angebauten Pflanzen und Bäumen
sind zu erwähnen Cajanus indicus, der Maniok, die süsse
Kartoffel, Mais, Erdnüsse, Taback, Zuckerrohr, Bananen
und Oelpalmen. Zu den von den Portugiesen der Westküste
eingeführten Pflanzen gehören die Ananas, Apfelsinen,
Citronen, Melonen und eine kleine ausgeartete Sorte Kohl.
Es ist eine merkwürdige Wahrnehmung dass, während
man den asiatischen Ursprung der meisten afrikanischen
Hausthiere verfolgen kann, die Culturpflanzen dieses Landes
zum grössten Theil von Amerika eingeführt zu sein scheinen.
Man kann sich nur schwer vorsteilen, wie dieses Volk hat
leben können, bevor Mais, Maniok, Erdnüsse und süsse
Kartoffeln von den Portugiesen und ändern europäischen
Nationen seit dem 16. Jahrhundert an die afrikanischen
Küsten gebracht wurden.' Die Entdeckung Amerikas hat
einen nachhaltigen Eindruck auf die Entwickelung des
dunkeln Welttheils hinterlassen.
Die Häuser der Dörfer am obern Kongo unterscheiden
sich im Riss und Material nicht wesentlich von den bereits
bve schriebenen des untern Kongo. Sie sind alle rechtwinkeljÖtr
und länglich viereckig gebaut, mit schiefen Dächern und
weiten Verandas. In Bolobo entwickelte man einiges Geschick
beim Bau, und theilte sie in verschiedene Zimmer
oder Abtheilungen. Die Versuche mit dem Hausgeräth ver-
rathen eine entschiedene Verbesserung gegen die Bakongo.
Stühle und Sitze werden aus einzelnen Holzblöcken aus-
Johnstost, Der Kongo. • 20